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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle
Autoren: P Bordage
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seelischen Zerrüttung.
    »Ich wiederhole meine Frage, Hexenmeister: Sind Sie in der Lage, kraft Ihrer Kenntnisse der Inddikischen Wissenschaften
den Lauf der Dinge zu ändern?«, sagte er mit großem Ernst, ohne Ironie.
    »Warum sollte ich diese widerwärtigen Zufallsprodukte der Schöpfung vor dem Untergang retten?«, fragte der Oranger zurück.
    »Gerade, weil Sie nicht an den Zufall glauben«, entgegnete der Neoropäer. »Und weil Sie es wahrscheinlich als Ihre moralische Pflicht ansehen, Ihren Brüdern und Schwestern zu helfen. Aber das ist nicht das Problem, sondern Folgendes: Wie hoch schätzen Sie Ihre magischen Künste ein? Effizient genug, um der Vergrößerung des Schwarzen Lochs Einhalt zu gebieten?«
    Tixu stellte seinen leer gegessenen Teller vor seine gekreuzten Beine auf den Boden. Er hatte seinen Hunger gestillt, fühlte sich im Warmen wohl, aber sein ganzer Körper verlangte nach Ruhe.
    »Taten sind beweiskräftiger als Worte«, sagte er und unterdrückte ein Gähnen. »Ich kann Sie in die Lage versetzen, auf Ihren Heimatplaneten zurückzukehren.«
    »Wie?«
    »Indem ich Sie das Antra lehre, den Klang des Lebens, und Sie damit betraue, das Wort auf den Welten des Zentrums zu verbreiten.«
    »Mich? Ich soll ein Missionar der Indda werden? Meine Kollegen am Institut würden sich die Mäuler über mich zerreißen.«
    »Spielt das eine Rolle? Der Klang des Lebens wird das vollbringen, was Ihre lieben Kollegen nicht tun konnten oder wollten. Er wird Sie in Ihre Heimat bringen, Sie befähigen, eine Entfernung von etwa dreitausend Lichtjahren durchmessen zu können. Wenn Sie einmal die Macht des Antras gekannt und sich in den Chor der Schöpfung
integriert haben, werden Sie für den Spott Ihrer Kollegen nur ein amüsiertes Lächeln übrighaben. Ich biete Ihnen die einzigartige Gelegenheit, Professor Pakullaï, eins mit jenen universellen Mechanismen zu werden, die Sie seit langer Zeit zu verstehen trachten.«
    »Sollte ich wirklich mit Ihrer Hilfe wieder auf Alemane gelangen, dann werden mich die Menschen dort als ein Monster ansehen, als einen der Sprache mächtigen Primaten …«
    »Das Antra wird Ihr Aussehen nach Ihren Wünschen ändern. Was halten Sie von meinem Vorschlag?«
    Loter Pakullaï führte nachdemklich seinen Löffel zum Mund, während sich die Gedanken in seinem Kopf überschlugen, wie an seinem flackernden Blick zu erkennen war.
    »Lassen Sie sich Zeit mit Ihrer Antwort«, fügte Tixu hinzu. »Ich bin sehr müde und möchte jetzt schlafen.«
     
    Ein paar Stunden später wurde der Oranger von einem seltsamen Geräusch geweckt. Er richtete sich auf dem einstigen Bett Nahum Arratans auf und sah Loter Pakullaï schluchzend und am ganzen Körper zitternd auf seinem Lager liegen.
     
    Der Neoropäer war ein fleißiger, aber unbegabter Schüler. Mit einem kaum zu stillenden Wissensdurst stellte er unzählige Fragen, die ihn daran hinderten, sich in sein Innerstes zu versenken, dorthin, wo alle Wege des Raums und der Zeit ihren Anfang nehmen.
    Nachdem Tixu ihn die Grundelemente des Antras gelehrt hatte, begann er nicht enden wollende Diskussionen über Wellen, Quanten und Flüssigkeiten, anstatt sich von seinen subtilen inneren Strömungen treiben zu lassen. Er
litt, weil er seine veralteten Erkenntnisse aufgeben musste und Angst vor der Stille hatte, und von diesem Leid wollte er sich durch Geschwätzigkeit ablenken.
    Tixu versuchte weder ihn zu überzeugen noch ihm das Wort zu verbieten, denn er begriff, dass der Gelehrte mehr Zeit als andere Menschen brauchte, um den wahren Wert dieser Initiation zu erkennen. Während sein Schüler – der Shanyan – sich gedanklich mit seiner Meinung nach Widersprüchlichem auseinandersetzte, durchstöberte der Oranger die Laderäume einiger gestrandeter Raumschiffe und entdeckte dort Bullovisiongeräte, Fernbedienungen, Memodisketten, Androiden und Roboter. Wegen des geringen Sauerstoffgehalts auf Arratan waren sie gut erhalten und praktisch wie neu.
    »Nahum Arratan war ein Spezialist für Robotertechnik, aber ihm gelang es nicht, diese Roboter zu neuem Leben zu erwecken«, erklärte der Professor. »Man könnte meinen, sie hätten jegliche innere Energie verloren, obwohl sie alle integrierte Regeneratoren besitzen. Mit ihrer Hilfe könnten wir sofort ein Luftschiff wieder flugfähig machen …«
    »Das ist jetzt unwichtig geworden, denn nun wird das Antra Ihnen helfen.«
    »Ja, ja. Natürlich, das magische Antra, der Klang des Wunders …«
    Nach und
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