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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle
Autoren: P Bordage
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nach gewöhnte sich Tixu an die Atmosphäre des toten Sterns. Sein Sauerstoffbedarf war bedeutend geringer geworden, und die Schwerkraft stellte kein Problem mehr für ihn dar. Doch immer häufiger sah er die Gesichter Aphykits und Yelles vor seinem geistigen Auge. Dann wurde er von einer solchen Verzweiflung ergriffen, dass er sich in die Kommandobrücke eines der Schiffe flüchtete und bitterlich weinte.

    Am Tag nach seiner Abreise von Terra Mater hatte er den Kontakt zu beiden verloren. Dieses subtile Band zwischen ihnen war plötzlich zerrissen worden, und er konnte ihre Gegenwart nicht mehr spüren. Trotzdem war er überzeugt, dass sie nicht tot waren, sondern von einer unheilbringenden Macht gefangen gehalten wurden. Er wäre gern umgekehrt, doch sein Antra hatte ihre Spur verloren, und seine Nachforschungen hatten ihn immer weiter vom bekannten Universum entfernt.
    Da hatte Tixu begriffen, dass es keine Umkehr mehr gab und dass Yelle mit ihren Worten: » …auf diese Weise hat sich alles vollenden müssen …«, Recht gehabt hatte. Die Schöpfung hatte ihn, den Oranger, den ehemaligen kleinen Reisebüroangestellten, der früher versucht hatte, seine Probleme im Alkohol zu ertränken, ausersehen, allein gegen den Blouf zu kämpfen. Noch wusste er nicht, welche Rolle ihm im Kampf gegen Hyponeros zugedacht war. Also ließ er sich von einer höheren Macht leiten, der Kraft seines eigenen Gesangs. Er wusste nur, dass es bei diesem Kampf um sein innerstes Wesen ging und dass er bei dieser Konfrontation nicht unversehrt bleiben würde. Der Preis seines Einsatzes war hoch, aber er würde für die Menschen und ihn noch größer sein, sollte er die ihm vom Schicksal auferlegte Aufgabe nicht erfüllen. Denn als er damals auf Zwei-Jahreszeiten per Deremat eine Reise angetreten hatte, war er nicht nur einer faszinierenden wunderschönen Frau gefolgt, sondern hatte einen gefährlichen Weg eingeschlagen, dessen Kurs er bisher – wenn auch unbewusst  – nie hatte wahrhaben wollen.
     
    Als Loter Pakullaï in die Halbkugel schlüpfte, war er aufgeregt, und seine Augen leuchteten. Seit einer Woche zog
er wieder Kleidung an. Mit seinen viel zu langen Hosenbeinen, die er umgekrempelt hatte, und den Ärmeln, die nur bis zum Ellbogen reichten, sah er wie eine Vogelscheuche aus. Trotzdem ähnelte er jetzt wieder mehr einem menschlichen Wesen.
    Tixu begriff sofort, warum der Neoropäer aufgeregt war.
    »Du lieber Himmel! Sie hatten Recht, Hexenmeister! Ihr dämlicher Klang hat mich in eine Art imaginären Saal mit erleuchteten Öffnungen transportiert. Als ich eine der Öffnungen betrat, bekam ich so etwas wie einen elektrischen Schlag und stellte fest, dass ich mich mehr als dreihundert Meter von der Stelle, wo ich saß, befand. Zuerst glaubte ich, zu träumen oder Halluzinationen zu haben. Doch dann habe ich das Ganze zwanzigmal wiederholt, und immer mit dem selben Resultat.«
    »Jetzt müssen Sie die Entfernung vergrößern.«
    »Genau das will ich tun. Aber nicht sofort. Ich bin völlig erschöpft und muss mich erst einmal erholen.«
    Der Professor streckte sich auf seinem Bett aus, deckte sich zu und schlief sofort ein.
    In den folgenden Tagen machte er beträchtliche Fortschritte in der Kunst, mittels seiner spirituellen Kraft auf den Gedanken zu reisen. Unablässig bewegte er sich auf Arratan von einem Ort zum anderen, so als wollte er das Versäumte in kurzer Zeit nachholen. Manchmal hatte er nicht einmal mehr die Kraft, die Halbkugel zu erreichen, und brach ein paar Hundert Meter davor zusammen. Je nach Stimmung lobte oder beschimpfte er dann diese seltsame Fähigkeit der Gattung Mensch.
    »Dieses Phänomen ist allein ein Resultat uns noch unbekannter physikalischer Gesetze, die ich aber bald wissenschaftlich erklären werde«, murmelte er, während Tixu
eine Mahlzeit zubereitete. »Die Existenz des Doppel-Ichs hat es immer gegeben. Doch vor Anton Shlaar, dem Vorreiter des Weltraumzeitalters, hat das niemand zur Kenntnis genommen …«
    Allmählich verlor er sein äffisches Aussehen. Er ging aufrechter, seine Körperhaare wurden spärlicher, und ein neues Feuer brannte in seinen Augen. Auch die Furchen auf seiner Stirn glätteten sich. Er sprach von einem baldigen Aufbruch, ein Beweis, dass diese Form der Reise ihm nicht länger absurd erschien.
    »Ich frage mich, ob ich mich wieder an das kulturelle Leben gewöhnen kann. Während der letzten siebzig Jahre müssen sich die neoropäischen Welten verändert haben. Aber
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