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Stirb

Stirb

Titel: Stirb
Autoren: Hanna Winter
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der Mittelkonsole aus und ließ die Scheibe ein Stück weit herunter.
    »Entschuldigung, sind Sie frei?« Der junge Mann stützte sich mit einer Hand am Dach des Mercedes ab und beugte sich mit einem breiten, einnehmenden Zahnpastalächeln zum offenen Fenster hinunter.
    »Nein, bin ich nicht.«
    »Wirklich nicht? Ihr Taxilicht ist an, und da dachte ich …«
    »Bist du taub? Ich hab NEIN gesagt! NO! NIENTE ! Und jetzt sieh zu, dass du Land gewinnst!«
    Nach Luft schnappend, riss der junge Mann die Hände hoch, als richte man eine Pistole auf ihn.
    »Okay, okay!« Er nahm die Mollige bei der Hand und zerrte sie fluchend davon.
    Weise Entscheidung …
    Kaum waren die beiden an der nächsten Straßenecke verschwunden, starrte der Mann wieder zum LARAs hinüber. Nur noch eine Handvoll Gäste leerte die letzten Gläser. Bald sind auch die weg, dann wird die Schlampe ihren Laden absperren und sich auf den Heimweg machen. Er leckte sich die Lippen und fuhr sich mit der Hand in den Schritt.
    Lange kann es nicht mehr dauern.
    ***
    25 Minuten später …
    Lara löschte das Licht. Sie schloss die Eingangstür zum LARA s hinter sich ab und trat auf die Straße, als Torben plötzlich hinter ihr stand. »Wo kommst du denn jetzt her?«, fragte sie überrascht. Torben hatte schon vor einiger Zeit das Café verlassen. Sie war davon ausgegangen, dass er genug von dem ganzen Trubel hatte.
    »Bloß ein bisschen frische Luft schnappen, war ziemlich stickig da drin«, meinte er mit einer fächernden Handbewegung und machte ein besorgtes Gesicht. »Ich hab doch gesagt, ich lass dich nach der Aktion von diesem Daniel nicht allein nach Hause gehen.«
    Er legte den Arm um Lara, und sie gingen ein paar Schritte die Straße entlang.
    »Ist dieser Kerl noch mal aufgetaucht?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Wäre ja noch schöner …«
    »Ts, so kann man sich täuschen«, seufzte Torben. »Dieser Typ hat echt ’ne gewaltige Schraube locker. Hast du keine Angst vor dem? Ich meine, der ist doch unberechenbar. Wenn du willst, sorge ich dafür, dass mein Anwalt …« 
    »Ach, lass mal …«, unterbrach Lara ihn und winkte ab.
    Im trüben Lichtkegel einer Laterne blieb Torben kurz stehen.
    »Du kennst ihn also doch näher, was?«
    Schnaubend sah Lara auf.
    »Ja, ja, schon gut«, sagte Torben schnell, »musst ja nicht drüber reden, wenn du nicht willst …«
    Für eine kurze Weile liefen sie schweigend nebeneinanderher.
    »Mach dir keine Sorgen, von diesem Zwischenfall in der Küche hat niemand etwas mitbekommen. Und davon einmal abgesehen, war deine Eröffnungsparty ein voller Erfolg«, durchbrach Torben die Stille. »Und dein Café wird es auch.«
    Unsicher lächelte Lara.
    »Meinst du wirklich?«
    »Klar, wirst schon sehen – sobald am Montagmorgen der erste Espresso gebrüht wird, stehen die Leute Schlange.«
    »Das hoffe ich. Immerhin stecken da meine gesamten Ersparnisse drin. Von den Krediten ganz zu schweigen …«
    Torben kniff sie in die Seite.
    »Hey, hey! So kenne ich meine toughe Kämpferin ja gar nicht. Du lässt dich doch sonst nicht so leicht unterkriegen …«
    »Mein Wagen steht gleich da hinten …«, wechselte Lara seufzend das Thema, »… ist lieb gemeint, aber wirklich nicht nötig, mich nach Hause zu begleiten.«
    »Sicher?«, fragte Torben. »Nein, nein, ich komme besser mit.«
    »Ach was, ich komm schon klar«, bekräftigte Lara und kramte ihren Autoschlüssel aus der Handtasche.
    »Na schön, wie du meinst«, sagte er schließlich.
    »Kann ich dich irgendwo absetzen?«
    Torben sah an sich herunter und tätschelte den kleinen Bauchansatz, der sich unter seinem T-Shirt abzeichnete. »Danke, aber die paar Meter gehe ich zu Fuß, ein bisschen Bewegung kann mir nicht schaden.« Zum Abschied drückte er ihr einen Kuss auf die Stirn.
    »Falls dieser Daniel sich doch noch melden sollte, dann –« 
    »Dann rufe ich dich sofort an.«
    Lächelnd nickte Torben.
    »Braves Mädchen.«
    Dann trennten sich ihre Wege.
    »Ach, Lara …«, rief er ihr noch hinterher.
    Lara drehte sich um.
    »Und versprich mir, dass du heute Nacht keinen Gedanken mehr an Raffael verschwendest!«
    »Raffael? Wer soll das sein?«, gab sie scherzhaft zurück und stieg in ihren metallicblauen Mini Cooper. Den Wagen hatte Raffael ihr bei der Scheidung aus schlechtem Gewissen überlassen. Als ob er seinen Vertrauensbruch damit wieder wettmachen könnte.
    Verziehen hatte Lara ihm die Seitensprünge bis heute nicht, das Auto aber dennoch angenommen;
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