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Stiefbruder - Liebe meines Lebens

Stiefbruder - Liebe meines Lebens

Titel: Stiefbruder - Liebe meines Lebens
Autoren: Kooky Rooster
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Frischluft geschnappt hatte. Claudia folgte ihm auf den Fuß. Der aufgebrachte, tief verletzte Blick meiner Stiefmutter verriet, dass sie sich nicht über den Tumult aufregte, den ich hier provoziert hatte – davon hatte sie wohl bis jetzt gar nichts mitbekommen. Claudia hatte offenbar nichts Besseres zu tun gehabt, als zu ihr zu laufen und ihr umgehend zu berichten, dass ihr Sohn mit seinem Stiefbruder bumste. Prima! Ganz große Klasse!
    „Ist das wahr?“, schallte auch schon die vor Empörung grelle Stimme meiner Stiefmutter durch den Saal. Sie packte mich grob am Arm und funkelte mich gefährlich an. So wütend hatte ich sie noch nie gesehen, und ich hatte sie als Kind oft auf die Palme gebracht. Statt zu antworten, schloss ich bloß meine Augen und seufzte tief. Das reichte ihr offenbar als Antwort. Rasch nahm sie die Hand von mir und aus ihrer Kehle drang ein bedrohliches Knurren. Sie durchbohrte mich mit einem hasserfüllten Blick.
    „Wo ist Jakob jetzt!?“, herrschte sie mich an. Da ich das nicht wusste, zuckte ich bloß mit den Schultern, schüttelte den Kopf. Sie war an der Schwelle zur Hysterie und rang mit sich, ruhig zu bleiben.
    „Weil heute meine Hochzeit ist und ich keine Lust habe, sie mir verderben zu lassen“, presste sie in gefährlich ruhigem Tonfall hervor, „fordere ich
Sie
jetzt ruhig und nur ein einziges Mal auf, ihn zu finden und mit ihm von hier zu verschwinden. Und zwar auf der
Stelle
.“ Beim förmlichen
'Sie'
gab es mir einen schmerzhaften Stich im Bauch. Sie kannte mich seit fünfzehn Jahren, hatte mich immer einen Sohn genannt. Nun tat sie so, als wäre ich irgendein Fremder der ihre Familie bedrohte. Ein gemeiner Täter. Mir wurde speiübel.
    Ich senkte den Blick und stürzte an ihr vorbei. Wo war Jakob? Ich hetzte wie besessen durch alle Räumlichkeiten, um ihn zu finden, stets darauf bedacht, dabei weder Claudia noch dem Brautpaar über den Weg zu laufen.
    Als ich zu der Überzeugung kam, dass Jakob nicht mehr auf der Feier sein konnte, verließ ich das Gasthaus und trat hinaus in die Nacht. Ich schlenderte über den Parkplatz um nachzusehen, ob sein Auto noch da war. Da fand ich ihn! Er lehnte an der Motorhaube seines Wagens und starrte hoch zu den Sternen. Er hatte sein Sakko abgelegt, ebenso die Krawatte und die Ärmel seines Hemdes aufgekrempelt. Er sah hinreißend aus – und verletzlich. Mit ordentlich Geröll im Bauch näherte ich mich ihm, blieb zwei Meter entfernt von ihm stehen und scharrte im Kies. Meinen Finger in die Schlaufe des Sakkos geschoben, hing es lässig über meiner linken Schulter, die oberen Knöpfe meines Hemds hatte ich geöffnet und die Krawatte baumelte lose gebunden an meinem Hals. Ich musste verstört aussehen. Ich biss auf meinen Lippen herum und versagte bei dem Versuch, nicht zu heulen. Das kalte
'Sie'
und dazu der hasserfüllte Blick meiner Stiefmutter; Wut darüber, dass Claudia sofort zu ihr gerannt war um ihr davon zu berichten – und natürlich Angst, Jakob würde mich nun hassen dafür, dass ich durch mein idiotisches Verhalten den koordinierten Plan unseres Coming-Outs zunichte gemacht hatte – wühlten in mir und machten mich zu einem nervösen Wrack.
    „Wenigstens kann ich jetzt durchatmen“, gab Jakob nach einer Weile von sich, und wie um das zu demonstrieren machte er einen tiefen Seufzer. Ich wusste nicht, ob er das darauf bezog, dass er nun Sakko und Krawatte abgelegt hatte und an der frischen Luft saß oder darauf, dass das ganze Versteckspiel nun endlich vorbei und die Sache raus war.
    „Ich hab eine Frau zu Boden geworfen“, schilderte ich den Vorfall, um irgendetwas zu sagen.
    „Was?“, fragte Jakob perplex und musterte mich eingehend.
    „Sie wollte im falschen Moment mit dem falschen Mann tanzen“, erklärte ich leise und zog mit meiner Schuhspitze eine Linie durch den Kies.
    „Du Rowdy!“, schalt mein Liebster grinsend. Mir entkam ein flüchtiges Lächeln, doch dann rammte sich die Tatsache unserer Verbannung wieder in mein Gemüt.
    „Es tut mir leid“, murmelte ich mit belegter Stimme.
    „Ach! Sie hat es vermutlich verdient“, winkte Jakob ab und betrachtete wieder die Sterne.
    „Das meine ich nicht“, stellte ich klar und eine Träne klatschte auf den Schotter.
    „Ich hoffe doch sehr, du entschuldigst dich jetzt nicht dafür, dass du zu mir stehst!“, warnte Jakob, wobei er mit jedem Wort heiserer wurde.
    Ich hatte damit gerechnet, dass er sauer wäre. Dass er mich anschreien würde und mir einen
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