Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stirb

Stirb

Titel: Stirb
Autoren: Hanna Winter
Vom Netzwerk:
nicht wirklich. Aber ich kenne mich ein bisschen aus. Mein Mann« – sie korrigierte sich –, »mein Exmann … Er hat in Boston studiert, bevor er eine Stelle als Grafiker in Berlin angenommen hat. Die Spiele der Boston RedSox hat er auch im Nachhinein noch öfter verfolgt.«
    Magnus Kern räusperte sich.
    »Ist Ihnen in letzter Zeit vielleicht irgendjemand aufgefallen, der Ihnen gefolgt ist oder sonst irgendwie verdächtig vorkam?«
    Lara senkte die Lider, um sich zu konzentrieren.
    »Nein, nicht dass ich wüsste.«
    »Was ist mit Ihrem Kellner, diesem Daniel Rodriguez?«, fragte Kern mit einer kurzen Pause zwischen Vor- und Nachnamen. »Sie haben zu Protokoll gegeben, dass es am besagten Abend Ihrer Eröffnungsfeier einen Zwischenfall gab. Um was ging’s denn?«
    »Ach, das war bloß eine Meinungsverschiedenheit.« Sie lachte hilflos auf. »Ich glaube kaum, dass Daniel der Mann im Taxi war, falls Sie darauf hinauswollen.«
    Kern studierte ihr Gesicht.
    »Aber gerade sagten Sie doch, Sie konnten den Fahrer nicht erkennen.«
    Lara blinzelte irritiert.
    »Daniel hat keine Locken, außerdem ist er viel schlanker.«
    »Wir wollten Rodriguez heute früh einen Besuch abstatten, doch der Vogel war bereits ausgeflogen. Hat seine Wohnung mit Sack und Pack verlassen und ist auf seinem Motorrad abgedüst«, schaltete Sylvia Hausmann sich ein. »Nach Angaben seiner Nachbarin schien er es wohl ziemlich eilig gehabt zu haben. Wissen Sie vielleicht, wohin er wollte?«
    Lara verneinte. Sie wollte es auch gar nicht wissen. Um ehrlich zu sein, war die Affäre mit Daniel Rodriguez ein Akt purer Verzweiflung gewesen und ein für alle Male abgeschlossen.
    »Der Bursche hat nicht gerade ein kleines Vorstrafenregister«, fügte Magnus Kern hinzu. »Reicht von Autodiebstahl und Körperverletzung bis zu wiederholter Brandstiftung.«
    Lara sah überrascht auf, sagte aber nichts.
    Der Polizist zupfte sich nachdenklich am Ohrläppchen.
    »In was für einem Verhältnis standen Sie denn zu Herrn Rodriguez?«
    »Ich hatte ihn als Kellner eingestellt.« Lara schluckte und unterdrückte den Impuls, mit den Augen zu rollen. »Na schön, es gab da zwei, drei gemeinsame Nächte.«
    »Vor oder nach der Scheidung von Ihrem Mann?«
    »Ist das so wichtig?«
    Kern räusperte sich.
    »Nein, eigentlich nicht, aber …«
    »Nach der Scheidung«, fiel Lara ihm ins Wort. Dies klarzustellen war ihr plötzlich ein Anliegen gewesen. »Es war, wie soll ich sagen, nichts von Bedeutung …«, fügte sie mit einer gleichgültigen Geste hinzu.
    »Sind Sie sicher, dass Rodriguez das genauso sieht?«, fragte Hausmann.
    Lara zuckte nur mit den Schultern.
    »Keine Ahnung, im Moment weiß ich überhaupt nichts mehr …«
    Magnus Kern nickte nachdenklich.
    »Hätte Rodriguez gewollt, hätte er Sie also schon viel früher in seine Gewalt bringen können – und es dazu noch viel einfacher haben können.« Seufzend verschränkte er die Arme. »Für den Fall, dass sich Rodriguez noch mal bei Ihnen melden sollte, lassen Sie es uns bitte trotzdem wissen.«
    »Natürlich.«
    »Ist Ihnen im Nachhinein sonst noch etwas eingefallen bezüglich letzter Nacht?«, fragte Sylvia Hausmann nach. »Denken Sie genau nach – jedes noch so kleine Detail könnte wichtig sein.«
    »Nein«, seufzte Lara. »Nicht dass ich wüsste.« Sie drückte ihren verspannten Rücken durch und saß jetzt kerzengerade da. »Hören Sie, wie Sie sich sicher denken können, bin ich mindestens genauso daran interessiert wie Sie, dass dieser Kerl geschnappt wird. Allerdings habe ich das bereits ausführlich –«
    »Frau Simons«, unterbrach Magnus Kern energisch. »Sie haben weitaus mehr Glück gehabt, als Ihnen bewusst ist.«
    »Ich weiß«, gab sie kleinlaut zu. »Hätte mich sein Messer nur ein paar Zentimeter weiter oben erwischt …« Abwesend fuhr sie sich über den Hals. Dann stand sie kopfschüttelnd auf und vergewisserte sich, dass die Tür zu Emmas Kinderzimmer noch immer geschlossen war. Als sie zurückkam, schob sie die Hände in die Taschen ihrer Jeans und sagte mit nervösem Lächeln: »Wenn mir noch etwas einfallen sollte, melde ich mich selbstverständlich bei Ihnen.«
    Die Beamten blickten sie besorgt an und machten keinerlei Anstalten zu gehen. Und mit einem unmissverständlichen Blick bedeutete ihr die Hauptkommissarin, sich wieder zu setzen.
    »Frau Simons, wir haben Ihren medizinischen Befund an die Gerichtsmedizin weitergeleitet.« Sie machte eine Pause, um den nachfolgenden Worten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher