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Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Titel: Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
Autoren: Bill Bryson
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us e i n e m F l ugz e ugf e nster m e hr g e seh e n a l s endlose, goldene Felder, so groß w ie Belgien, si c h w i ndende F l üsse und sch w arze H i gh w a ys, so dünn w ie Ble i st i ftstri c he und so schnu r gerade w ie straff ges p annte Dr ä hte. U nd i mmer s c hien die Weite f a st leer zu se i n. M a n gl a ubte, w e nn m a n s e ine Aug e n nur genügend a nstrengte, könnte m a n b i s nach Los Angeles blick e n, selbst w e nn m a n sich über Kansas bef a nd. Doch hier w ar die L a ndsch a ft so perfekt und aufg e räu m t w ie die Kul i sse einer Modelleisenbahn. A ll e s w ar so grün, so k o m p a kt, so ordentlich, so bezaubernd, so... europäisch. Ich w ar h i ngeriss e n und bin es noch heute.
    Ich hatte e i n e n gelb e n Ru c ksack dabei, der so enorm groß w ar, daß ich bei der Zolla b fert i gung halb d a m it rechnete, g e fragt z u w erden, » I r g e n d w a s zu verzollen? Z i garetten? A l kohol? Ein totes P ferd ? « , und verbrachte den T ag da m i t , unter sein e m G e w i c ht durch die alten Straßen der Stadt Lux e m b urg zu torke l n. Ich b e fand mi c h in e i n e m Zust a nd aufg e kratzter Ben o mmenheit - e i ne ung e w o hnte Mischung aus Aufgereg t heit, Ers c höpfung und i nt e ns i ver optis c her Anregung. A ll e s w i r kte so lebend i g, so stark konz e ntriert und n e u. Ich fühlte mi c h w ie j e m a nd, der zum ersten Mal i ns Freie tritt. Es w a r alles so anders: die Sprache, das Geld, die A utos, die Nummernschilder d e r Autos, das Brot, das Essen, die Zeitungen, die P arks, die Mens c hen. Nie zuvor hatte i c h eine Kr e uzung m it Zebrastre i fen ges e hen oder eine S traßenbahn oder ein e n unges c hnitt e n e n Laib Brot (allein die Möglichkeit w äre m ir nie i n den Sinn gek o mmen). Nie z uvor hatte ich g e seh e n, daß j e m and eine Baskenmütze trägt und dennoch ernst gen o mmen w ird, daß Leu t e j eden einzelnen Best a nd t eil ihres A b e ndess e ns i n e i n e m a nd e ren Lad e n k a ufen und ihre eigen e n Eink a ufst a sch e n mitbring e n. Nie zuvor hatte i c h g e fieder t e Fasane und e n t h ä utete K a n i n c hen i m Fenster e i ner Met z gerei h ä ngen s e h e n oder einen S c h w e i nekopf, der grinsend a uf e in e m T eller liegt, oder ein P äckch e n Git a nes oder den Mi c hel i n-Mann. U nd die L e ute - das w ar e n Lux e mbu r ger. Ich weiß ni c ht, w arum m i ch das so i n Erstaunen verset z te, aber das tat es. I mmer w i eder dachte i ch, » D er Mann da drüben, das i st e i n Lux e mbu r ger. Und das Mädchen a u c h. Sie haben no c h nie v o n den N e w York Yankees gehört, und die T itel m elodie von The Mick e y Mouse Club k e nnen sie auch ni c ht. Das hier ist eine a ndere Welt.« E s w ar einfa c h w underbar.
    Am Na c hmitt a g stieß i c h a uf der P ont A dolphe, ho c h über der Sch l ucht, die sich quer d urch die Stadt z ieht, auf m e in e n p ickel i gen Nachbarn aus d e m Flugz e ug. Ebenfal l s m it e i n e m ri e sig e n Ru c ksa c k auf d e n Schulte r n trottete er zurück i n Rich t ung Z e nt r u m . I c h begrüßte ihn w i e ein e n Fr e und - sch l ießlich w ar er unter den 300
    Million e n Mensch e n in Eur o pa der einzige, den ich k a nn t e. Meine fieberh a fte Aufr e gung teilte er allerdings ni c ht.
    » H ast d u ein Z i mmer bek o mmen ? « fragte er finster.
    » N e i n . «
    » I c h k a nn einfach keins f i nd e n. Ich hab schon überall g e fr a gt. Alles ist voll . «
    » Wi r kli c h ? « Besorgn i s legte sich w ie e i n S c hatt e n über mich. Das könnte z u e i n e m P roblem w e r den. Bis dah i n hatte i c h mich noch nie in e i ner S i tua t ion b e funden, in der ich mi c h s e lbst um e i n B e tt für die Nacht kümmern mu ß te. Ich bin davon a usg e gang e n, nur e i n kl e in e s Hotel aufsuch e n zu müssen, w e nn ich die Zeit für g e k o mmen hielt, und d a m i t w äre die Sache erl e digt.
    » Sc heißstadt, S c hei ß -Lux e mburg « , s a gte me i n Freund mit überraschender U nverb l ü m t heit und trottete w eiter.
    Ich fragte i n einer R e ihe von mehr oder w e niger s c häb i gen Hotels in der Umgebung des H a uptbahnhofs na c h ein e m Z i mmer, ab e r nirg e nds w ar e t w a s frei. Ich ging w e i ter stadtau s w ärts und versuchte me i n G l ü c k unte r w e gs in an d eren Hotels, aber ohne E r folg, und e s dauerte nicht l a nge - die Stadt Lux e m b urg ist n ä mli c h ebenso k o m pakt w ie reizvoll -, und i ch stand a n e iner L a
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