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Stille Tage in Clichy

Titel: Stille Tage in Clichy
Autoren: Henry Miller
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roten Mund rasch zu ihm hinunter. Ich steckte ihr einen Finger hinein, um den Saft steigen zu lassen, Dann zog ich sie auf mich und ließ ihn dabei bis zum Heft eindringen. Es war eine dieser Scheiden, die wie ein Handschuh passen. Ihre geschickten Kontraktionen brachten mich bald außer Atem. Die ganze Zeit ließ sie ihre Zunge an meinem Hals, meinen Achselhöhlen und meinen Ohrläppchen spielen. Mit beiden Händen wippte ich sie auf und ab und ließ ihr Becken rotieren. Schließlich sank sie stöhnend mit ihrem ganzen Gewicht auf mich. Ich rollte sie auf den Rücken, zog mir ihre Beine über die Schultern und legte tüchtig los. Ich dachte, ich würde gar nicht mehr aufhören, zu kommen - es strömte wie aus einem Gartenschlauch. Als ich mich von ihr löste, war mir, als sei meine Erektion eher noch stärker als vorher.
    «Ç a c'est quelque chose» , meinte sie. Dabei umschloß ihre Hand mein Glied und befühlte es anerkennend. «Du weißt, wie man's macht, wie?»
    Wir standen auf, wuschen uns und krochen ins Bett zurück. Auf den Ellbogen gestützt, ließ ich meine Hand über ihren Leib auf und ab gleiten. Ihre Augen glänzten, als sie sich völlig entspannt, die Beine gespreizt, mit bebenden Gliedern zurücklegte. Einige Minuten lang verharrten wir schweigend. Ich zündete eine Zigarette für sie an, steckte sie ihr in den Mund, sank zurück und starrte befriedigt an die Decke.
    «Werden wir uns öfter sehen?» fragte ich nach einer Weile.
    «Das hängt von dir ab», sagte sie und machte einen tiefen Zug. Sie drehte sich herum, um ihre Zigarette auszudrücken, und dann, indem sie sich eng an mich schmiegte und den Blick fest auf mich richtete, sagte sie lächelnd, aber ernst mit ihrer tiefen, vibrierenden Stimme: «Hör mal, ich muß dir etwas sagen. Ich habe eine große Bitte an dich. Ich bin in Verlegenheit, in großer Verlegenheit. Würdest du mir helfen, wenn ich dich darum bitte?»
    «Natürlich», sagte ich, «aber wie?»
    «Ich meine mit Geld», sagte sie ruhig und schlicht. «Ich brauche eine ganze Menge. Ich muß es haben. Ich möchte keine langen Erklärungen abgeben. Du mußt mir einfach glauben, ja?»
    Ich beugte mich zum Stuhl und zog mit einem Ruck meine Hose herüber. Ich fischte alle Scheine und alles Kleingeld aus der Tasche heraus und reichte es ihr. «Ich geb dir alles, was ich habe», sagte ich. «Mehr kann ich nicht tun.»

     
    Sie legte das Geld auf den Nachttisch neben sich, ohne einen Blick darauf zu werfen, beugte sich über mich und küßte mich auf die Stirn. «Du bist ein Goldstück», sagte sie. Sie blieb über mich gebeugt und sah mir mit stummer, erstickter Dankbarkeit in die Augen. Dann küßte sie mich auf den Mund - nicht leidenschaftlich, sondern langsam, verweilend, als wolle sie der Rührung Ausdruck geben, für die sie keine Worte hatte. Andererseits war sie zu zartfühlend, sie dadurch auszudrücken, daß sie mir ihren Körper anbot.
    «Mir fehlen im Augenblick die Worte», sagte sie und fiel in die Kissen zurück. «Je suis  é mue, c'est tout.» Dann, nach einer kurzen Pause, fügte sie hinzu: «Merkwürdig, daß die eigenen Landsleute nie so gut zu einem sind wie ein Fremder. Ihr Amerikaner seid sehr gütig, warmherzig. Wir könnten viel von euch lernen.»
    Das war ein altes Lied. Ich schämte mich fast, wieder einmal den freigebigen Amerikaner gespielt zu haben. Ich erklärte ihr, es sei nur ein Zufall, daß ich soviel Geld in der Tasche gehabt hätte. Darauf erwiderte sie, meine Geste sei darum nur um so wundervoller. «Ein Franzose würde sein Geld verstecken», sagte sie. «Er würde es niemals dem erstbesten Mädchen, dem er begegnet, einfach deshalb geben, weil sie in Not ist. Er würde ihr gar nicht erst glauben. ‹Je connais la chanson› , würde er sagen.»
    Ich sagte nichts mehr. Es stimmte und stimmte auch wieder nicht. Es gibt alles auf der Welt, und wenn ich auch bis dahin noch keinem freigebigen Franzosen begegnet war, so glaubte ich doch, daß es solche geben müsse. Hätte ich ihr erzählt, wie schäbig sich meine Freunde, meine eigenen Landsleute mir gegenüber benommen hatten, sie hätte es mir nicht geglaubt. Und hätte ich dann noch gesagt, daß es nicht Freigebigkeit war, was mich dazu bewogen hatte, sondern Selbstmitleid, ich hatte es gewissermaßen mir selbst gegeben (denn niemand konnte mir gegenüber so freigebig sein wie ich selbst), so hätte sie mich vermutlich für leicht verrückt gehalten.
    Ich schmiegte mich an sie und vergrub den Kopf
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