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Sternenfeuer

Sternenfeuer

Titel: Sternenfeuer
Autoren: Michael McCollum
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größere der beiden Polizisten gefragt, die an der Tür des Apartments geklingelt hatten.
    »Habe ich was verbrochen?«
    »Nicht, dass wir wüssten, Mr Rykand. Wir sind wegen Ihrer Eltern hier. Sie hatten einen Unfall.«
    Ein eiskaltes Messer hatte sich in sein Herz gebohrt. »Wie schwer sind sie verletzt?«
    »Es tut mir leid, aber sie sind tot.«
    Mark hatte die Nachricht erst richtig erfasst, als er die Leichen identifizierte. Es war ihm noch gelungen, den entstellten Leichnam seines Vaters zu identifizieren, ohne zusammenzubrechen, doch als er dann seine Mutter ohne offensichtliche Verletzungen nackt auf dem kalten Tisch liegen sah, war es einfach zu viel. Das Gefühl, ganz allein zu sein, hatte ihn überwältigt. Trotz seiner vielen Freunde glaubte er, dass nur eine einzige Person diese Leere auszufüllen vermochte. Und diese Person war seine Schwester Jani - doch leider erforschte sie gerade irgendein namenloses Sternsystem in den Tiefen des Alls.
    In den darauffolgenden Wochen hatte er sich gefragt, wie er ihr die Nachricht am besten beibringen solle, als ihr Schiff schließlich zurückkehrte. Wie bei einem Besuch beim Zahnarzt war die Angst vor dem Ereignis schlimmer gewesen, als es dann in Wirklichkeit war. Er hatte es Jani nämlich gar nicht erst erzählen müssen. Die Sternenforschung hatte sich darum gekümmert, gleich nachdem ihr Schiff irgendwo jenseits des Jupiterorbits materialisiert war. Jani hatte fast drei Wochen, um den Verlust bis zu ihrer Rückkehr zur Erde zu bewältigen, und dann blieb sie kaum eine Woche. Ihr Besuch bei Mark hatte gerade lange genug gedauert, um sich auszuweinen und eine Vollmacht zu unterzeichnen, mit der sie ihm einen Blankoscheck bezüglich der Verwaltung ihres beiderseitigen Erbes ausstellte. Danach hatte er sie zum Raumhafen begleitet, zum Abschied geküsst und ihr nachgeschaut, bis sie wieder in den endlosen Weiten des Alls verschwunden war. Ihre Stippvisite hatte das quälende Gefühl der Einsamkeit nicht zu lindern vermocht.
    Drei Jahre später wirkte dieses Gefühl immer noch in ihm nach. Mark wachte häufig schweißgebadet in zerwühlten Bettlaken auf, zitternd und die Fäuste um einen imaginären Steuerknüppel geballt, während er versuchte, die paar Meter an Höhe zu gewinnen, die seine Eltern gerettet hätten. Nach solchen Episoden wünschte Mark sich oft, dass er dem Beispiel seiner Schwester gefolgt wäre. Lieber ein Leben unter Freunden inmitten der riesigen Leere als ein Leben allein unter den wimmelnden Milliarden der Erde.
    Moira registrierte die blinkende Nachricht auf dem Monitor im Schlafzimmer zuerst. Sie waren vor zehn Minuten nach Hause gekommen und bereiteten sich auf das Schlafengehen vor.
    »Du hast eine dringende Nachricht, Mark«, sagte sie mit schräg gelegtem Kopf, weil sie gerade einen Ohrring abnahm.
    »Von wem?«, fragte er hektisch.
    »Steht nicht da.«
    Er murmelte etwas vor sich hin und stapfte barfuß ins Schlafzimmer. Tatsächlich blinkte der diagonale rote Streifen, der um sofortige Aufmerksamkeit heischte, auf dem Bildschirm. Er löschte ihn und rief die Nachricht auf. Es erschien ein ihm völlig unbekanntes Gesicht.
    »Mr Rykand, hier spricht Hans Cristobal, Offizier vom Dienst im Sternenforschungs-Hauptquartier«, sagte die Aufzeichnung. »Rufen Sie mich bitte zurück, wenn Sie wieder zu Hause sind. Es ist wichtig.«
    Der ernste Gesichtsausdruck und die geschäftsmäßige Mitteilung genügten, um Mark zu erschüttern. Ein Anruf vom Diensthabenden der Sternenforschung konnte nur eins bedeuten. Er musste nur noch herausfinden, wie schlecht die Nachricht war. Mark tippte mit zitternden Fingern die Zahlen am unteren Bildschirmrand ein und wartete eine halbe Ewigkeit, bis er in dasselbe Gesicht schaute wie in der Aufzeichnung.
    »Ja, was kann ich für Sie tun? ... Ach, Mr Rykand. Danke für Ihren Rückruf.«
    »Was ist mit meiner Schwester geschehen?«, fragte er ohne Umschweife.
    Der Offizier blinzelte; er wusste nicht, wie er auf die direkte Frage reagieren sollte. Das Zögern sprach aber Bände. Mark hatte diesen Blick früher schon gesehen, im Gesicht des Polizisten, der ihm die Nachricht über seine Eltern überbracht hatte.
    Nach einer Pause, die fast viermal so lang war, wie es dauerte, um eine Nachricht um die halbe Welt zu übermitteln, sagte der Polizist: »Es tut mir leid, Mr Rykand. Ich habe die traurige Pflicht, Ihnen mitzuteilen, dass Ihre Schwester vor drei Wochen bei einem Unfall ums Leben gekommen ist.«
    »Wie ist das
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