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Sternenfaust - 070 - Der Renegat

Sternenfaust - 070 - Der Renegat

Titel: Sternenfaust - 070 - Der Renegat
Autoren: M’Raven
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Diener gerade erst sechs Qualen hatte aushalten müssen. L38.C-A53/ schaltete den Regler für den Stromausstoß des Foltergeräts wieder in seine Normalstellung und gab sich ebenso bestürzt wie alle anderen.
    Die Priester kamen und drängten ihn vom Lager der 369 Qualen weg, um den Leichnam zu entsorgen.
    »Das war schlechte Arbeit«, sagte einer von ihnen streng zu L38.C-A53/. »Wenn sie kein Meister wären, wäre es mir ein Vergnügen, Sie für diese Schlamperei zu bestrafen.«
    »Ich habe alles den Vorschriften gemäß durchgeführt«, verteidigte sich L38.C-A53/. »Es war nicht mein Fehler, dass F73.0-R44/ vorzeitig starb. Er war ein sehr alter Diener. Offenbar zu alt, um noch die erste Stufe der 33 Qualen aushalten zu können. Man hätte ihn schon viel früher dem Großen Ende zuführen sollen.«
    Der Priester warf ihm einen seltsamen Blick zu. »Das mag sein. Aber es ändert nichts daran, dass Sie ihm die Reinigung seiner Seele vorenthalten haben. Hat man Ihnen nicht beigebracht, dass erst alle Nadeln in dem Ritual angewandt werden, bevor die Strompeitschen zum Einsatz kommen?«
    L38.C-A53/ gab sich zerknirscht. »Es war ein Versehen. Dies ist schließlich das erste Mal, dass ich als Vermittler des Großen Endes fungierte.«
    »Bei dem Fehler, den Sie sich geleistet haben, war es wahrscheinlich auch das letzte Mal«, knurrte der Priester abfällig. »Gehen Sie jetzt. Ihre Anwesenheit ist nicht mehr erforderlich.«
    L38.C-A53/ befolgte diese Anweisung nur zu gern. Äußerlich bedrückt, innerlich erleichtert verließ er den Ritualraum. Als er an der Tür noch einen kurzen Blick zurückwarf, stellte er fest, dass der Priester ihn immer noch unverwandt anstarrte. Und der Ausdruck in dessen Augen verhieß nichts Gutes …
     
    *
     
    Dana Frost genoss ein paar freie Stunden in ihrer Kabine und widmete sich dem Studium der shishenischen Sprache. Fremde Sprachen waren zwar nicht gerade ihre Stärke, aber Shinea war leicht zu lernen, da sie wie fast alles bei den Shisheni überaus effizient aufgebaut war. Es gab weder Konjugation noch Deklination, nur eine einzige Vergangenheits- und Zukunftsform und keinerlei Ausnahme von den Regeln. Dana wünschte sich insgeheim, dass alle Sprachen so leicht zu meistern wären. Das hätte ihr in der Schule und später auf der Akademie einige frustrierende Ergebnisse erspart.
    Sie zuckte zusammen, als ihr Türmelder einen Besucher ankündigte. Ich werde langsam schreckhaft , stellte sie selbstironisch fest, während sie den Türöffner betätigte.
    »Störe ich Sie, Dana?«, fragte Yngvar MacShane, wartete eine Antwort aber gar nicht erst ab. »Ich hätte Sie nie in Ihrem Quartier belästigt, wenn es nicht wichtig wäre. Nun, es ist meiner Meinung nach wichtig. Für Sie vielleicht nicht unbedingt.«
    »Treten Sie ein, Mac, und nehmen Sie Platz.« Sie deutete auf den Stuhl ihr gegenüber am Arbeitstisch. »Was gibt es?«
    Dana hatte sich noch nicht so richtig daran gewöhnt, dass sie MacShane jetzt »Mac« nennen durfte und sollte. Der Kryptologe besaß neben der Marotte, ständig ein Lied vor sich her zu pfeifen, wenn sein Mund nicht gerade mit anderen Dingen beschäftigt war, noch eine zweite Eigenheit. Er legte sehr großen Wert darauf, wie er von den Leuten angesprochen wurde. Privilegierte, zu denen seit Kurzem auch Dana zählte, durften ihn »Mac« nennen und einige sehr wenige, handverlesene Leute seinen Vornamen benutzen. Bei allen anderen bestand er darauf, mit »Professor MacShane« betitelt zu werden. Und er ignorierte konsequent jede »falsche« Anrede.
    »Es geht um die Ausbeute aus der verborgenen Bibliothek der Wloom«, sagte er jetzt.
    »Sie haben Fortschritte gemacht«, vermutete Dana, da MacShane in jeder freien Minute am Bergstromsender in seiner Kabine saß und per Konferenzschaltung mit Sikona auf der WEITE REISE seine Kenntnisse von Schrift und Sprache der Toten Götter vervollständigte.
    »Ja und nein«, antwortete er ernst. »Sikona hat mir zwar genug vermittelt, dass ich mit der Schrift jetzt ganz gut klarkomme, aber was ich dadurch übersetzen kann, vielmehr zu übersetzen versuchte , ergibt keinen Sinn.«
    Dana sah ihn verständnislos an. »Und das heißt?«, hakte sie nach.
    »Ich gebe zu, ich hatte Sikona schon in Verdacht, uns falsche Informationen zu liefern. Wissen Sie, Dana, ich habe zwar nicht Ihre Erfahrung im Umgang mit Fremdwesen, aber ich bin auch kein blauäugiger Jüngling, der auf alles blind hereinfällt. Deshalb habe ich Sikona
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