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Stürmisches Paradies

Stürmisches Paradies

Titel: Stürmisches Paradies
Autoren: Michelle Beattie
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wissen, dass hier jemand ist, mit dem ich reden kann und der mich nicht hasst.«
    Er nickte und breitete die Arme aus. Alicia trat hinein und spürte, wie die Last ihrer Entscheidung leichter wurde. Es würde nicht leicht werden. Sie wusste das. Es war schon als Inhaberin einer Firma schwierig gewesen. Sie konnte sich die Unannehmlichkeiten nur vorstellen, die auf sie zukommen würden, wenn ihre Schwangerschaft offensichtlich wurde. Aber mit Charles an ihrer Seite wusste sie wenigsten, dass sie es schaffen konnte.
    »Vielen Dank«, schluchzte sie.
    »Du hast einen ziemlich schwierigen Weg gewählt, Alicia. Aber wenn du die Werkstatt weiterbetreiben willst, dann werde ich verdammt nochmal alles -«
    Seine Worte gingen im Lärm unter, als Kanonenfeuer über Port Royal ertönte.

24
    »Land in Sicht!«
    »Endlich«, murmelte Blake und zog sein Fernglas heraus, durch das er die unverwechselbaren Umrisse von Tortuga sah. Die Insel schien ungewöhnlich belebt zu sein, wenn man die Vielzahl der Schiffe als Indikator nehmen konnte, die vor dem einzigen Hafenzugang ankerten. Blake schob das Fernglas zusammen, korrigierte sein Steuerruder ein wenig und nahm direkten Kurs auf die Küste.
    Seit sie St. Kitts verlassen hatten, waren sie zwar ein paar Mal an Land gegangen, aber immer nur so kurz wie möglich, da Blake so schnell wie er konnte wieder zurück auf See wollte. Während der vergangenen Monate hatte er seine Mannschaft hart rangenommen, und ihre vollen Taschen waren der beste Beweis dafür.
    Leider hatte das Meer nicht mehr dieselbe Anziehungskraft auf ihn wie früher. Sein Schiff, das Einzige, was ihn sonst immer zur Ruhe gebracht hatte, war zu einer endlosen Ansammlung von Erinnerungen geworden, die immer gerade den ungeeignetsten Moment auswählten, um an der Oberfläche aufzutauchen.
    Er wäre beinahe erschossen worden, als ihn die Pistole eines Feindes urplötzlich daran erinnerte, dass Alicia sich solch eine Waffe an den Oberschenkel gebunden hatte, und Blake hatte einen Moment zu lange gezögert, da ihm das Bild von Alicias bloß mit der kleinen Pistole bekleidetem Körper schier die Sinne verwirrte. Gerade noch rechtzeitig, damit er zur Seite springen und einen Schuss abfeuern konnte, um nicht umgebracht zu werden, war er wieder zur Besinnung gekommen, doch es war verdammt knapp gewesen.
    Ein anderes Mal waren sie in Nassau an Land gegangen. Er hatte eine Frau erblickt, deren Gang ihn an Alicia erinnerte, obwohl sein Verstand genau wusste, dass diese in Port Royal war. In seiner Aufregung war er der Dame hinterhergerannt, nur um von ihrem Sonnenschirm eins übergezogen zu bekommen, als er sie am Arm packte und zu sich herumdrehte.
    Das war schon vor Wochen passiert, und seither war er nicht an Land gegangen. Er hatte bis zur völligen Erschöpfung geschuftet, aber selbst das war manchmal nicht genug gewesen. Das Bett erinnerte ihn an Alicia, und es gab Zeiten, wo er sie sogar in seinen Träumen roch.
    Und dann waren da noch Nate und Vincent, oder vielmehr deren Abwesenheit. Das Schiff war so still. Wer hätte geahnt, dachte Blake, als er den Befehl gab, die Segel zu trimmen, dass er Vincents Genörgel oder Nates ständige Sticheleien vermissen würde? Doch das tat er. Er hatte sich nicht selten umgedreht, um Nate eine Frage zu stellen, nur um festzustellen, dass ihm nichts als Luft gegenüberstand. Niemand pfiff falsch vor sich hin, und keiner neckte den anderen freundschaftlich. Nichts war so, wie es früher gewesen war, und obwohl Blake gewusst hatte, dass es so sein würde, als er seinen Freunden Lebewohl gesagt hatte, war ihm doch nicht klar gewesen, wie sehr ihm die Veränderungen weh tun würden.
    »Lasst den Anker fallen!«, rief er.
    »Kapitän? Wie lange werden wir bleiben?«, fragte sein neuer Bootsmann vom Hauptdeck herüber. Der Rest der Mannschaft hielt bei ihrer jeweiligen Tätigkeit inne und lauschte interessiert.
    Blake entschied, wenn ihn die See schon nicht von Alicia ablenken konnte, dann würde er dem Land eine Chance geben. »Vier Tage, in Ordnung?«
    Es war die längste Zeitspanne, die sie irgendwo Halt gemacht hatten, seit sie St. Kitts verlassen hatten, und alle jubelten. Sie erledigten den Rest ihrer Aufgaben in Rekordzeit, und schon bald durchzog das Langboot das Meer auf dem Weg ans Ufer.
    Blake machte sich schnurstracks auf den Weg zur Dublone . Da er sich ohnehin besinnungslos trinken würde, konnte er das ebenso gut mit einem Freund zusammen erledigen.
    Die Dublone war voller
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