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Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)
Autoren: Jane Austen
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vortäuschte, war der, daß ich feststellen wollte, ob deine Schwester Bingley noch liebte, und falls ja, ihm das Geständnis zu machen, das ich inzwischen abgelegt habe.«
    »Ob du je den Mut aufbringen wirst, Lady Catherine zu sagen, was ihr bevorsteht?«
    »Ich brauche dazu keinen Mut, nur etwas Zeit, ein Stück Papier und Tinte und Feder. Wenn du mir das verschaffst, werde ich dich dieser Sorge augenblicklich entheben.«
    »Und wenn ich nicht selbst auch einen Brief zu schreiben hätte, dann würde ich mich neben dich setzen und deine gleichmäßige Schrift bewundern, wie es schon einmal eine junge Dame getan hat. Aber ich habe ebenfalls eine Tante, die ich nicht länger vernachlässigen möchte.«
    Elisabeth hatte bisher nicht auf den langen Brief von Mrs. Gardiner geantwortet, da sie sich scheute, einzugestehen, wie sehr ihre Tante die Freundschaft zwischen ihr und Darcy überschätzt habe. Aber da sie ihr jetzt eine Nachricht mitteilen konnte, die ihr, wie sie wußte, hochwillkommen sein würde, schämte sie sich ein wenig, daß sie ihren Verwandten ihr Glück volle drei Tage lang vorenthalten hatte.
    ›Ich hätte Dir schon eher geantwortet, liebe Tante«, schrieb sie, »wie es sich auch nach Deinem langen, ausführlichen Brief gehört hätte, aber ich muß gestehen, ich war zu ärgerlich, um zu schreiben. Du hast viel mehr vermutet, als den Tatsachen wirklich entsprach. Aber jetzt magst Du annehmen, was Du willst; laß Deiner Einbildungskraft freien Lauf, laß Deine Phantasie so hoch fliegen, wie sie mag — alles wird von der Wirklichkeit noch übertroffen werden, falls Du nun nicht etwa glaubst, ich sei schon verheiratet. Du mußt bald wieder schreiben und ihn noch sehr viel mehr loben als in Deinem letzten Brief. Ich danke Dir und Onkel von ganzem Herzen, daß Ihr nicht mit mir ins Seengebiet gefahren seid; wie konnte ich nur jemals so töricht sein und mir so etwas wünschen! Dein Gedanke mit den Ponys ist wunderbar; wir werden jeden Tag im Park spazierenfahren. Ich bin bestimmt das glücklichste Geschöpf auf der Welt. Andere haben das vielleicht auch schon behauptet, aber noch niemand mit so viel Berechtigung. Ich bin sogar noch glücklicher als Jane: sie lächelt bloß, und ich lache die ganze Zeit. Mein Verlobter bittet mich, euch zu grüßen und euch zu sagen, daß er euch in sein Herz schließen würde, wenn es nicht schon zu klein wäre, um auch nur mich darin festzuhalten. Ihr seid alle herzlichst zu Weihnachten nach Pemberley eingeladen.
    Deine Lizzy‹
    Darcys Brief an Lady Catherine war in einem etwas anderen Ton gehalten. Und noch wieder anders sah das Schreiben aus, das Mr. Bennet seinem Vetter Collins als Antwort schickte:
    ›Lieber Vetter!
    Ich muß Sie noch einmal mit der Bitte belästigen, uns zu gratulieren. Elisabeth wird in Kürze die Frau von Mr. Darcy werden. Trösten Sie bitte Lady Catherine so gut, wie es in Ihrer Macht liegt. Aber ich an Ihrer Stelle würde mich trotz allem an den Neffen halten; er kann Ihnen auf weite Sicht viel nützlicher sein.
    Ihr Vetter B.‹
    Carolines Glückwünsche für ihren Bruder klangen so liebevoll und aufrichtig, wie es bei ihrer Verlogenheit nur möglich war. Sie schrieb sogar auch an Jane, um ihrer großen Freude Ausdruck zu geben und um alle ihre früheren Freundschaftsbeteuerungen zu wiederholen. Jane ließ sich dieses Mal nicht täuschen, aber nichtsdestoweniger fühlte sie sich gerührt; und obwohl sie wußte, daß auf ihre zukünftige Schwägerin kein Verlaß war, antwortete sie ihr doch in einem viel liebenswürdigeren Ton, als sie selbst eigentlich für berechtigt hielt.
    Die Freude, die aus Miss Darcys Schreiben sprach, war ebensowenig geheuchelt wie das Glück, das sie aus ihres Bruders Brief herausgelesen hatte. Vier dichtbeschriebene Seiten genügten nicht, um ihr Entzücken und ihre herzliche Bitte um die Liebe ihrer Schwägerin aufzunehmen.
    Bevor aus Hunsford eine Antwort eintreffen konnte, erfuhr man auf Longbourn, daß die Collins in Lucas Lodge eingetroffen seien. Die Veranlassung zu dieser plötzlichen Reise wurde bald bekannt: Lady Catherine war über den Brief ihres Neffen in eine derartige Wut geraten, daß Charlotte, die sich ehrlich über die Nachricht gefreut hatte, es für ratsam hielt, den Sturm sich in ihrer Abwesenheit austoben zu lassen. Elisabeth war froh, ihre Freundin wiederzusehen, wenn sie auch hin und wieder im Laufe der Tage denken mußte, daß das Vergnügen durch die unvermeidliche Gegenwart von Mr. Collins
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