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Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Titel: Stirb mit mir: Roman (German Edition)
Autoren: Ruth Dugdall
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schreiben muss, und so etwas möchte ich nicht annehmen. Gib den Fall wem anders, jemandem, der eine Herausforderung sucht, und lass mich damit zufrieden.«
    Paul tänzelte auf sie zu, ließ die Akte auf ihren Schreibtisch fallen und entfernte sich auf Zehenspitzen. »Ich fürchte, das geht nicht. Ich kenne dich, Cate, und für diese Sache hier brauche ich dich. Für dich ist das ein Klacks. Wahrscheinlich dreht es sich um irgendein abartiges Sexspiel, das aus dem Ruder gelaufen ist.«
    Berühmte letzte Worte, dachte Cate und schaute auf die Akte, aus der ein Zeitungsartikel gerutscht war. Die Schlagzeile lautete: Die Kannibalin von Suffolk: »Mein Opfer hat das Sterben genossen.«

Vier
    Mit zusammengebissenen Zähnen lauschte Cate der schrillen Geigenmusik und zuckte zusammen, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Paul.
    »Kaffee?«
    Sie nickte und hielt den Hörer ein Stück vom Ohr weg. »Ich hänge immer noch in der Warteschleife. Diese verdammten Psychiater. Wissen die denn nicht, dass dieses Gedudel einen wahnsinnig machen kann?«
    »Leg auf.«
    »Das würde ich gern, aber heute Nachmittag treffe ich mich mit Alice Mariani und vorher möchte ich mit Doktor Gregg sprechen. Er soll mir sagen, ob ich einen Leibwächter brauche. Wenn ja, bekommst du den Job.«
    »Ich?« Paul wich zurück. »Nein, ich habe zu viel zu tun. Wir sind ja nicht mehr im Gefängnis. Mittlerweile muss ich richtig arbeiten.«
    Er verschwand gerade noch rechtzeitig, um der Papierkugel zu entgehen, die sie nach ihm geworfen hatte. Während er sich über den Flur entfernte, hörte Cate ihn pfeifen.
    »Vergiss den Kaffee nicht«, rief sie ihm nach. Ein Kaffee war ja wohl das Mindeste, nachdem er ihr diesen Fall aufgehalst hatte.
    »Miss Austin? Tut mir leid, dass Sie warten mussten. Ich stelle Sie jetzt durch.«
    Wurde aber auch Zeit.
    »Doktor Charles Gregg.«
    »Hallo, mein Name ist Cate Austin. Ich bin Bewährungshelferin. Wir haben einen gemeinsamen Fall: Alice Mariani.«
    Er gluckste. »Robin für ihre Freunde.«
    »Soweit ich weiß, werden Sie das psychiatrische Gutachten schreiben. Ich wollte nachhören, ob Sie sich schon mit ihr getroffen haben.«
    »Ja, gestern. Sie wohnt in einem sehr schönen Haus. Georgianisch. Elegant eingerichtet.«
    »Ach ja?«, fragte Cate spitz. Sie überlegte, ob Dr.   Gregg sie nicht verstanden hatte und dachte, sie wolle einen Bericht für eine Architekturzeitschrift schreiben. Oder er war einfach nur ein Snob.
    Ohne etwas von ihren Gedanken zu ahnen, fuhr er fort. »Sie ist Dozentin. An dem College da in ihrer Gegend. Für englische Literatur. Mir hat das Fach ja nie was bedeutet, aber sie hat sehr angeregt darüber gesprochen. Ich war kurz davor, einen Roman zu lesen.«
    Cate lag die nächste Spitze auf der Zunge, doch sie schluckte sie herunter. »Sind Sie bereits zu einer ersten Einschätzung gekommen?«, fragte sie so neutral wie möglich und knabberte am Ende ihres Kugelschreibers.
    Schweigen. Cate stellte sich einen Mann vor, der mit irgendeinem Gegenstand auf dem Schreibtisch spielte und unkonzentriert war.
    »Noch nicht. Es war eine sehr kurze Begegnung. Mit der psychiatrischen Analyse werde ich beim nächsten Mal beginnen. Besser, man lernt den Patienten zunächst einmal kennen, baut eine Beziehung auf. Nach meinem ersten Eindruck ist sie hochintelligent, wenn auch ein wenig kühl. Anzeichen einer Psychose waren nicht zu erkennen.«
    Cate nahm den angenagten Kuli und machte sich Notizen. »Also ist sie bei klarem Verstand? Oder denken Sie an einen Klinikaufenthalt?«
    »Wie ich schon sagte, ich muss sie noch einmal sehen. Wir sollten nichts überstürzen.«
    »Wie beurteilen Sie die Begleitumstände? Oder hatten Sie bisher reihenweise mit Kannibalen zu tun?« Bei dem Wort »Kannibalen« ekelte sie sich.
    »Ich glaube, der Verzehr des Fleisches – wir sprechen hier übrigens von einer sehr kleinen Menge – ist in diesem Fall nicht das Entscheidende.« Für mich schon , dachte Cate. »Menschenfleisch zu essen, weist nicht automatisch auf eine psychische Störung hin. Soviel ich weiß, betont sie, dass es nicht ihr Wunsch war, sondern der des Opfers, dem sie nachgegeben hat. Das mag zwar sehr ungewöhnlich klingen, aber zwangsläufig pathologisch ist so etwas nicht. Ich bin mir sicher, wenn Sie die Frau kennenlernen, werden Sie ähnlicher Ansicht sein.«
    Das glaubte Cate nicht. Die Kannibalin von Suffolk: »Mein Opfer hat das Sterben genossen.« Sie wünschte, sie könnte diesen Satz
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