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Sternenfaust - 070 - Der Renegat

Sternenfaust - 070 - Der Renegat

Titel: Sternenfaust - 070 - Der Renegat
Autoren: M’Raven
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werden wollte, war das Schlimmste, was er seinem Meister hatte antun können. Doch es gab keine Möglichkeit für L38.C-A53/ dem zu entgehen, ohne sich zu verraten.
    Er erhob sich von seinem unbequemen Lager (dessen Konstruktion ebenfalls dazu diente, Glückseligkeit durch Schmerzen zu erlangen) und folgte K12.U-N91/.
    Im Ritualraum des Großen Endes wurde er bereits erwartet. Offenbar war schon alles dafür vorbereitet, F73.O-R44/ seinem schmerzhaften Ende zuzuführen. Der Diener lag festgeschnallt auf dem »Lager der 369 Qualen« und schien zu genießen, dass die Fesseln ihm schmerzhaft ins Fleisch schnitten und bereits blutende Wunden gerissen hatten. Der grüne Lebenssaft quoll in einem kleinen, aber stetigen Rinnsal daraus hervor und zog seine Spuren wie grüne Linien über die weiße Haut des Brax. F73.0-R44/ zerrte eifrig an den Fesseln, um die Qual noch zu vergrößern. Auch presste er seinen Rücken auf die Liegefläche, die mit unzähligen Metallspitzen gespickt war, die seine gesamte Kehrseite perforiert hatten, aber nicht tief genug in die Haut eindrangen, um lebenswichtige Organe verletzen zu können.
    L38.C-A53/ fühlte, wie ihm bei dem Anblick übel wurde. Zwar hatte er schon einige wenige Male bei Zeremonien des Großen Endes zusehen müssen, doch noch nie zuvor bei einem Brax, den er persönlich gekannt hatte. Erst recht hatte er nicht der »Vermittler des Großen Endes« sein müssen bei einem Diener, der ihm seit Jahren so vertraut war wie kein zweiter Brax.
    »Meister!«, sagte F73.0-R44/ ergriffen, als L38.C-A53/ eintrat. »Ich danke Ihnen, dass Sie mir diese unschätzbare Ehre erweisen. Ich weiß, Sie werden mein Ende würdig und angemessen gestalten. Ich bin bereit.«
    Aber ich bin es nicht! , hätte L38.C-A53/ ihn am liebsten angeschrieen. Doch das tat er natürlich nicht.
    Er trat an den Tisch heran, der neben dem »Lager der 369 Qualen« stand und auf dem sauber nach Größe geordnet die Instrumente aufgereiht waren, die er benutzen sollte. Sie reichten von Nadeln mit Widerhaken in unterschiedlicher Größe über gezackte Messer, Hautschaber und andere Dinge bis hin zu Geräten, die Stromstöße durch den Körper des Opfers schickten. Virtuos angewandt, konnte man mit diesen Instrumenten tatsächlich 369 verschiedene Arten von Schmerzen erzeugen. Es galt als höchstes Ziel, sie alle dem Sterbenden zuzufügen, bevor sein Körper die Funktionen einstellte. Doch 33 verschiedene Qualen galten als das Minimum, durch das die Seele erlöst werden konnte.
    L38.C-A53/wusste, dass es Sitte war, mit den Nadeln zu beginnen und überlegte, wie er die ganze höchst unangenehme Prozedur schnellstmöglich hinter sich bringen konnte, ohne aufzufallen. Natürlich musste er dem treuen F73.O-R44/ mindestens 33 Qualen zufügen, ehe er sein Leben beenden konnte. Aber er konnte es nicht über sich bringen, auch nur mit einer einzigen zu beginnen.
    Reiß dich zusammen! , ermahnte er sich selbst. Wenn du nicht tust, was von dir verlangt wird, bist du der Nächste, den sie auf das Lager schnallen.
    Allerdings würden sie ihm wenigstens keine Qualen zufügen, denn ein Brax, der hingerichtet wurde, starb ohnehin in Schande und wurde nicht noch damit belohnt, dass seine Seele durch Schmerz glückselig erlöst wurde. Er bekam daher einen schnellen Tod.
    »Die Nadeln«, hörte er jemanden im Kreis der Zuschauer ungeduldig flüstern.
    Er hoffte, dass man ihm sein Zögern als verständliche Unsicherheit auslegen würde, weil er zum ersten Mal als Vermittler des Großen Endes agierte. Er nahm die erste Nadel auf, wappnete sich innerlich und begann mit dem grausamen Werk.
    Schon nach den ersten Stichen wusste er, dass es schon eine beinahe unmögliche Anstrengung sein würde, F73.O-R44/ die ersten 33 Qualen zuzufügen, geschweige denn auch nur eine einzige mehr. Die Tortur des alten Dieners, der sich stöhnend und schreiend auf dem Lager der 369 Qualen wand, war ihm unerträglich.
    Bereits nach der fünften Nadel konnte L38.C-A53/ es nicht mehr aushalten. Er nahm eins der Geräte, das Stromstöße erzeugte und versuchte, sich den Anschein zu geben, als griffe er versehentlich danach. Unbemerkt von den Zuschauern – wie er hoffte – schaltete er es auf die höchste Leistungsstufe und ließ die tödliche Energie durch den Körper des Dieners fahren.
    Kurz darauf war es vorbei, und F73.O-R44/ hatte seine Leiden überstanden. Die Zuschauer allerdings gaben Laute des Unmuts von sich, die Priester waren entsetzt, da der alte
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