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Sternenfaust - 151 - Für die Menschheit! (1 of 2)

Sternenfaust - 151 - Für die Menschheit! (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 151 - Für die Menschheit! (1 of 2)
Autoren: Anonymous
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seinem Hals bildete.
    Längst war es mucksmäuschenstill im Rund. Die Bilder taten ihre Wirkung, berührten die Menge. Machten sprachlos. Einzig die Musik schwoll an, und die Monitore erstrahlten plötzlich in gleißender Helligkeit. Eine Sekunde später war er da. Der Mann von den Plakaten.
    »Buonasera« , grüßte Ralph Cifaretto, und die verborgenen Lautsprecher trugen seinen Gruß hinaus in die Halle – und in die Welt. Tim war überrascht, wie jung der Kerl wirkte, wenn man ihn einmal aus der Nähe betrachtete. Auch wenn die Retuschier-Projektionen sicher dafür sorgten, seine Haut jünger aussehen zu lassen, war er ein schmächtiger Bursche von maximal fünfunddreißig Jahren. Kurzes, aber nicht zu kurzes, schwarzes Haar, das ihm in lockerem Schnitt in die Stirn fiel. Freundliches Gesicht, geschwungene Brauen. Auf Kinn und Oberlippe etwas, das die Engländer als five o’clock shadow bezeichnet hatten, bevor die Weltsprache Solar eingeführt wurde: ein Schatten, der auf starken Bartwuchs hindeutete.
    Cifaretto trug dunkle, eng anliegende Kleidung, wirkte aber keineswegs düster. Auf Brusthöhe prangte das Emblem, das auch schon die Plakate zur Veranstaltung geziert hatte: Leonardo da Vincis vitruvianischer Mensch.
    »Guten Abend«, fuhr der Redner nun in Solar fort, »und danke, dass Sie gekommen sind.«
    Sara murmelte irgendetwas. Es klang abfällig. Tim ignorierte sie, zog sein Aufnahmegerät aus der Tasche und aktivierte es. Sofort stieg das kleine technische Wunderwerk in die Luft und näherte sich der Bühne bis auf den vom Veranstalter zugewiesenen Abstand von zehn Metern, wo es seine Arbeit aufnehmen würde.
    Cifaretto sah nach oben, als prange noch immer das Chaos auf den Schirmen, das die Erde vor Wochen heimgesucht hatte. »Es ist wieder geschehen, nicht wahr?«, fragte er leise. »Wieder wurde unser Planet, wurden wir mit Dingen konfrontiert, die jenseits unserer Kontrolle lagen. Jenseits unserer Vorstellungskraft.« Ein Kopfschütteln, langsam und nachdenklich. »Der Angriff der Orphanen. Die Meteore, die riesigen Kanonenkugeln gleich auf uns zurasten und nur mittels haarsträubend riskanter Abwehrmanöver von ihrem todbringenden Weg abgebracht werden konnten. Und die Splitterstücke, die nach ihrer Vernichtung auf den alten, blauen Planeten niederregneten. Die Zerstörung brachten, Verheerung.«
    Ohne dass er eine erkennbare Geste gemacht hätte, erschienen holografische Abbildungen weiterer Einschlagsorte über den Köpfen der lauschenden Menge. Dies, so erkannte Tim sofort, waren nicht die altbekannten Nachrichtenbilder. Winkel, Auflösung und Qualität der Aufnahmen machten deutlich, dass es sich um eigene, nicht minder professionelle handeln musste.
    Cifaretto ließ sie unkommentiert. »Es heißt, die Erde sei ein Paradies. Das, von dem die alten Religionen als Idealzustand sprachen. Es heißt, wir hätten ihn erreicht. Krankheiten, die vor Jahrhunderten ganze Völker dezimierten, sind uns heute maximal noch aus den Geschichtsbüchern ein Begriff. Hunger, Umweltverschmutzung, Territorialkämpfe … Geister der Vergangenheit, allesamt.« Er war lauter geworden, schien aber plötzlich innehalten zu müssen und lächelte gequält. Dann fuhr er leiser, sonorer fort. »Schaut euch nur um, Freunde, wo immer ihr mir auch zuseht, und sagt mir: Ist das wirklich ein Paradies? Die Krater in Kairo, die zerstörte Golden Gate Bridge in Kalifornien, die glühenden Überreste des Ayers Rock? Sieht so die Perfektion aus? Der unveränderliche Idealzustand?«
    Tim ahnte, was kam. Die ganze Präsentation war wie dafür gemacht. Und auch Sara schien ähnlich zu denken. »Ich glaub’s ja nicht: Der kandidiert!«, raunte sie ihrem amerikanischstämmigen Kollegen zu. »Wart’s ab. Keine zehn Minuten noch, und er kündigt seine Teilnahme am Rennen um den Vorsitz des Hohen Rates an.«
    »Kannst du’s ihm verdenken?«, flüsterte Tim zurück, wofür er prompt einen bösen Blick aus ihren bezaubernden blauen Augen kassierte. »Die aktuellen Ratsmitglieder bekommen derzeit so viel negative Presse, dass selbst der Virtofriend-Avatar eines Kleinkindes Chancen hätte, gewählt zu werden.« So langsam begriff er, warum seine und Saras Vorgesetzten unbedingt darauf bestanden, diesen Termin wahrgenommen zu wissen. Einer mehr …
    »Wann hat das eigentlich angefangen?«, fragte Cifaretto. Er rang mit den Händen, wirkte aufrichtig ratlos. »Wann haben wir damit begonnen, die Schätze unseres Paradieses dem Chaos jenseits
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