Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub
Autoren: Kim Winter
Vom Netzwerk:
Mädchens hin. »Nein, Maddi und ich sind kein Paar«, seine Stimme wurde eine Tonlage tiefer und bekam damit mehr Nachdruck, »und du hast auch keine Geschwister, falls du das denken solltest.«
    Das wäre zumindest eine Erklärung gewesen, warum er sich gegen ein Leben mit uns unter der Kuppel entschieden hatte, dachte ich.
    Wieder waren wir um Worte verlegen.
    Verhalten blickte David sich um. »Ein Café gibt es hier nicht, wir können also entweder in meinen Caravan gehen oder einen Spaziergang am Strand machen. Du entscheidest.«
    »Tja«, ich wusste nicht so recht, »ich glaube, ich möchte wissen, wie du wohnst und so.«
    »Na, dann!« Da war es wieder, dieses vertraute Lächeln aus meiner Kindheit und mir wurde gleich leichter ums Herz. Mein Vater öffnete die Tür zu seinem Caravan und bedeutete mir mit einer höflichen Geste einzutreten.
    Im Inneren des Wagens war es ziemlich heiß und stickig. Kein Wunder, die Sonne prallte schließlich ungeschützt auf das verchromte Blechdach, auf dem eine riesige Antenne thronte. Wofür die wohl war? Ich schaute mich um, während mein Dad einen Stapel Kleider von einer kleinen Sitzbank vorm Fenster nahm und sie in den Schrank daneben verstaute. Auch sonst war es hier nicht gerade gemütlich. Überall standen Geräte und Messinstrumente herum, die er als Geologe bestimmt für seine Arbeit benötigte.
    »Setz dich doch.« Er deutete auf den freigeräumten Platz und machte sich daran, in einer kleinen Teeküche eine Kanne mit abgebrochener Tülle auszuspülen.
    »Diese Instrumente«, startete ich den zaghaften Versuch einer Unterhaltung. »Woran arbeitest du im Moment eigentlich?«
    Er setzte Wasser auf. »An einem Projekt zur Regenerierung der Ozonschicht.«
    »Spannend.«
    »Hmhm«, machte mein Vater.
    Verdammt. Wir wollten einfach nicht ins Gespräch kommen.
    Ich sank mit der Schulter gegen die Wand und zeichnete Kreise an das Fenster, das vom Wasserdampf beschlagen war. Es kam mir vor, als würde er einer Unterhaltung regelrecht aus dem Weg gehen.
    »Dieser Iason«, setzte er schließlich an. »Weiß deine Mutter, wer er genau ist?«
    Glücklicherweise wisst ihr das beide nicht genau, dachte ich im Stillen und richtete mich wieder gerade auf. »Er ist nicht so, wie du denkst. Ich habe dir doch letzte Woche schon erklärt, dass du ihn zu einem ziemlich ungünstigen Zeitpunkt kennengelernt hast. Er war da … eben einfach nicht er selbst.« Ich setzte kurz ab. Als David aber nichts sagte, schob ich nach: »Wir machen alle mal Fehler, oder nicht?«
    Auch darauf bekam ich keine Antwort.
    Der Tee war inzwischen aufgebrüht. Mein Vater holte zwei Tassen aus dem Schrank über der Spüle, schenkte uns ein und setzte sich damit zu mir an den Tisch. »Um ehrlich zu sein, mache ich mir da aber schon so meine Gedanken.«
    Er saß neben mir und war trotzdem so weit weg.
    »Sag mal, überspringst du da nicht einen Schritt?« Zu weit weg! Du bist mir noch immer zu weit weg!
    »Wie meinst du das?«
    »Na ja, sollten wir nicht erst mal über uns reden? Warum du dich die letzten zehn Jahre nicht gemeldet hast … und so? Stattdessen willst du mir gleich den Freund verbieten.«
    Für einen kurzen Moment straffte er den Rücken und sog scharf Luft durch die Zähne ein. Er versuchte es damit zu überspielen, dass er mir den Zucker reichte, aber da ich gerade jede seiner Regungen wie ein Schwamm aufnahm, war mir nicht entgangen, wie er auf meine klaren Worte reagiert hatte.
    »Ich möchte ihn dir nicht verbieten, Mia.« Er beugte sich zu mir vor. »Ob du es glaubst oder nicht, bevor Iason Hell verschleppt hat, habe ich auch seine andere Seite gesehen, bestimmt die Seite, die du so an ihm liebst.«
    Fragend guckte ich ihn an.
    David nickte zum Fenster. »Er hat Maddi geholfen, als ihr Freund sie mal wieder verprügelt hat.«
    Etwas verwirrt schaute ich zu dem Wagen, in den die junge Mutter eben verschwunden war. »Ja, das klingt nach Iason.«
    Mein Dad spielte mit dem Bändchen des Teebeutels, das über den Rand seiner Tasse hing. »Ich weiß, es ist zu spät, von Vatergefühlen zu sprechen«, räumte er ein. »Ich habe mir dahingehend selbst jedes Recht genommen, aber als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du ein kleines Mädchen mit Rattenschwänzen und jetzt willst du schon …«
    »Hier geht es doch nicht um Rechte an mir!«, kam meine ganze Sehnsucht meinen anderen Empfindungen zuvor. Er hob den Kopf, und was ich in seinem Gesicht lesen konnte, beantwortete mir die Frage,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher