Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle
Autoren: P Bordage
Vom Netzwerk:
die Morphopsychologen dachte, die ständig die Überwachungsbildschirme des Palastes
kontrollierten. Sie erkannten, anders als gewöhnliche Sterbliche, jeden Scaythen, auch wenn der sich in einem Kapuzenmantel versteckte, und hätten nie einen Gedankenhüter passieren lassen, wenn sie auch nur den geringsten Zweifel hegten.
    In der stickigen Luft lag ein leichter Geruch nach Verwesung. Die wenigen Lichtkugeln schwankten und warfen flackernde Schatten auf verrostete Metalltüren, die durch kodierte Magnetschlösser gesichert waren.
    Die beiden Männer blieben vor einer runden, gepanzerten Schleusenkammer stehen, die mit einem perfekten Sicherheitssystem ausgerüstet war. Der Muffi nahm eine winzige Fernbedienung aus einer Tasche seines Chorhemds und drückte auf die Tastatur. Kurz darauf öffnete sich die Schleusentür, während die Gedankenhüter in etwa zehn Meter Entfernung starr wie Gespenster dastanden.
    Adam Mourall wartete, bis Barrofill XXV. in dem schwarzen Loch verschwunden war, dann schnitt er dem Rücken des Muffis eine Grimasse, eine Geste infantiler Hilflosigkeit.
    »Kommt, mein lieber Adaman!«
    Der Exarch stieß einen langen Seufzer aus, ehe er den kleinen, vollständig mit Optalumal ausgekleideten Raum betrat. Eine Sensitivierungslichtkugel füllte sich mit Helligkeit und schwebte langsam über die vier transparenten, auf Kryogentanks ruhenden Sarkophagen.
    Die in den gläsernen Särgen ruhenden Gestalten waren gut zu erkennen, obwohl die Innenwände leicht beschlagen waren. Trotz seines Abscheus betrachtete Adaman Mourall die beiden Frauen, den Mann und das kleine Mädchen, die dort seit mehr als drei Jahren mittels der Kryotechnik in einen Tiefschlaf versetzt worden waren.

    Beide Frauen waren sehr schön, allerdings auf ganz unterschiedliche Weise. Die eine hatte langes goldenes Haar, schneeweiße Haut und klassische Gesichtszüge, deren Perfektion der ihres Körpers in nichts nachstand, sofern ein Mann, der das Keuschheitsgelübde abgelegt hatte, das beurteilen konnte.
    »Aphykit Alexu«, hatte der Unfehlbare Hirte bei ihrem ersten gemeinsamen Besuch in der Krypta erklärt. »Eine Syracuserin, aus Venicia sogar. Von den Kriegern der Stille wird sie Naïa Phykit, die Allwissende Mutter, genannt … Einzige Tochter Sri Alexus, einer der letzten Meister der Inddikischen Wissenschaft.«
    »Inddikische Wissenschaft?«
    »Eine Art Hexenkult, ein Gräuel. Was hat man Euch in der EDHP gelehrt? Das kleine Mädchen ist wahrscheinlich die Tochter ihrer Liebe zu einem gewissen Tixu Oty, einem gebürtigen Oranger. Was die zwei anderen betrifft, so kennen wir ihre Namen nicht. Wir wissen nur, dass sie jersaleminischer Herkunft sind.«
    Bei jedem Besuch in diesem abgeschirmten Raum war das Gesicht Barrofills XXV. von Trauer gezeichnet, wenn sein Blick auf dem Paar aus Jer Salem ruhte. Sie sahen sich sehr ähnlich. Beide hatten langes schwarzes Haar, ausgeprägte, fein geschwungene Brauen, eine gebogene Nase und eine dunkle, fast bronzefarbene Haut. Der Erste Sekretär erriet, dass der Anblick dieser zwei Menschen den Muffi an die fürchterliche Entscheidung erinnerte, die er während der ersten Monate nach seiner Inthronisation hatte treffen müssen: die totale Zerstörung Jer Salems, eines von Eis bedeckten Satelliten des Planeten Franzia und die Vernichtung seiner einhundertvierzigtausend Bewohner, die als Häretiker galten und auf dem Index standen.
    Den Körper des kleinen Mädchens betrachtete der Exarch nur flüchtig. Aber jedes Mal musste er sich zwingen, den Blick nicht zu lange auf dem Schamhügel, der in seiner Nacktheit geradezu obszön aussah, verweilen zu lassen. Entsetzt hatte er feststellen müssen, dass er wie viele Geistliche unter einer abscheulichen sexuellen Neigung litt. Trotz dieser Erkenntnis wusste er, dass er diesem Drang eines Tages nachgeben und ihn auf illegale und widerwärtige Weise befriedigen würde.
    Er verbannte diese finsteren Gedanken aus seinem Kopf, lehnte sich an die Wand und beobachtete den Muffi, der nun wie erstarrt und mit Tränen in den Augen vor einer Kiste stand. Was trieb das Oberhaupt der Kirche, einen Mann, der wie ein Krake über Millionen und Abermillionen Untertanen herrschte, dazu, sich in dieser Krypta einzufinden? Hatte diese absurde Andacht etwas mit seinen langen einsamen Ausflügen in andere, fast vergessene unterirdische Gänge des Palastes zu tun? Oder mit dieser geheimnisvollen inneren Stimme, von der er manchmal sprach?
    Obwohl Adaman Mourall seinen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher