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Sternenjagd

Sternenjagd

Titel: Sternenjagd
Autoren: Linnea Sinclair
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registrierten. Mittlerweile nahm er seine Umgebung vollständig wahr. Automatisch schätzte er seine Position ab. Von ihm bis zur linken Wand grob geschätzt zwei Meter. Rechts war die Wand vielleicht einen Meter fünfzig entfernt – höchstens fünf Zentimeter mehr. Da hing ein kleines Schiffsdiagramm, Leuchtdioden zeigten Fluchtwege, Erste-Hilfe- und Brandschutzausstattung an.
    Er prägte sich das Diagramm gut ein.
    Er erkannte eine Türöffnung, eher eine Luke, Entfernung etwa zwei Meter zwanzig von seiner rechten Schulter.
    Ein metallhäutiger Droide, ein alter DZ -9 – er musste milde lächeln – stand neben der Luke, ein Lasergewehr fest in der Hand. Seine Gelenke quietschten jedes Mal, wenn er sich umwandte, um aus der Tür in den Korridor oder auf die medizinischen Geräte zu schauen.
    Er fragte sich, seit wann Droiden beim Sicherheitsdienst eingesetzt wurden? Und von wem?
    Wenn das das einzige Hindernis darstellte … doch da war ein Geräusch. Schnelle Schritte näherten sich – auf einem Metallboden. Der Hall dieser Schritte, Klang für Klang, verriet ihm, das nur eine Person im Anmarsch war. Er nahm keine weiteren Geräusche wahr und keine weiteren Leute außer dem Droiden und dem Herannahenden.
    Er konzentrierte sich auf den Rhythmus der Schritte und berechnete ihre Länge. Wer auch immer da gleich auftauchen würde, war eher leicht und von kleiner Gestalt. Vermutlich weiblich.
    Das war sie. Als die Frau den Raum betrat, fing sich das Oberlicht in ihren kurzen Haaren und schimmerte golden. Rafi hätte ihr Gesicht als gewinnend beschrieben, lieblich, mit großen Augen und langen Wimpern. Ihr Mund hatte genau diesen gewissen Touch von Trotz. Aber der befehlshabende Captain Rafiello Vanushavor war ja auch ein unverbesserlicher Frauenheld, wohl bewandert im Katalogisieren von weiblichen Reizen.
    Im Gegensatz zu Rafi verstand er selbst sich mehr auf Waffen und Strategien. Weibliche Reize waren für ihn unbedeutend. Seine Begegnung mit Malika hatte ihn gelehrt, wie oberflächlich solche Einschätzungen sein konnten. Und wie schmerzhaft falsch.
    »Wie geht es ihm heute Morgen?« Die Frage weckte seine Neugier. Sie sprach Standard. Er begriff sofort, dass er sich auf der falschen Seite der Zone befand.
    »Immer noch ohne Bewusstsein«, antwortete der Droide. »Aber die Albträume haben aufgehört.«
    »Ich versteh nicht, warum er immer noch weggetreten ist. Wann hast du zum letzten Mal die Werte geprüft?«
    »Vor zehn Minuten. Aber die innere Diagnostik ist leider wieder offline. Ich kann mit dem Medistat Handmessungen vornehmen, falls Sie genau wissen wollen, was los ist.«
    Sie seufzte müde. »Vielleicht sollte ich das.«
    Der Droide wandte sich dem Interface mit der kleinen Konsole neben der Tür zu. »Das Medistat wird die Testresultate in dreiundvierzig Sekunden zur Verfügung stellen, Captain.«
    Captain? Sie war zu jung, um diesen militärischen Rang zu bekleiden. Irgendwas in den Zwanzigern? Mit fast geschlossenen Augen war es schwierig, ihr richtiges Alter einzuschätzen, aber er konnte ihre Umrisse vor den weißen Wänden des Raumes gut erkennen. Das Uniformhemd bis zur Taille aufgeknöpft, die Ärmel hochgekrempelt. Das ärmellose gerippte T-Shirt darunter umspannte eng ihre Brüste. Die Rundungen ihrer Hüften und ihres Hinterns füllten die ausgebeulte Hose anständig aus. Ein breiter Werkzeuggürtel sackte ihr fast über die schmalen Hüften, heruntergezogen von der schweren Laserpistole und diversen daran baumelnden Ersatzteilen. Das war nicht die Uniform einer Schiffsärztin.
    Sie kam näher und betrachtete das Display. Er roch einen süßen, leicht moschusartigen Duft nach Blumen und parfümiertem Puder.
    »Wir sollten ihn vielleicht ein bisschen stimulieren. Ich kann hier nichts entdecken, was mir erklärt, warum er noch ohne Bewusstsein ist.«
    »Vielleicht hat er übermäßig starke Schmerzen.«
    So war es. Er nutzte den Schmerz als Fokussierungspunkt. Er hatte fast sein ganzes Leben mit Schmerzen verbracht, und mit der Disziplin, die das ermöglichte.
    Auch seine Macht war ganz selbstverständlich für ihn. Er hatte immer die Kontrolle. Und würde sie bald wieder haben. Sie musste nur noch ein bisschen näher kommen.
    Er verlangsamte willkürlich seinen Herzschlag und seine Atmung, so, wie er es vor über dreißig Jahren gelernt hatte. Nur noch ein paar Sekunden, nur noch ein bisschen näher …
    Ein Warnlämpchen am Regenerator begann plötzlich rot zu blinken.
    »Verdammt, was ist
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