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Sternenfaust - 104 - Die Kristalle von Dondari

Sternenfaust - 104 - Die Kristalle von Dondari

Titel: Sternenfaust - 104 - Die Kristalle von Dondari
Autoren: Anonymous
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Schiff den Ton angeben? Das war ungerecht, eine Frechheit des Schicksals. Und warum kam sie dieser hirnlose Trottel nicht besuchen? Ihre Urgroßmutter war auf Haiti eine große, leidenschaftliche Anhängerin von Voodoo gewesen und Savanna hatte einiges von ihr gelernt. Vielleicht sollte sie Vince verfluchen. Rein aus Gründen des Zeitvertreibs. Früher hatte sie es schließlich auch so gemacht.
    Ein durchdringender Ton ließ sie zusammenschrecken. Jemand stand vor ihrem Schott. Das war sicher wieder dieser Fähnrich mit dem Essen. Savanna hatte keine Lust in die Messe zu gehen und ließ sich seit zwei Tagen das Essen in ihr Quartier bringen.
    »Öffnen«, meinte sie gedehnt, während sie langsam vom Bett aufstand. Sie wartete darauf, dass der Mann in der anthrazitfarbenen Uniform die schmale Tischplatte aus der Wand gleiten ließ um das Essen darauf abzustellen.
    Doch der Mann blieb am Eingang des Schotts stehen. Überraschenderweise trug er auch kein Tablett aus Kunststoff in den Händen.
    Savanna blickte zu ihm hinüber. Ihr Herz hämmerte, als würde sie wieder in einem abstürzenden Schiff sitzen. Er war es! Vincent Taglieri. Hochgewachsen und stämmig stand er vor ihr. Seine Haare waren stark angegraut und die Linien um seinen Mund und auf seiner Stirn waren zahlreicher geworden. Winzige Fältchen umgaben seine von dichten Brauen überwölbten Augen. Trotzdem sah er gut aus. Viel zu gut. Das hatte er gar nicht verdient.
    Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus.
    Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Vorsichtig, als laufe sie über dünnes Eis, machte sie einen Schritt auf ihn zu. Sie standen voreinander. Versanken in den Augen des Gegenübers.
    Savanna betrachtete ihn intensiv. Jede neue Falte, jedes einzelne graue Haar schien sie sich einprägen zu wollen. Im Gesicht des Admirals lag ein Schmerz, den sie teilte.
    Er hat mir gefehlt. Entsetzlich gefehlt. Während sie in seine dunklen Augen sah, spürte sie die Leere, die ihre einstige Trennung hinterlassen hatte. Er bedeutete ihr mehr, als sie zu sagen in der Lage war. Sie hatte immer wieder versucht ihn zu vergessen. Es war ihr nicht gelungen. Er war ständiger Begleiter ihrer Gedanken. Sein Aussehen, die Linien seines Körpers, seine Stimme, all das war seit Jahren in ihr gespeichert wie in einem verdammten Computer, dessen Löschfunktion ausgefallen war.
    Es war verrückt. Ausgerechnet er, ein Schreibtischhengst, der an den Vorschriften hing. Ausgerechnet dieser eine Mensch mit all seinen Verschrobenheiten und Macken. Ausgerechnet dieser Idiot! Wie oft hatten sie sich gestritten? Hundert Mal? Tausend? Sie wusste es nicht mehr. In ihr war nur noch ein Gedanke: Nichts! Es hat sich nichts geändert! Ich bin gesprungen, vom Damals ins Jetzt, und was dazwischen liegt, existiert nicht mehr.
    Beide standen schweigend voreinander und ließen in Gedanken die Zeit passieren, die sie gemeinsam verbracht hatten. Savanna hätte gerne geschimpft. Warum kam er erst jetzt? Warum hatte er sie all die Zeit über allein gelassen? Aber hatte er das überhaupt? Sie hörte ihr Herz noch immer heftig schlagen und kämpfte gegen den Impuls ihn anzufassen. Sie wollte ihn berühren, seine Nähe spüren.
    Aber das durfte sie nicht. Es wäre nicht richtig. Savanna schluckte trocken. Ihr war, als sei seit der Quittierung ihres Star Corps-Dienstes kein einziger Tag vergangen, als Vince noch einen Schritt auf sie zu ging und das Schott nach draußen hinter sich schloss. Es gab nur noch sie beide.
     
    *
     
    Leise Klaviermusik erfüllte das Quartier. Emma Kalani hatte die Augen geschlossen und lag eng umschlungen in Mike Rossinis Armen. Der dunkelhaarige Mechaniker roch vertraut. Seine Haut lag warm an ihrer. Emma ließ die Töne des Klavierstückes tief in sich einsinken. Sie mochte die Epoche der »Golden Romance«, in der viele klassische Stücke einem neuen Stil angepasst worden waren. All diese Lieder luden zum Träumen ein. Gerade lief eine abgeänderte Variante des »Blumenliedes«, die sie über alles liebte. Die Töne waren leicht und verspielt, hüpften und tanzten durch den Raum wie hörbar gewordene Freude.
    »Ich weiß gar nicht, womit ich so viel Glück verdient habe«, flüsterte sie.
    Mike streichelte ihr Haar. »Genieß es einfach. Wir sind beim Star Corps. Da weiß man nie, was im nächsten Moment geschieht.«
    Emma öffnete die Augen und sah ihn an. Im gedämpften Licht sah seine gebräunte Haut noch eine Spur dunkler aus. »Ich weiß ganz genau, was in den
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