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Streit Ist Auch Keine Loesung

Streit Ist Auch Keine Loesung

Titel: Streit Ist Auch Keine Loesung
Autoren: Christian Thiel
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haben große Probleme mit ihren charakterlichen Gegensätzen.
    Charakterliche Gegensätze stellen eine Partnerschaft gelegentlich auf die Probe. Für viele Paare sind sie eine wirklich harte Nuss, die es zu knacken gilt. In der ersten Phase des Kennenlernens, in der Zeit der Verliebtheit, stellen sich gegensätzliche Lebenseinstellungen, Angewohnheiten oder Eigenschaften noch ganz anders dar. Manchmal werden sie schlicht ignoriert, weil sie nicht ins Bild passen. Manchmal werden sie aber auch bewundert.
    Der andere ist anders – wie schön, wie interessant! Der neue Partner fährt zum Urlaub in die Berge – wie toll! Er legt die Wäsche völlig anders zusammen, als Sie es gewohnt sind, vermutlich so, wie er es aus seinem Elternhaus her kennt – wie putzig! Er ist sparsamer – wie interessant!
    Jeder Partner, jede Partnerin bringt neben verbindenden Eigenschaften eine Fülle von abweichenden, ja von gegensätzlichen Einstellungen mit. Anfangs registrieren die meisten Verliebten das mit Gelassenheit oder sogar mit Bewunderung. Sie lieben den anderen, gerade weil er anders ist! Diese bewundernde Haltung verfliegt aber allzu oft mit dem Nachlassen der Verliebtheit. Was Sie an ihm zu Beginn geschätzt haben, wird jetzt zum Problem.
    Schon wieder in die Berge – wie langweilig! Wie komisch er die Unterwäsche zusammenlegt – nicht so elegant wie ich es mache! Wie knauserig er ist – nicht zum Aushalten!
    Gegensätze sind eine gewaltige Herausforderung.
    Schnell lautet die Schlussfolgerung enttäuscht: Mein Gott, muss der andere so anders sein? Gegensätze sind eine starke Herausforderung für jede Partnerschaft. Wie wir uns ihnen gegenüber verhalten, hat einen großen Einfluss auf unsere Zufriedenheit in einer Partnerschaft. Wer oft mit dem Charakter des Partners oder der Partnerin unzufrieden ist, wer oft mit seiner Erbschaft hadert, der nährt kritische Gedanken über den anderen – und lässt damit den Streit in sein Leben.
    Unsere Aufgabe in einer Partnerschaft besteht darin, das Anderssein des anderen zu begreifen und uns positiv auf ihn einzustellen. Wir müssen lernen, mit den Augen des Partners zu sehen und mit seinen Ohren zu hören, wie Alfred Adleres einmal ausdrückte. Wir dürfen mit dem charakterlichen Anderssein des Partners oder der Partnerin nicht allzu viel hadern – das verträgt die Liebe nicht. Stattdessen müssen wir unsere Erbschaft verstehen – und annehmen.
    Zu sechst im Bett
    Schauen wir uns einen wichtigen Aspekt der Erbschaft einmal genauer an. Mit Ihrem Partner erben Sie nicht nur bestimmte Charakterzüge, Angewohnheiten und spezielle familiäre Eigenheiten, Sie übernehmen ebenso die wichtigsten Bindungen, die ihn oder sie in der Kindheit geprägt haben. Gewöhnt an das moderne Liebesideal, verschließen wir heute gerne unsere Augen vor dieser Tatsache. Wir verhalten uns in einer Partnerschaft so, als ob zwei Menschen ganz alleine aufeinander träfen, sich verliebten und dann beschlössen, gemeinsam durchs Leben zu gehen. Bildlich dargestellt sieht so ein Paar folgendermaßen aus:

    Zwei Kreise sind da zu sehen, sie schmiegen sich eng aneinander und bilden eine gemeinsame Schnittmenge. Dieses Bild ist mehr als nur trügerisch. Es ist vielmehr grundfalsch. In einer Partnerschaft entsteht ein sehr hohes Maß an Nähe. Es ist nur mit den engstenBindungen zu vergleichen, die wir in unserer Kindheit eingegangen sind: mit der Bindung an den Vater und an die Mutter, manchmal auch mit der Bindung an andere Bezugspersonen wie Onkel, Tanten oder Großeltern, wenn die Eltern ausgefallen sind.
    Wir alle bringen unsere frühen Bindungserfahrungen mit in eine Beziehung.
    Diese Bindungen tragen wir später in unserem Erwachsenenleben hinaus in die Welt. In jeder sehr großen Nähe greifen wir dann auf diese frühen Bindungen im Elternhaus zurück – sowohl auf die positiven als auch auf die negativen Erfahrungen. So gesehen treffen Sie auf weit mehr als nur ihn alleine, wenn Sie sich auf einen Partner einlassen. Sie erben immer auch seine frühen Bindungserfahrungen. Das gilt natürlich für beide Partner. Auch er erbt mehr als nur Sie selbst. Auch er trifft auf Ihre Erfahrungen im Elternhaus, auf Ihre Bindungen an Vater und Mutter – mit all ihren Eigenheiten.
    Dieses Konzept, sich eine Partnerschaft und ihre Lebendigkeit vorzustellen, wurde unter dem Schlagwort „Zu sechst im Bett“ von der amerikanischen Therapeutin Nancy WassermanCocola propagiert. Bildlich dargestellt sieht das dann so
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