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Streit Ist Auch Keine Loesung

Streit Ist Auch Keine Loesung

Titel: Streit Ist Auch Keine Loesung
Autoren: Christian Thiel
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„Der braucht aber dringend einen Psychiater!“, empfiehlt die beste Freundin. Wer solche Freunde hat, der nimmt besser Abstand davon, mit ihnen über die eigene Beziehung zu reden. Beide gießen Öl in ein ohnehin schon bedenklich loderndes Feuer.
    Freunde stärken uns den Rücken. Das ist zunächst einmal gut so. Schließlich sind Freunde ja auch genau dazu da. Freunde aber, die Ihnen ausschließlich recht geben, die Sie darin bestärken, im Recht zu sein, sich durchzusetzen und dass der andere doch einfach einen Hau hat oder gar dringend eine Therapie braucht – solche Freunde sind keine Hilfe, um sich nach einem Streit wieder zu beruhigen. Das Gleiche gilt für Freunde, die mit Unverständnis oder harscher Kritik auf Sie reagieren.
    Sie wissen jetzt, dass es am besten ist, einen Streit so schnell wie möglich zu beenden. Sie wissen auch, wie Sie sich beruhigen können, wenn es doch zum Streit gekommen ist. Aber, so ließe sich einwenden, könnte die Zuspitzung der Auseinandersetzung nicht auch vermieden werden, wenn es Ines und Markus gelänge, anders miteinander zu streiten? Ist faires Streiten also vielleicht die Lösung?

Ist faires Streiten möglich?

    Bei Wut hilft faires Streiten nicht
    Wie wäre es, wenn beide Partner sich verpflichteten, während eines Streits fair zu bleiben? Keine Vorwürfe, kein erhobener Tonfall. Dieser Vorschlag steht seit einigen Jahrzehnten im Raum. „Faires Streiten“ heißt dieses Konzept und es hat mehrere Teile. Zunächst einmal sollen Streitende sich aktiv zuhören. Sie sollen das, was der andere zu sagen hat, nicht einfach mit Gegenargumenten kontern, sondern erst einmal wiederholen, wie sie es verstanden haben. Sie sollen Verständnis signalisieren, Ich-Botschaftenformulieren – „Ich finde, dass du übertreibst“ statt „Du übertreibst.“ So soll dem Streit seine destruktive Kraft genommen werden.
    Ist faires Streiten also die Lösung für das Streit-Problem? Nein, weil faires Streiten schlicht nicht funktioniert. Der Grund: Es ist unmöglich, dem Partner gegenüber gleichzeitig wütend und ihm zugewandt zu sein. Bestenfalls kommt eine seltsame Mischung von beidem heraus. Im schlimmsten Fall aber wird der Streit nur einfach ein bisschen länger dauern als ohne die Bemühung, fair zu streiten.
    Erst wenn die Wut verklungen ist, wenn Ruhe und Besinnung wieder einsetzen, dann haben aktives Zuhören, Ich-Botschaften und all die anderen Werkzeuge aus dem Baukasten der Anhänger des fairen Streitens eine gute Chance. Wenn Sie also schon einmal in erregtem Zustand versucht haben, Ihrem Partner eine Ich-Botschaft zu sagen, und das Ergebnis niederschmetternd war – dann wissen Sie jetzt, warum. Es ist nicht möglich, denn es kommt nur zum Teil darauf an, was Sie sagen. Auch der Ton macht die Musik.
    Solange Ihr Puls über 95 ist, kommt eine Anwendung des fairen Streitens nicht in Betracht. Manche Experten empfehlen sogar einen Pulsmesser, um bei Konflikten nicht das Unmögliche zu versuchen: von einem von Adrenalin und Cortisol überfluteten Partner Verständnis und Einfühlung zu erwarten.
    Ziel: Wie sieht Ihr Partner die Sache?
    Haben sich die Gemüter beruhigt, kann das Repertoire der Fairness in der Tat eine Menge zur Lösung von Paarkonflikten beitragen. Oder zumindest dazu führen, dass der Austausch der – möglicherweise unvereinbaren – Positionen in zivilisierter Form abläuft und Sie dadurch eine Menge über die Sicht Ihrer Partnerin oder Ihres Partners erfahren. Denn das ist das eigentliche Ziel des fairen Streitens: Sie sollen lernen, wie Ihr Partner die Sache sieht. Sie sollen erleben, dass auch Ihr Partner Ihre Position versteht, wenn es auch nicht die seine ist. Und dann sollen Sie beide besser in der Lage sein, eine für Sie passende Lösung zu finden.
    Männer streiten anders
    „Auf meinen Partner trifft Ihre Beschreibung aber überhaupt nicht zu. Er ist bei Streiten immer völlig ruhig.“ Das ist ein häufiger Einwand von Frauen an dieser Stelle. Viele Männer reagieren auf Streit in der Beziehung in der Tat äußerlich absolut ruhig. Sie wirken für einen Unbeteiligten sogar regelrecht gelassen.
    Dies liegt daran, dass sie ihrer inneren Unruhe durch äußere Ruhe begegnen wollen. Sie wollen sich im Griff haben. Wie ein Mann sich wirklich fühlt, das erkennen Wissenschaftler eher an einem Pulsmesserals an seinen beherrschten Gesichtszügen, seinem ruhigen Tonfall oder seinen genau abgewogenen Worten.
    Manche Männer bekommen schon, wenn sie allein
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