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Stille mein Sehnen

Stille mein Sehnen

Titel: Stille mein Sehnen
Autoren: Kat Marcuse
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Zittern wollte nicht aufhören. Als sie beim Aufstehen schwankte, griff er nach ihr.
    „Fass mich nicht an! Niemals! Hörst du?“
    In diesem Moment krachte die Tür gegen die Wand. Aidan starrte sie beide an – Wut in den Augen. Sie kannte ihn erst seit ein paar Stunden, doch einen derartig kalten Blick hatte sie bei ihm nicht erwartet. Das Mahlen der Kiefer zeigte zudem seine Anspannung. Er schien sich nur mühsam beherrschen zu können.
    „In mein Büro! Sofort!“
    Auf wackligen Beinen ging sie auf ihn zu. Er hielt sie am Arm fest – sanft –, dennoch zuckte sie zusammen.
    „Du nicht“, sagte Aidan mit gewohnt weicher Stimme zu ihr.
    Schnaubend verließ Luca das Lager.
    „Was ist hier passiert?“, wollte Aidan wissen.
    Kopfschüttelnd holte sie ein paarmal tief Luft. „Nichts! Es ist nichts passiert.“ Sie konnte ihm schlecht sagen, dass sie es erregend fand, wie Luca die Beherrschung verlor. Dass diese haltlose Wildheit alles in ihr zum Vibrieren brachte. Diese Reaktionen waren unnormal, und keiner, der nicht durch ihre persönliche Hölle gegangen war, würde das verstehen.
    „Faith, du bist weiß wie eine Wand. Ich habe Lucas Brüllen gehört. Du willst mir ernsthaft erzählen, dass nichts passiert ist?“
    „Die Wut galt nicht mir. Er hat mir nichts getan. Hier ist die Liste, um die du mich gebeten hast.“
    Faith drückte diese Aidan in die Hand und verließ den Lagerraum. Luft! Sie brauchte dringend frische Luft.
     
    Es war offensichtlich, dass Aidan seine Wut nur mühsam im Zaum halten konnte, als er das Büro betrat. Luca saß auf dem Sofa, die Ellbogen auf die Knie gestützt und verbarg das Gesicht in den Händen.
    „Was sollte das?“, herrschte Aidan ihn erneut an.
    „Reg dich nicht auf. Ich habe sie nicht angerührt.“
    „Ich verstehe dich nicht, Luca. Du hast dich verändert, bist rastlos und unnahbar. Seit Monaten unterdrückst du deine Neigungen. Aggressivität sickert aus jeder deiner Poren. Die Gäste beginnen, dir aus dem Weg zu gehen. Janette hat mir vor Wochen nahegelegt, dir Hausverbot zu erteilen. Was ist im Lager passiert, Luca? Man konnte dein Brüllen bis in die Bar hören.“
    Luca reagierte nicht. Er wusste nicht, was mit ihm in diesem Lagerraum passiert war. Faiths Angst hatte ihm einen Stich ins Herz versetzt.
    „WAS IST MIT DIR LOS?“, schrie Aidan.
    „Grace!“ Ihr Name war ein Flüstern, und Luca konnte nicht glauben, dass er ihn laut aussprach. Jetzt gab es kein Zurück. Er musste sich offenbaren oder gehen. Schwieg er … Was würde aus Grace, was aus ihm?
    „Deine Schwester? Was ist mit ihr?“
    „Sie ist im St. Vincent’s Hospital. Ich schaffe das alles nicht mehr. Grace in diesem Zustand zu sehen, ist kaum zu ertragen. Seit Monaten ist sie nicht mehr sie selbst.“
    „Wieso hast du mir das nicht gesagt? Ich hätte dir geholfen. Der Unfall ist zwei Jahre her. Ich ging davon aus, dass es ihr langsam besser geht.“
    Luca zuckte mit den Schultern. „Nichts ist gut. Ich weiß nicht, warum ich nichts gesagt habe. In mir ist so viel Wut und Hass, dass ich mich nicht wiedererkenne. Manchmal habe ich das Gefühl, wir sind bei diesem Unfall alle gestorben.“
    „Was sagen die Ärzte?“
    „Dass sie in ihrer eigenen Welt glücklich ist. Sie können ihr nicht helfen. Die meiste Zeit sitzt sie am Fenster, starrt hinaus in den Garten und lächelt vor sich hin. Sie erkennt mich nicht mehr.“
    Aidan schwieg eine Weile. „Wie viel Geld brauchst du?“
    „Zehntausend im Monat.“
    „Wow!“
    Erneut schwieg Aidan. Luca wusste, dass sein Freund die Summe nicht aufbringen konnte, wollte er eines Tages schuldenfrei sein. Er fühlte sich hundeelend. Nicht nur, dass er Grace nicht hatte helfen können, jetzt wusste Aidan auch noch von seinem Versagen.
    „Ich werde dir das Geld geben, aber du wirst dafür arbeiten. Schließlich bist du stellvertretender Geschäftsführer. Nächsten Monat wird der Umbau der Suiten abgeschlossen sein. Die zweite Bar wirst du bauen, und Patrice übernimmt sie. Setz dich mit ihm zusammen, bezieh ihn in die Planung ein, damit er reibungslos arbeiten kann. Als Erstes machst du die Sauerei im Lager weg. Ich glaube nicht, dass Faith den Raum so schnell wieder betritt, also wirst du ihr helfen und die Theke auffüllen. Ab sofort arbeitest du für dein Geld, behandelst die Gäste mit Respekt und übernimmst Verantwortung. Ich will meinen Freund zurück!“
     
    Ein älterer, weißhaariger Mann nahm an der Theke Platz und riss Faith aus ihren
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