Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stürmische Eroberung

Stürmische Eroberung

Titel: Stürmische Eroberung
Autoren: H Dickson
Vom Netzwerk:
und ich werde ihm nichts lassen. Sie gefallen mir, Süße – und da bin ich nicht der Einzige. Vielleicht behalte ich sie auch gar nicht für mich, sondern gebe sie an einen lieben Freund weiter, wenn ich mit Ihnen fertig bin."
    Prudence erblasste. Dieser Kerl war wirklich gefährlich! Ängstlich sah sie sich um, aber es war weit und breit niemand zu sehen. Wie durch einen glücklichen Zufall bog in diesem Augenblick eine Kutsche aus einer Seitenstraße ein. Prudence war ganz gleich, wer darin saß, denn sie brauchte unbedingt Hilfe. Doch da wurde auch schon die Tür der Wagenkabine aufgestoßen, und jemand griff nach ihr.
    Jeffrey hielt ihr den Mund zu, um ihren Schrei zu ersticken, und schlug ihr kräftig mit dem goldenen Knauf seines Gehstocks gegen die Schläfe. Bevor Prudence ohnmächtig wurde, sah sie noch, wie Will Price sich über sie beugte.
     
    Als Arabella, gefolgt von ihrer Dienerin, den Kurzwarenladen verließ, konnte sie Prudence nirgends sehen. Auch in der Kutsche war die Schwester nicht. In höchster Sorge suchte Arabella umgehend Lucas auf, der glücklicherweise daheim war.
    Heiß stieg ihm das Blut in die Wangen, während er der Schwägerin lauschte. Jeffrey hatte Prudence entführt, da war er ganz sicher. Nachdem Arabella ihn eilig wieder verlassen hatte, um Thomas Bescheid zu geben, starrte Lucas mit zusammengepressten Lippen aus dem Fenster. Wenig später trafen sein Schwager und die Männer ein, die nach Jeffrey suchten, und sie überlegten verzweifelt, wohin man Prudence wohl verschleppt haben könnte. Doch alle Grübelei blieb fruchtlos. Dennoch wollte Lucas nicht eher ruhen, bis er Prudence wieder sicher in den Armen hielt. Allein der Gedanke, dass sie sich in der Gewalt seines wahnsinnigen Cousins befand, raubte ihm beinahe den Verstand.
     
    Prudence hatte keine Ahnung, wie lange sie besinnungslos gewesen sein mochte oder wo sie sich genau befand. Es war dunkel, und sie konnte nicht sagen, wie spät es war. Im Schein einer Kerze erkannte sie, dass sie in einem niedrigen Zimmer mit dunklen Deckenbalken lag. Ein modriger Geruch hing in der Luft, und an den Wänden blätterte der Putz ab. Die Matratze, auf der sie lag, war mit altem Stroh ausgestopft, und man hatte klamme Decken darüber gebreitet.
    Trotz pochender Kopfschmerzen, die sie Jeffreys Schlag verdankte, stand sie auf und ging schwankend hinüber zu einem winzigen Giebelfenster. Das Zimmer befand sich im obersten Stock des Gebäudes – einer Taverne, wie der Lärm von unten vermuten ließ. Außerdem schien ein Fluss in der Nähe zu sein.
    Mit Mühe erkannte sie durch die schmutzige Fensterscheibe zu ihrer Rechten den Tower, die hohen Masten der Schiffe und die Laternen an Deck der Boote, die die Themse hinauf zum Meer schipperten. Also hielt man sie irgendwo südlich der London Bridge in der Nähe des Hafens gefangen.
    Eilig untersuchte sie die Dachkammer. Es gab nichts als einen alten Schrank, einige zerbrochene Hocker und einen Stuhl mit dreckigem Bezug. Die Tür war selbstverständlich abgeschlossen. Seufzend legte Prudence sich wieder aufs Bett und harrte ihres Schicksals, wie ein Tier, das man in die Falle gelockt hatte. Der Gestank, der von der Straße heraufdrang, war unerträglich. Es roch nach Treibgut, Abfall und Armut.
    Vor lauter Panik konnte sie kaum noch atmen. Sie musste sich unbedingt beruhigen. Ihr blieb ohnehin nichts anderes übrig, als sich in diese missliche Lage zu fügen. Zuerst dachte sie noch daran, wild gegen die Tür zu klopfen, hatte aber zu viel Angst, Jeffrey oder Will Price könnten sie hören. Tränen der Verzweiflung stiegen ihr in die Augen. Entschlossen wischte Prudence sie fort und biss die Zähne zusammen. Was immer Jeffrey auch mit ihr vorhatte, sie würde bis zur Erschöpfung gegen ihn kämpfen.
    Als Stunde um Stunde verging, ohne dass jemand kam, rettete sie allein die Erinnerung an Lucas. Sie sehnte sich so schrecklich nach ihm! Er würde nach ihr suchen und nicht ruhen, bis er sie gefunden hatte! Oh Gott, wenn er nur bald käme!
     
    Einen Tag, nachdem seine Gemahlin verschwunden war, erhielt Lucas eine Nachricht. Darin wurde ihm mitgeteilt, dass etwas, das er suchte, in einer Taverne am Fluss in der Nähe von Wapping seiner harrte.
    "Wir müssen vorsichtig sein, Lucas", mahnte Thomas und betrachtete die angespannten Züge des Schwagers. Die schrecklichen Ereignisse waren für alle schwer zu ertragen, aber Lucas durchlebte seinen schlimmsten Albtraum.
    "Jeffrey geht es doch um dich ",
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher