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Stürmisches Herz

Stürmisches Herz

Titel: Stürmisches Herz
Autoren: Johanna Lindsey
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landeten, die die Herden hierhergetrieben hatten.
    Es wäre schön gewesen, wenn die Eisenbahn schon weiter vorgedrungen wäre, doch das war nicht der Fall. Deshalb hatten die Hartes nur bis Abilene relativ bequem reisen können. Dort kauften sie einen Wagen, auf den sie ihre Habseligkeiten verluden; es war ein alter Kasten, der bereits den Trail befahren hatte. Irgendwie wirkte es beruhigend, daß ihr Transportmittel schon einmal heil durchgekommen war.
    Courtney wäre viel lieber in den Osten zurückgekehrt und auf Umwegen nach Texas gelangt. Sie hatten auch ursprünglich vorgehabt, nach Süden zu reisen und die texanische Grenze im Osten zu überschreiten. Aber Sarah wollte ihre Verwandten in Kansas City besuchen, bevor sie sich im fernen Texas niederließ. Und als Edward dann von diesem Viehtrail erfuhr, der gefahrlos war und noch dazu an ihrem Ziel – Waco – vorbeiführte, bestand er darauf, daß sie diese Route einschlugen. Schließlich befanden sie sich bereits in Kansas, und wenn sie direkt nach Süden reisten, ersparten sie sich sehr viel Zeit. In Wirklichkeit wollte er es vermeiden, die Südstaaten zu durchqueren und die Zerstörung wiederzusehen, die der Krieg verursacht hatte.
    Dallas ritt zu der Farm voraus, die sie entdeckt hatten, und teilte ihnen bei seiner Rückkehr mit, daß sie die Nacht in der Scheune verbringen durften. »Es genügt für eine Nacht, Dr. Harte«, berichtete er Edward. »Es hat keinen Sinn, den Umweg von einer Meile nach Rockley in Kauf zu nehmen. Es ist ohnehin nur eine winzige Stadt. Morgen früh können wir dann direkt zum Fluß zurückfahren.«
    Edward nickte, und Dallas blieb jetzt neben dem Wagen. Courtney mochte ihn nicht besonders, genausowenig wie seinen Freund Hayden, der Sarah nicht aus den Augen ließ. Dallas war viel jünger als Hayden, etwa dreiundzwanzig, und interessierte sich für Courtney.
    Dallas sah auf seine Art gut aus, und Courtney hätte sich durch sein Interesse geschmeichelt gefühlt, wenn ihr nicht aufgefallen wäre, daß er jede Frau, die ihnen über den Weg lief, mit den Blicken verschlang. Ihr war klar, daß er sich nur deshalb für sie interessierte, weil sie das einzige weibliche Wesen weit und breit war, das für seinen Geschmack jung genug war.
    Courtney wußte, daß sie nicht attraktiv war, oder jedenfalls nicht genügend attraktiv, um von einem Mann beachtet zu werden. Sie hatte zwar schöne Haare und Augen, und ihr Gesicht war sogar hübsch, wenn man ihre füllige Gestalt übersah. Aber das bemerkten die Männer meistens nicht. Sie warfen einen Blick auf ihren rundlichen Körper und beachteten sie dann nicht mehr.
    Courtney haßte ihre äußere Erscheinung, aber Essen war oft das einzige, was sie tröstete, wenn sie sich unglücklich fühlte. Noch vor ein paar Jahren war es ihr gleichgültig gewesen, wie sie aussah. Wenn andere Kinder sie damit neckten, daß sie dick war, aß sie einfach noch mehr. Als sie sich schließlich mit ihrer Erscheinung befaßte, bemühte sie sich abzunehmen und schaffte es auch. Jetzt bezeichnete man sie nicht mehr als dick, sondern als rundlich.
    Etwas hatte sich allerdings nach der Heirat ihres Vaters zum Besseren gewandelt. Er begann, sich um Courtney zu kümmern. Während der langen Fahrt im Wagen unterhielt er sich sogar mit ihr. Sie führte das aber nicht auf die Heirat zurück, sondern auf das erzwungene Zusammensein. Nun, vielleicht war es doch nicht hoffnungslos, vielleicht würde er sie wieder so lieb haben wie vor dem Tod ihrer Mutter.
    Edward hielt vor einer großen Scheune an. Courtney, die ihr ganzes bisheriges Leben in Chicago verbracht hatte, konnte noch immer nicht verstehen, daß Menschen wie dieser Farmer, der herauskam, um sie zu begrüßen, bereit waren, fern von anderen Menschen zu leben. Courtney war gern allein, aber in einem Haus, das von anderen Häusern umgeben war, in denen andere Menschen wohnten. In der Abgeschiedenheit dieser Wildnis, in der die Indianer immer noch herumstreiften, hätte sie sich nie sicher gefühlt.
    Der Farmer war ein riesiger Mann, wog mindestens zweihundertfünfzig Pfund, und die haselnußbraunen Augen in dem rötlichen Gesicht strahlten sie freundlich an. Er sagte Edward, daß er in die Scheune fahren könne. Sobald das geschehen war, half er Courtney vom Wagen herunter.
    »Sie sind aber ein hübsches Mädchen«, stellte er fest, bevor er Sarah die Hand reichte. »Aber Sie sollten etwas Fett ansetzen, Süße. Sie sind mager wie eine Bohnenstange.«
    Courtney wurde
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