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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality
Autoren: Jennifer Benkau
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schob sie seinen Kopf behutsam von ihrem Schoß. Er hörte kein Geräusch, das eine Bewegung verraten hätte, aber ihre Stimme war plötzlich weiter entfernt als zuvor. Die Kälte wurde dichter.
    „Ich muss gehen.“
    Er wollte widersprechen, aber sie ließ ihn nicht.
    „Erinner e dich. Ich bin ein Traum. Und ich bin kein guter Traum für dich. Ich könnte ein Albtraum werden, wenn wir uns wiedersehen, also hoffe, dass dies nicht geschehen wird. Leb wohl.“
    Jamian erwiderte den Abschiedsgruß, ohne zu wissen, ob sie ihn noch hörte.

    *
    Junias rannte durch den Wald , so schnell er konnte. Immer wieder rief er in Gedanken seinen Bruder, und endlich kam eine Antwort.
    Ich bin am Ufer des Bachs, June. Du weißt schon, wo er direkt an der Felswand entlang verläuft, die du mal hochzuklettern versucht hast.
    Junias hörte seinen Bruder über die peinliche Erinnerung schmunzeln. Er hatte es damals nicht bis ganz nach oben geschafft, konnte sich zwar an der Felswand festhalten, hatte aber ein Stück Geröll herausgebrochen . Mitsamt dem Steinbrocken war er mit dem Hintern im Bach gelandet. Dass Jamian sich den Aufstieg gar nicht erst zugetraut hatte, tröstete Junias nur geringfügig.
    Er brauchte nur wenige Minuten, um den Hang zu erreichen, warf einen kurzen Blick in die Tiefe, sah seinen Bruder unten am Bachufer liegen und sprang sofort. Die Steinchen knirschten unter seinen Füßen und Jamian sah erschrocken auf.
    „Alter!“ Verletzt, hatte er gesagt. Halb tot traf es eher. Jamians Haut war leichenblass, fast grau, und seine Augen lagen tief in den Höhlen. Die Augenringe hätten aus einem Boxkampf stammen können. „Du siehst aus, als hätte dich ein … nein, oder?“
    Jamian verzog genervt das Gesicht. „Als hätte mich ein Vampir ausgesaugt, sag’s ruhig.“
    „Aber das ist nicht erlaubt!“ Fassungslos schüttelte er den Kopf und kniete bei seinem Bruder nieder. Den Vampiren war es unter Todesstrafe verboten, einen Kienshi zu beißen. „Welcher war das?“
    Jamian hievte sich in eine halb aufrechte Position. „Ich kenne sie nicht. Eine Partisan, vermute ich.“
    „Partisan?“ Junias sprang wieder auf die Füße. „Dann haben wir jetzt Partisanen hier rumlaufen? Verdammt, Jamie! Haben wir nicht genug Ärger?“
    „Halt die Luft an, Kleiner!“ Jamian wirkte fahrig. „Ich hab sie nicht eingeladen, oder? Außerdem schien sie hier noch größere Probleme zu haben als wir. Ich hab sie vor drei anderen Blutsaugern gerettet.“
    Junias musste sich verhört haben. „Hast du einen Schlag auf den Kopf bekommen?“ Ganz offensichtlich war sein Bruder nicht mehr zurechnungsfähig. „Warum rettest du ausgerechnet die Bösen unter den Vampiren und lässt dich dann dafür aussaugen?“
    Jamian gluckste. Albern, fand Junias. Die Jungs aus seiner Klasse glucksten. Gar nicht Jamians Art. Er musste ordentlich etwas abbekommen haben.
    „Ich erklär dir alles auf dem Weg nach Hause. Du musst mir helfen, ich glaub kaum, dass ich allein gehen kann.“
    „Auch das noch. Hey, warte mal. Dann darf ich aber auch fahren, oder? Wer nicht gerade gehen kann, darf nicht hinters Steuer.“
    „Vergiss es.“ Jamian grinste, dankenswerterweise schon fast wieder der Alte. Alles andere hätte Junias ’ Nerven auch überstrapaziert. „Aber du wirst heute Nacht einmal auf mich aufpassen dürfen, June. Ich weiß nicht, wie weit ich mich in dem Zustand im Griff habe. Du wirst mir einen Menschen bringen müssen. Ich sehe nicht besonders gut.“
    „Was soll das heißen?“
    „Weiß ich auch nicht. Ich war bis eben völlig blind. Ich habe auch nichts gerochen und kaum etwas gehört. Die Sache hat mir offenbar die Sinne geblendet. Aber schau nicht so entsetzt. Es scheint sich zu geben.“
    Junias stützte Jamian auf dem Weg zum Waldrand und bekam in knappen Worten die Ereignisse der Nacht dargelegt. Seine Nackenhaare sträubten sich vor Ekel, als Jamian ihm erzählte, wie er im Arm dieser Blutsaugerin aufgewacht war. Widerlich, er konnte sogar noch ihren Geruch an ihm wahrnehmen. Er hätte die Jagd auf die Partisan so schnell wie möglich aufgenommen und dafür auch ohne zu zögern Hilfe beim Senat angefordert. Aber Jamian hatte andere Pläne. Er verbot Junias , über die Vorfälle zu sprechen. Als er nicht antwortete, erlaubte Jamian ihm für sein Wort sogar, den Wagen nach Hause zu fahren. Junias traute seinen Ohren nicht. Was war in seinen Bruder gefahren?
    Am Waldrand ließ er Jamian im Schutz einiger Büsche zurück und schlich
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