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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle
Autoren: P Bordage
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unserer Galaxie, die Via Lactea, zu beobachten. Shlaar-Sonden, die bereits vor zwanzig Jahren hierhertransportiert worden waren, informierten uns damals von Neorop aus über jede Veränderung im Kern des Schwarzen Lochs. Da beschlossen mein Kollege, Professor Nahum Arratan, und ich, uns für eine Expedition auszurüsten und dieses Phänomen aus der Nähe anzusehen. Also charterten wir ein Shlaar-Raumschiff und starteten vom Planeten Alemane am 3. Jokorus des Jahres 8122 nach dem Standardkalender. Sollte meine Sternenuhr noch richtig gehen, müssten wir uns jetzt im Jahr 8188 befinden.«
    Er schwieg, drehte sich um und sah Tixu fragend an. Der Oranger rechnete kurz und nickte dann.
    »Mein Gott, fast siebzig Jahre sind vergangen, seit wir das zivilisierte Universum verlassen haben …«

    Er blieb lange vor dem Kochtisch stehen, auf dem sich eine der Magnetplatten rötlich färbte. Dann schüttelte er sich, als wollte er einen Albtraum verscheuchen, griff nach einem Optalumaltopf und kniete sich vor die mit dem Sauerstoffgenerator verbundene Zisterne.
    »Nach dem Austritt aus unserem einhundertfünften Shlaar-Quantensprung verloren wir die Kontrolle über unser Raumschiff«, fuhr der Professor bedrückt fort. »Wir hatten eine Strecke von zwanzigtausend Lichtjahren zurückgelegt und die Mannschaft, die inzwischen wahnsinnig geworden war, hatte sich gegenseitig umgebracht. Doch jedes Unglück hat auch etwas Gutes: Ohne die ihnen vorbehaltenen Lebensmittel wäre ich längst verhungert.«
    Er drehte den Wasserhahn auf, füllte den Topf und stand auf. Seine langsamen schlenkernden Bewegungen erweckten den Eindruck, als würde er sich in einer zähflüssigen Masse bewegen.
    »Unser Raumschiff wurde von einer derart starken Strömung ergriffen, dass wir weder durch die Hilfsmotoren noch durch Ankern das Abdriften verhindern konnten, und wir erkannten, dass der Kern der Via Lactea der Grund für diese Kursänderung war. Außerdem mussten wir feststellen, dass das Schwarze Loch – es ist viel größer als angenommen  – sehr schnell wuchs und dabei Sternenhaufen und Gas- oder Nebelwolken verschlang. Wie ein unersättliches Monster.«
    »Der Blouf, das alles verzehrende Böse«, murmelte Tixu automatisch.
    »Der Blouf? Das ist wohl kaum eine wissenschaftliche Bezeichnung, obwohl sie sehr anschaulich klingt …Jedenfalls ist unser Schiff auf diesem toten Stern gelandet. Ich habe ihn Arratan getauft. Durch das rechtzeitige Aktivieren
des Umkehrschubs konnten wir eine Bauchlandung verhindern, aber das Fahrwerk blieb blockiert, und die Shlaar-Generatoren sowie das Triebwerk wurden zerstört.«
    »Wissen Sie, woher die anderen Weltraumschiffe stammen?«
    »Das alles ist ein Resultat der größten wissenschaftlichen Katastrophe aller Zeiten, das Ergebnis menschlicher Dummheit und dem Ethikgesetz H.M. geschuldet …«
    Er schüttete den Inhalt einer Tüte ins kochende Wasser, drehte sich um und sah Tixu herausfordernd an.
    »Im Jahr 7034 hat der Planetenrat der Konföderation von Naflin auf Druck der Bewegung Souveränität der Menschen beschlossen, die künstliche Intelligenz zu bekämpfen, dem Zeitalter der so genannten Maschinen-Hegemonie ein Ende zu setzen. Maschinen, Roboter, Androiden und auf Memodisketten gespeicherte elektronische Datenträger wurden in Shlaar-Raumschiffe verfrachtet, die mit dem Gebrauch der ersten Deremats obsolet geworden waren, und ins All geschickt. Die Regierenden jener Epoche waren überzeugt, dass diese Raumschiffe die Galaxie verlassen und sich im unendlichen Raum verlieren würden. Doch genau das Gegenteil ist eingetreten: Sie wurden von der bereits erwähnten Strömung ergriffen, die ihren Kurs zum Zentrum hin änderte, worauf sie auf diesem Gestirn Schiffbruch erlitten, einem bereits seit mehreren Millionen Standardjahren toten Planeten.«
    »Wie entsteht diese Strömung Ihrer Meinung nach?«
    »Ich wette, dass sie in direkter Verbindung mit einem Schwarzen Loch steht. Aber betrachten Sie diese Hypothese nicht als wissenschaftlich belegt.«
    Er schwieg und starrte in seinen Topf. Der fade Geruch nach einer Gemüsesuppe mit Fleisch breitete sich aus. Das
affenähnliche Aussehen dieses Mannes, der offensichtlich ein Gelehrter war, irritierte Tixu. Vor seinen Augen sah er eine Inkarnation im Zeitraffer der Entwicklung des Menschen, wenn man einigen Vertretern der Evolutionstheorie Glauben schenkte. So als wäre diesem Wissenschaftler durch die veränderten Lebensbedingungen nichts anderes
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