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Sternenfaust - 150 - Das Auge des Universums

Sternenfaust - 150 - Das Auge des Universums

Titel: Sternenfaust - 150 - Das Auge des Universums
Autoren: Anonymous
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endlos vielen Stimmen hören, die mich begrüßen. Die Entitäten erwarten mich als Teil ihres Gefüges. Das ist mehr als ich je zu träumen gehofft habe. Ich muss es tun.«
    Dann hatte Yngvar sich vor sechzehn Jahren also doch freiwillig entschieden, in der Entität aufzugehen. Dana lächelte traurig. Sie war nicht zornig auf ihn. Im Gegenteil: Sie verstand ihn, und dieses Mal konnte sie ihn gehen lassen.
    »Ja, du musst es tun, Yngvar. Ich verstehe dich.«
    Yngvar senkte den Kopf. »So gehe ich allein. Ich hatte gehofft, du würdest anders entscheiden, aber auch ich begreife, dass unsere Wege sich für immer trennen müssen.«
    Er wandte sich von ihr ab. Danas Brustkorb schmerzte. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen. Ihr Hals war eng, das Atmen wurde zur Qual. Als sie sprach, brach ihre Stimme.
    »Yngvar … Ich habe dich immer geliebt.«
    Türkisblaues Licht brach aus seinem Körper hervor. Seine Worte waren leise. »Lebe wohl.«
    Er löste sich auf, verwehte, wie eine Fata Morgana. Dana sank auf den Boden und zog die Knie zur Brust. Sie legte ihren Kopf auf ihre Arme und gab sich der Verzweiflung und der Leere hin, die mit Yngvars Gehen über sie hereinstürzten. Sie war allein.
     
    *
     
    William blinzelte. Er spürte die Gedanken mehrerer Menschen um sich. Sie waren besorgt und aufgeregt. Er versuchte zu erkennen, was ihn umgab, und sich zu orientieren. Gleichzeitig mit den Schemen und dem goldenen Licht des Nachthimmels tauchten Erinnerungen auf. Er war auf den St.-Garran-Pfad aufgebrochen, um nach Antworten zu suchen. Aber eigentlich befand er sich gar nicht auf Sirius III, auf dem Weg zum ursprünglichen Pilgerpfad des Kraters. Das Bild der vertrauten Sternformationen und der beiden hellen Monde über ihm war nur eine Illusion. Eigentlich war er mit der BEHRING unterwegs, um eine Heilung für Dana Frost und andere Genetics zu finden.
    Warum hatte die fremde Entität ihn an diesen Ort gebracht? Es musste eine Art geistige Reise sein, bei der er sterben konnte …
    Er stöhnte auf, als er die Schmerzen in seiner Brust fühlte. Sie waren gedämpft, aber quälend.
    »Bewegen Sie sich nicht, William. Bitte bleiben Sie liegen.«
    Er kannte diese Stimme. Endlich wurde seine Sicht klarer.
    »Frida?«
    »Ja, Sie sturer, alter Mann. Wie kamen Sie nur auf die Idee, zum Pfad aufzubrechen? Wir haben doch darüber geredet, und Sie haben mir versprochen, so eine Dummheit nie wieder zu begehen.«
    Obwohl er sich nicht schuldig fühlte, spürte William Reue. Er hatte niemanden in Aufregung versetzen, oder ihm Unannehmlichkeiten bereiten wollen. Aber konnte er das überhaupt? Wenn das Erlebte nur eine geistige Reise war, dann war Meisterin Frida nicht real.
    »Mein Hals ist … trocken …«, brachte er hervor. Er sah zwei Klosterschüler, die noch Novizen waren und bei Meisterin Frida lernten. Einer von ihnen nahm einen Medo-Scan über seinen Körper vor.
    Frida reichte ihm eine Flasche aus Kunststoff. »Ich weiß zwar nicht, ob es gut ist, wenn Sie jetzt etwas trinken, William, aber ich kenne ja Ihren Dickschädel. Wann werden Sie Ihr hohes Alter endlich anerkennen?«
    William trank und versuchte nicht auf Frida zu achten. Sie war nicht real. Wo war die Entität? Was sollte das Theater?
    »Bei allen Sterngöttern«, flüsterte Frida. Sie sah auf die Ergebnisse des Medo-Scans. »Wir brauchen eine Schwebeliege und einen Arzt! Am besten einen Gleiter!«
    »Ich informiere das Kloster, Meisterin Frida«, sagte eine Männerstimme, die einem von Fridas Novizen gehörte.
    »Es kann nicht schlimm sein«, stellte William fest. Er versuchte, sich aufzusetzen. »Ich habe kaum Schmerzen.«
    Frida drückte ihn auf den Boden. »Das liegt an der Medikamentengabe Ihres E-Pflegers. Der Robot hat Sie stabilisiert, sonst wären Sie vermutlich schon tot. Sie müssen ganz ruhig liegen bleiben.«
    »Das geht nicht. Ich muss die Entität suchen.«
    »Bitte.« Fridas Augen wurden feucht. »Wir brauchen Sie noch, William, werfen Sie Ihr Leben nicht fort. Seien Sie vernünftig.«
    Es war nicht die echte Frida und somit auch nicht die Wahrheit. Trotzdem rührten William Fridas Worte. Er griff nach ihrer Hand, die viele Falten hatte, und betrachte seinen eigenen Handrücken mit dem Implantat und den braunen Altersflecken. Sollte er auf diese Weise sterben? Würde sein Körper im Warteraum zu Boden fallen, wie die Körper anderer Crewmitglieder? Oder überlebten nur die, die auf der Reise starben?
    »Was willst du?«, flüsterte er der Entität zu.
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