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Strandglut 27 Short(s) Stories

Strandglut 27 Short(s) Stories

Titel: Strandglut 27 Short(s) Stories
Autoren: Nika Lubitsch
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einem Wagen, wieder ging es fast kopfüber bergab, sie kreischten und lachten, Marcs Schokoladeneisfinger hinterließen Flecken auf ihrem weißen T-Shirt.
    „Sie haben einen bezaubernden Sohn“, sagte Sandra als Robert sich wegen der Flecken entschuldigte. „Und Sie sind eine bezaubernde Frau“, sagte er und schaute sie mit einem kleine Jungenlächeln an. Die Luft flimmerte. Sie bestiegen ein Baumhaus, und als Sandra auf den Stufen abrutschte, fing er sie mit einem starken Arm auf. Wie gut sich das anfühlte. Sie aßen klebrige, bunte Kuchen, Robert legte im 3 D-Kino ganz selbstverständlich seinen Arm um sie, als die Pferde über sie hinwegritten, sie tranken Cola in einem Westernsalon vor dem eine wilde Schießerei tobte.
    Sie erfuhr, dass Marc fünf Jahre alt war und dass Robert Unternehmensberater war. Sie erzählte, dass sie in Hamburg in einer Werbeagentur arbeitete und dass sie in Miami Beach die Weihnachtsferien verbrachte. Wahrscheinlich denkt jeder, dass wir zusammengehören, dachte Sandra, als sie mit Marc in der Mitte, Hand in Hand zur Main Street ging. „Schau, Sandy, Cinderella!“, rief Marc. Tausende hatten sich auf der Hauptstraße versammelt, Tausende grellsilberne Luftballons standen senkrecht über kleinen Händen, Cinderella thronte auf einem riesigen Wagen, vor dem eine Marching Band eine Hymne intonierte. „Die Weihnachtsparade“, sagte Robert. Es kamen immer mehr Wagen, mit Märchenfiguren und noch mehr Marching Bands. Marc nahm ihre Hand und zog sie zu dem Wagen von Cinderella. Sie liefen im Marschrhythmus neben dem Wagen mit, das Schloss vom Magic Kingdom tauchte vor ihnen auf. Wie Neuschwanstein auf einer Hochzeitstorte, dachte Sandra, die Mühe hatte, mit Mark Schritt zu halten. Robert hatte sie jetzt untergehakt, sie fühlte seine Muskeln unter seinem grauen T-Shirt.
    „Sandy, schau, ist sie nicht schön“, schrie Marc und Robert flüsterte ihr ins Ohr, „nicht so schön wie Sie“. Und dann explodierte die erste Feuerblume hinter dem Hochzeitstortenschloss, sie blieben stehen als die nächste Feuerwerksorchidee sich entfaltete. Die Menschen klatschten und riefen durcheinander, es war Sandra als ob sie für sie klatschten, für Sandra, Marc und Robert. Ihr lief eine Träne herunter. Sie nahm Marc auf den Arm, damit er das Feuerwerk besser sehen konnte, Robert schaute statt auf das Feuerwerk in ihr Gesicht und wischte mit einer unendlich zärtlichen Geste ihre Träne weg. Sie schauten sich in die Augen. „Sandy, ich liebe es!“, rief Marc. „Ich liebe dich“. Lautlos hatten Roberts Lippen den Satz geformt. Oder hatte sie sich das einfach nur eingebildet?
    „O Gott, ich muss weg, mein Bus fährt gleich“, fiel es Sandra siedend heiß ein. Robert und Marc brachten sie zum Bus. Marc weinte. „Warum kannst du nicht mit uns kommen, Sandy?“, fragte er. „Weil ich übermorgen wieder nach Deutschland fliege“, sagte Sandra und hätte fast selbst geheult. Robert gab ihr zum Abschied einen zarten Kuss auf die Wange. Als sie schon längst im Bus gesessen hatte, war er eingestiegen und hatte sie gefragt, in welchem Hotel sie in Miami wohnen würde. Und wie ihr Nachname sei.
    Ach verdammt! Sie hatte so gehofft, dass er irgendwie im Hotel auftauchen würde. Ja, an diesem Abend war sie sogar ganz sicher gewesen, dass sie ihn wiedersehen würde. Aber wozu auch. Er lebte in Boston und obwohl er keinen Trauring getragen hatte, war er sicher verheiratet. Sie hatte sich einfach nicht getraut, zu fragen. Und trotzdem. Er war ihr Traummann. Das Klingeln des Telefons riss Sandra aus ihrem Tagtraum. Ihr Chef wollte sie sehen.
    Mit klopfendem Herzen ging Sandra in die zweite Etage. Wahrscheinlich hatte sich irgendjemand über sie beschwert. Sie war wirklich nicht bei der Sache, seitdem sie aus dem Urlaub zurück war. Das konnte ja heiter werden.
    „Sie wollen uns also verlassen“, eröffnete Jörg das Gespräch. So schlimm war es also schon. Sandra schüttelte betrübt den Kopf. Was sollte sie auch sagen. Dass sie ihr Herz und ihren Verstand in Amerika gelassen hatte? „Ich kann nicht sagen, dass ich glücklich darüber bin“, sagte Jörg. „Aber natürlich will ich Ihrer Karriere nicht im Wege stehen.“
    Wovon redete der eigentlich?
    „Natürlich ist das eine tolle Chance, die würde ich mir auch nicht entgehen lassen.“ Sandra hob fragend ihren Blick. „Was ich nicht so toll finde, ist, dass Sie nicht vorher mit mir gesprochen haben, sondern das gleich ganz hoch offiziell über die
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