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Stimmt's?

Stimmt's?

Titel: Stimmt's?
Autoren: Christoph Drösser
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Wundbehandlung, Wolfgang Vanscheidt. Die intuitive Vorstellung, die Wunde müsse trocknen, dann sei alles gut, ist irrig – im Gegenteil, solange sie feucht ist, können die Enzyme und Hormone, die für die Heilung sorgen, sich frei bewegen und ihr nützliches Werk tun. Harter Schorf dagegen schützt zwar die Wunde vor Schmutz – das ist sein Zweck   –, aber er behindert auch die Heilung und fördert die Narbenbildung. In Krankenhäusern ist der Vorteil der feuchten Wundheilung seit langem Allgemeingut – nur in der Bevölkerung hat es sich noch nicht so richtig herumgesprochen.
    Eine Gefahr gibt es, wenn man die Wunde feucht hält: dass sich darin Bakterien munter weitervermehren können. Inzwischen gibt es aber auch für den Alltagsgebrauch spezielle Salben und Gelpflaster, die die Wunde vor Verunreinigung schützen und sie gleichzeitig feucht halten sowie die Bakterienvermehrung hemmen. Darunter heilen die Wunden teilweise doppelt so schnell wie unter einem herkömmlichen Pflaster.

Auf Zahnbürsten sammeln sich Bakterien aus der Toilettenspülung
    Stimmt prinzipiell. Im Bad finden hygienische und unhygienische Dinge in nächster Nähe zueinander statt. Die Zahnbürste steht oft nur einen oder zwei Meter von der Toilette entfernt, und da fragen sich sensible Zeitgenossen, ob die Toilettenspülung schädliche Bakterien so aufwirbeln kann, dass sie auf die Borsten gelangen.
    Wenn wir die Toilettenspülung bedienen, wird ein Teil des Spülwassers zum Aerosol – also zu einem Wölkchen aus feinsten Tropfen, die nicht sofort zu Boden fallen, sondern bis zu sechs Meter durch den Raum schweben. Das jedenfalls hat Philip M.   Tierno vom Medical Center der New York University gemessen. Dann erst lassen sie sich nieder und mit ihnen die Bakterien, die sie enthalten. Fäkale Kolibakterien sind praktisch überall im Bad nachweisbar, auch auf offen herumstehenden Zahnbürsten. Tiernos Kollege Charles Gerba, ein Mikrobiologe von der University of Arizona, ließ sich zu dem geschmacklosen Vergleich hinreißen, ein mikroskopischer Blick auf diese Keime erinnere an «Bagdad bei Nacht während einer U S-Militärattacke ».
    Das klingt äußerst abstoßend. Aber ist es gesundheitsgefährdend? Die Crux der modernen Labortechnik ist, dass sie fast alles fast überall nachweisen kann, so auch die Kolibakterien. Tatsächlich sollte uns dabei das Bad am wenigsten Sorge machen. Das verdeutlicht Charles Gerba, der offenbar zu drastischen Formulierungen neigt, mit einem weiteren Vergleich: «Wenn ein Außerirdischer zu uns käme und die Bakterien zählen würde, so käme er wahrscheinlich zu dem Schluss, er solle seine Hände in der Toilette waschen und in die Küchenspüle scheißen.» Denn dort, insbesondere auf dem Spüllappen, siedeln mit Abstand die meisten Keime. Die Klobrille, auf die sich viele nicht setzen mögen, wenn vor ihnen ein anderer Mensch drauf gesessen hat, ist dagegen fast keimfrei.
    Trotzdem kann es sicher nicht schaden, beim Spülen den Klodeckelzu schließen und die Zahnbürste in einem verschließbaren Schränkchen aufzubewahren.

Manche Menschen können mit Zahnplomben Radio empfangen
    Stimmt nicht. Oder sagen wir vorsichtig: Es ist theoretisch nicht ganz ausgeschlossen, aber sehr unwahrscheinlich. Immer wieder wird von Fällen berichtet, in denen Menschen zu «lebendigen Radioempfängern» geworden seien. So stand 1934 in der
New York Times
ein Artikel über einen bedauernswerten, in Brasilien lebenden Ukrainer, der sich über ständigen Radioempfang im Kopf beklagte. «In diesen harten Zeiten», so die
Times
, «in denen viele sich ein Radio wünschen, es sich aber nicht leisten können, sollte dieser Ukrainer eigentlich sehr froh sein» über sein kostenloses Empfangsgerät. Stattdessen klage er über Schlafstörungen und wünsche sich nichts sehnlicher als einen Aus-Schalter.
    Auf dieser anekdotischen Ebene bewegen sich die meisten entsprechenden Berichte. Um tatsächlich Rundfunk im Kopf zu empfangen, müssten einige Bedingungen erfüllt werden, deren Zusammentreffen eine astronomisch geringe Wahrscheinlichkeit hat.
    Erstens: Man braucht eine Antenne, um die elektromagnetischen Wellen zu empfangen. Körperteile oder Fremdkörper wie Zahnplomben könnten durchaus als Schwingkreise fungieren und die Energie der Strahlung aufnehmen (auch wenn Plomben dazu eigentlich ein bisschen zu klein sind). So berichtet zum Beispiel im Internet ein gewisser David Bartholomew von einem Amateurfunkertreffen, bei dem er
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