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Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Titel: Stirb mit mir: Roman (German Edition)
Autoren: Ruth Dugdall
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sehen und wusste, dass die Welt draußen frisch und sauber wirkte. Lange würde diese Illusion jedoch nicht anhalten. Nur ein paar Regentropfen oder ein Sonnenstrahl, und der Erdboden würde zu Matsch aus geschmolzenem Schnee, Eis und Splitt werden. Schlamm und Dreck würden wieder die Oberhand gewinnen.
    Sie warf einen Blick auf die Uhr. Es war noch früh. Also kuschelte sie sich wieder unter die Decke und spürte den warmen Körper ihrer Tochter an ihrer Seite. Ohne dass sie es gemerkt hatte, war Amelia in der Nacht zu ihr ins Bett gekrochen. Im Grunde störte es Cate nicht, aber hier und da fühlte sie sich doch bemüßigt, Amelia ausführlich zu erklären, dass sie nachts in ihrem eigenen Bett bleiben musste. Ihre Tochter war ein entzückendes kleines Mädchen, erst recht, wenn sie schlief, die langen Wimpern auf ihrer blassen Haut ruhten und ihr Gesicht entspannt und friedlich war. Mit sanfter Hand zog Cate die Kleine an sich und küsste ihre Schulter. Amelia rührte sich nicht. Cate spürte, wie Groll in ihr aufstieg. Wieder einmal hatte Tim das Kind am Abend zu spät zurückgebracht, als könne er nicht begreifen, dass sie dann am nächsten Tag völlig übermüdet in der Vorschule saß. Cate durfte sich nicht einmal lauthals darüber beschweren, denn ohne Tims Freundin Sally wäre sie gezwungen, sich nach einer Kinderfrau umzusehen. Außerdem hasste sie es, ausgerechnet der Frau dankbar sein zu müssen, die ihr den Ehemann gestohlen hatte. Aber bitte, so war das Leben.
    Am Küchentisch spielte Amelia mit den Coco Pops in ihrer Müslischale. Cate schlang eine Scheibe Toast herunter. An den Schränken klebten noch die Weihnachtskarten, und an der Fensterscheibe lehnte der vergessene Adventskalender, an dem sämtliche Türchen geöffnet waren. Amelia hatte rosige Wangen und plapperte munter drauflos. Sie hatte ihre Müdigkeit schneller abgeschüttelt als ihre Mutter.
    »Mummy, gehe ich heute wieder zu Daddy?«
    »Ja, mein Schatz. Aber jetzt beeil dich, und iss deine Cornflakes.«
    »Holt Sally mich von der Schule ab?
    »Ja. Bitte trink auch deinen Saft.«
    »Kommt der Weihnachtsmann heute Abend wieder?«
    »Nein, Amelia. Er kommt nur einmal im Jahr. Gott sei Dank.«
    »Aber es ist doch noch Weihnachten.«
    »Nein, nicht mehr richtig.«
    Amelias Blick wanderte zu dem Weihnachtsbaum im angrenzenden Wohnzimmer. Die Süßigkeiten in Glitzerpapier, die daran gehangen hatten, waren längst aufgegessen, und von den abgestorbenen Zweigen rieselten die Tannennadeln zu Boden. Cates Staubsauger taugte nicht viel, deshalb würden etliche Nadeln noch monatelang am Teppich haften. Im Geiste notierte sie sich, im nächsten Jahr einen künstlichen Weihnachtsbaum zu besorgen.
    »Der Weihnachtsbaum kommt heute Abend weg.«
    »Och. Ich mag den Baum.«
    Cate schaute auf ihre Uhr. Sie hätten gar nicht mehr in der Wohnung sein dürfen. Wie jeden Morgen suchte sie erst mal nach den Wagenschlüsseln und fragte sich, warum sie die nie in die Schublade des Küchenschranks legte, wohin sie gehörten. Dann klingelte das Telefon. Amelia ließ die unangerührten Cornflakes stehen, sprang auf und rannte hin.
    »Hallo? Daddy?«
    Cate lauschte den eifrigen Antworten ihrer Tochter, sah ihr glückliches Lächeln und wunderte sich, dass Tim sich schon so früh bei ihnen meldete.
    »Mum, Daddy will dich.«
    Nicht mehr, dachte Cate und nahm den Hörer aus Amelias ausgestreckter Hand entgegen.
    »Cate, bitte reg dich jetzt nicht auf, aber das Baby macht Sally fix und fertig. Es wäre besser, wenn Amelia an diesem Wochenende nicht zu uns kommt.«
    Amelia hatte die Wagenschlüssel aus ihrem Puppenwagen hervorgekramt und ließ sie wie ein Glockenspiel klimpern.
    »Hast du es ihr gesagt?«
    Tim räusperte sich. »Ich dachte, es ist besser, wenn sie es von dir erfährt. Aber sag es nicht so, dass sie glaubt, ich wollte sie nicht dahaben, ja? Tu mir den Gefallen, und erzähl ihr, dass du mit ihr irgendwohin willst oder so.«
    Amelia schien mit gespitzten Ohren zu lauschen.
    »Na schön«, sagte Cate und dachte, dass ihr mieser Exmann Amelia wieder einmal enttäuschte. Aber er hatte ja auch eine neue Familie und ein neues Kind, das sie im Hintergrund quäken hörte.
    »Ich rufe am Wochenende mal an, okay? Also dann, ich muss jetzt los.«
    Das Baby fing an zu schreien. Cate wollte fragen, wie es ihm ging, doch Tim hatte bereits aufgelegt.
    »Guten Morgen, Süße. Wie war dein Weihnachten?«
    Cate fuhr herum. Paul Chatham lehnte am Türpfosten. Er trug eine
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