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Sternenfaust - 133 - Angriff auf Lor Els Auge

Sternenfaust - 133 - Angriff auf Lor Els Auge

Titel: Sternenfaust - 133 - Angriff auf Lor Els Auge
Autoren: Anonymous
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denke, ich habe es nicht verdient.
    Um Haaresbreite wäre Taglieris Freundin bei dieser Aktion draufgegangen. Mann, alles nur, weil ich den Helden spielen wollte, dabei ist Yefimov derjenige, dem das zusteht. Jedem meiner Kameraden steht es zu, denn die sind diszipliniert. Ich weiß, Sie werden gleich wieder sagen, meine verrückte Aktion habe nur mich gefährdet, und noch dazu sei sie ein Erfolg gewesen.
    Klar war sie das, na und? Zuerst mein Fehlschuss und dann mein Fehlurteil. Ich dachte, Taglieri hätte mich ermuntert, in Wirklichkeit wollte er mich davon abbringen. Ganz schön viel verrückte Fantasie, stimmt’s? Nun werde ich vielleicht einen Orden bekommen, vielleicht ‘ne Entlassung. Keine Ahnung. Lieber ‘ne Entlassung. Was ich aber auf keinen Fall will, ist ein neuer Arm.
    Es gibt keine Erinnerung ohne Gefühl, verstehen Sie? Sagte mein Vater stets. Der hat im ersten Kridan-Krieg gedient. Auch ich will es stets fühlen. Will mich stets daran erinnern, wie es ist, Menschenleben aufs Spiel zu setzen. Mich daran erinnern, was dabei auf dem Spiel steht und dass ich es nicht in mir habe. Ich weiß, dass Sie das anders sehen, und vielleicht werde ich Ihren Gedanken irgendwann folgen können. Jetzt nicht, Doktor. Noch nicht!
    Beantworten Sie mir am Schluss der Stunde nur eine Frage: Wie hätte ich Admiral Taglieri in die Augen schauen können, wäre seine Freundin durch die Granate getötet oder verstümmelt worden? Sie werden sagen, sie wäre ohne meine Aktion sowieso gestorben, und das mag sein, Doktor. Das mag durchaus sein.
    Doch woher will man das wissen?
    Ja, das können Sie nicht. Sehen Sie – darauf kommt es an. Eine Handlung zieht die nächste nach sich, und wenn man nicht aufpasst – in Ordnung, also, wenn ich nicht aufpasse –, kann es schlimm enden. So funktioniert das ein Leben lang. Für jede Handlung sollte ein erwachsener Mensch Verantwortung übernehmen. Nur weil das Glück mir hold war, habe ich nicht automatisch recht. Wann ist eine Heldentat eine Heldentat? Nur dann, wenn man das Glück hat, dass alles gut geht?
    Doch darüber, Doktor, können wir ja beim nächsten Mal sprechen.«
     
    *
     
    Vincent Taglieri betrat Lor Els Auge durch dieselbe Schleuse, durch welche die Besatzung der MERCHANT II nur wenige Stunden zuvor die Station betreten hatte. Er ging durch ein paar Gänge und fand die Zentrale auf Anhieb.
    Hier hatte der Großteil von Savannas Martyrium stattgefunden. Diesen Ort wollte er sehen. Er schrak zurück, als er zwei Menschen sah, die vor einer liegenden Person knieten. Savanna und Chang. Keiner der beiden drehte sich um.
    Taglieri drückte sich seitlich an die Wand und schwieg.
    Savanna kauerte vor Toler und flüsterte: »Halte durch! Verdammt, halte durch!«
    Dann erst sah sie Taglieri. »Er lebt noch!«, rief sie ihm zu. »Dieser riesige Dickkopf lebt noch.«
    In diesem Moment kamen die Paramedics hereingestürmt und kümmerten sich um Toler.
    Savanna ließ die Mediziner ihre Arbeit erledigen, richtete sich auf und kam auf den Admiral zu.
    Taglieri öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Er wollte Savanna an sich drücken, sie küssen. Sie lebte, sie hatte das Drama überstanden. Wie sehr er sich nach ihr gesehnt hatte. Noch vor wenigen Minuten hätte er alles dafür gegeben, sie wieder sicher bei sich zu wissen.
    Savanna wehrte seine Umarmung ab. »Es ist ungerecht«, sagte sie. »Da war dieser Mann, der mir die Flucht ermöglichte. Drüben, in dem Toilettenraum. Er und seine Geliebte Lydia sind jetzt tot. Und ich lebe. Ohne ihn wäre wohl alles anders gelaufen. Er war ein Held.«
    Harry Chang war von hinten an sie herangetreten und legte ihr den Arm auf die Schulter. Eine freundschaftliche, eine tröstende Geste. Taglieri mochte den Mann nach wie vor nicht, merkte aber, wie Savanna sich bei der Berührung ihres Schiffskollegen ein wenig entspannte.
    Sie blickte Taglieri an. Ihre Augen waren feucht.
    Der Admiral machte noch einmal den Versuch, sie in den Arm zu nehmen. Doch sie wehrte ihn erneut ab, allerdings nicht besonders kraftvoll.
    »Später, Vince … später …«, flüsterte sie. »Ich werde jetzt Toler begleiten. Ich will bei ihm sein, wenn er zu sich kommt.«
    Taglieri nickte.
    »Ich muss über vieles nachdenken«, sagte sie noch. »Über vieles, Vincent.« Sie ging an ihm vorbei, die Tür öffnete sich zischend.
    Vincent Taglieri war allein.
     
    ENDE

 
     

     
    Die Wahrheit über Dana Frost
     
    von Susanne Picard und Sascha Vennemann
     
    Dana Frosts
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