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Sternenfaust - 155 - Die Vergessenen

Sternenfaust - 155 - Die Vergessenen

Titel: Sternenfaust - 155 - Die Vergessenen
Autoren: Anonymous
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immer stehe ich Ihnen gerne als Trainingspartner bei einem Kendo-Match zur Verfügung.«
    Dana lachte auf, schüttelte ihr Handtuch aus, warf es über die Halterung des Gravitrons und aktivierte mit ihrem Daumenabdruck ihre alte Speicherung und das übliche Programm. »Mein Kendo ist ein wenig eingerostet, Izanagi. Ich fürchte, ich muss noch eine ganze Weile im Simulator üben, um mit Ihnen halbwegs mithalten zu können.«
    Izanagi grinste.
    Noch während sie davon sprach, öffnete sich die 3D-Landschaft auf der halbrunden Projektionswand. Aus den Lautsprechern drang leises Gezwitscher. Der über Ventilatoren verbreitete Duft vervollständigte die Illusion einer morgendlichen Frühlingslandschaft. Es war ein Stückchen heile Welt. Das Gefühl von ein bisschen vertrauter Heimat.
    Ein wundervoller Morgen , dachte Dana zumindest. Doch bevor sie überhaupt richtig ins Schwitzen geraten konnte, flackerte die sattgrüne Landschaft, verfärbte sich erst ins Bläuliche, schwenkte ins Violett, nur um schließlich mit einem unspektakulären »Zipp« ganz und gar in tiefes Schwarz zu tauchen.
    »Ich fasse es nicht«, murrte Dana enttäuscht. »Da ist man auf dem modernsten Flaggschiff, das die Allianz der Solaren Welten zu bieten hat, verfügt über die modernste Wandlertechnik, taucht mit unvorstellbaren Energiemengen in den hyperdimensionalen Raum ein, und dann funktioniert noch nicht einmal ein ganz gewöhnliches Spinning-Graviton.«
    Dana verzog die Mundwinkel und wanderte mit ihrem Blick auf die Digitalanzeige des Touchpads in der Lenkermitte.
    »Wie es aussieht, hat der Wald heute wohl kein Interesse an Besuchern«, tönte es in amüsiertem Tonfall aus Izanagis Richtung. Doch Dana beachtete ihn nicht. Sie strampelte eisern weiter. Dann eben ohne visuelle Animation. Schwitzen kann man auch so.
    Als hätte der Geist im sprichwörtlichen Getriebe ihre Gedanken gehört, huschten unförmige Pixelflecken über die kristalline Touchpad-Oberfläche, und Dana hatte alle Mühe, nicht in einem Salto vornüber zu fallen, als sich der Widerstand an den Füßen abrupt in Nichts auflöste, sie ins Leere trat und von dem Schwung überrascht mit dem Oberkörper vorkippte.
    »Es gibt eine Jahrhunderte alte Weisheit«, keuchte sie und rieb sich die schmerzenden Seite.
    »Und die wäre?«, wollte Izanagi wissen.
    »Sport ist Mord!«
    Für heute war Dana die Lust am Training gründlich vergangen. Stattdessen sehnte sich einmal mehr nach einer extragroßen Tasse Kaffee.
    Aber auch das schien ihr nicht vergönnt zu sein, denn gerade als sie das Handtuch vom Sitz zog, meldete sich ihr Armband-Kom.
    Dana wischte sich über die noch trockene Stirn, richtete ihr Haar und drückte schließlich den Knopf, um den Ruf anzunehmen.
    »Was gibt es denn so Dringendes am frühen Morgen, Captain Mulcahy?«
    Das Miniaturgesicht des Captains ließ keine Regung erkennen.
    »Dringendes wohl nicht«, erklang seine Stimme über Kom-Lautsprecher. »Aber etwas sehr Interessantes.«
    Dana kniff die Augen zusammen. »Machen Sie es nicht so spannend, Captain Mulcahy. Ich könnte eine Aufmunterung vertragen, nach diesem Technischen K.O. gerade eben.«
    Der Captain runzelte kurz die Stirn, entschloss sich aber offenbar, nicht weiter nachzufragen. »Ein Schiff, Commodore Frost. Wie es scheint haben unsere Sensoren ein echtes Geisterschiff gefunden.«
    Dana hob die Brauen. »Fünf Minuten, dann bin ich auf der Brücke!« Damit beendete sie die Verbindung, hob noch einmal grüßend die Hand, als Izanagi zu ihr herüber sah und marschierte ab.
    Ein Morgen ohne Training und – wie es aussah – wohl auch ohne Kaffee.
     
    *
     
    Chrissie rieb sich verschlafen die Augen, richtete sich auf und riss sich im nächsten Moment die Decke vom Leib, als ihr die blau leuchtenden Zahlen des Wecksystems die Uhrzeit verrieten. Himmel, warum hat das Ding nicht geläutet? Der Doktor wird mich umbringen!
    Tregardes Laborassistentin sprang aus dem Bett, hetzte – während sie sich das Nachthemd über den Kopf zog – in die Nasszelle und wäre um ein Haar gegen den Türstock gerannt, hätte nicht schon einer ihrer Schuhe sie aufgehalten. Stolpernd kam sie zum Stehen, befreite sich endgültig von der knappen, atmungsaktiven Stoffhülle und kickte die klinischen Kunststofftreter in die nächste Zimmerecke.
    »Tregarde wird es für eine Ausrede halten, wie immer. Schließlich ist die STERNENFAUST nicht irgendein fliegender Schrotthaufen, bei dem einfach so die Schaltkreise verrückt spielen.
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