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Steueroasen Ausgabe 2013

Steueroasen Ausgabe 2013

Titel: Steueroasen Ausgabe 2013
Autoren: Hans-Lothar Merten
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    Einzig Großbritannien senkt bei Staatsschulden von über 1,2 Billionen Euro den Spitzensteuersatz für Besserverdienende von 50 auf höchstens 45 Prozent. Der Körperschaftsteuersatz wird von 25 Prozent Anfang 2012 auf 22 Prozent ab 2014 sukzessive herabgesetzt. Im Gegenzug werden die Steuern auf Immobilientransaktionen von 7 auf 15 Prozent deutlich erhöht.
    Zur Bewältigung des Staatsschuldenproblems haben Staaten grundsätzlich mehrere Möglichkeiten, zu handeln. Doch können sie sich nicht durch neue Gesetze ihrer Schulden entledigen. Schulden müssen immer bezahlt werden. Die Frage ist nur, von wem. Im Idealfall erkennt ein Schuldnerland seine Probleme frühzeitig und leitet Reformen ein, um den Haushalt zu konsolidieren und das Wirtschaftswachstum anzuregen. Doch häufig steht und fällt der Erfolg einer solchen Strategie mit der Stärke der globalen Konjunktur.
    Wie sich Staatsschulden bewältigen lassen
    In der Vergangenheit druckten Länder bei unzureichendem Wirtschaftswachstum oder zu hoher Schuldenlast häufig einfach frisches Geld, um ihre Schulden abzubauen. Dieser Weg wird auch als „Ausfall durch Inflation“ bezeichnet. Aufgrund der steigenden Inflation können alle Schuldner, auch Staaten, ihre Schulden mit einer Währung tilgen, die weniger Kaufkraft hat als bei Aufnahme der Kredite. Damit dies funktioniert, müssen einige Bedingungen erfüllt werden:
Die Schulden müssen überwiegend auf Landeswährung lauten.
Das Land muss die Kontrolle über die Geldmenge haben.
Die Restlaufzeit der ausstehenden Schulden muss lange genug sein, damit die Kosten der Schulden nicht so schnell steigen, wie sich die Zinssätze an die höheren Inflationserwartungen anpassen.
    Um das letztgenannte Problem zu umgehen, nutzen Staaten Hilfsmittel, die als sogenannte finanzielle Repression bekannt sind. Dabei handelt es sich um eine Form staatlicher Intervention, die genau diese Anpassung der Zinssätze an die höheren Inflationserwartungen verhindern soll. Es liegt auf der Hand, dass für Griechenland und einige andere Länder der Eurozone , die keine Kontrolle über die Euro-Geldmenge haben, ein „Ausfall durch Inflation“ keinen Ausweg aus der Misere bietet. Trotzdem können Inflation und Repression Teil einer „Gesamtlösung“ sein, falls die Schuldenkrise auf die Kernländer der Währungsunion übergreifen sollte.
    Ãœbersicht: Historische Restwerte
Land
Restwert basierend auf dem Marktpreis in Prozent
Russland (1998)
18
Elfenbeinküste (2000)
18
Argentinien (2001)
27
Ecuador (2008)
28
Seychellen (2008)
30
Ecuador (1999)
44
Pakistan (1999)
52
Moldawien (2002)
60
Grenada (2004)
65
Uruguay (2003)
66
Ukraine (2000)
69
Griechenland (2012)
70
Belize (2006)
76
Jamaika (2010)
90
Dominikanische Republik
95
    Quelle: Moody’s, eigene Recherchen
    Sind die genannten Mittel ausgeschöpft oder nicht verfügbar, hat ein Staat unter Umständen keine andere Wahl, als geplante Schuldentilgungen nicht zu leisten oder zu versuchen, genau das durch eine mit den Gläubigern vereinbarte Umschuldung zu verhindern. Beides stellt einen staatlichen Zahlungsausfall dar. Ziel einer Umschuldung ist, dass die Schuldenlast wieder tragbar wird. Die Umschuldungsmethoden reichen
von der Verlängerung von Laufzeiten über
die Herabsetzung der Zinssätze bis zu
einer direkten Verringerung der Schulden, die als „Schuldenschnitt“ (Haircut) bezeichnet wird.
    Die Vergangenheit hat gezeigt, dass längere Laufzeiten und niedrigere Zinsen selten etwas bewirken. Ein Schuldenschnitt ist in der Regel unumgänglich. Der Umfang des Schuldenschnitts kann im Einzelfall stark variieren. In der Vergangenheit lag er bei durchschnittlich 40 Prozent.
    Bewältigung des Staatsschuldenproblems auf europäische Art
    Doch der Fall Griechenland ist neu. Anders als die Länder, die in staatliche Zahlungsausfälle in den 1980er- und 1990er-Jahren involviert waren, ist Griechenland mehr als nur ein Land: Es ist Teil der Eurozone und gehört einer aus derzeit 17 Staaten bestehenden Währungsunion an. Mächtige Akteure haben daher ein unmittelbares Interesse an den Vorgängen im Land. Als sich Griechenlands Kreditwürdigkeit so weit verschlechterte, dass das Land im Frühjahr 2010 praktisch von den Finanzmärkten abgeschnitten war, sprangen die anderen Staaten der Eurozone ein und übernahmen
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