Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 056 - Die Verschwörung (2 of 2)

Sternenfaust - 056 - Die Verschwörung (2 of 2)

Titel: Sternenfaust - 056 - Die Verschwörung (2 of 2)
Autoren: Luc Bahl
Vom Netzwerk:
Grunde wären sie aber auch kein lohnendes Diebesgut gewesen, schließlich hatte sie auf besonders wertvolle Stücke verzichtet. Nachdenklich streifte sie die Ringe über.
    Beinahe wäre es ihr nicht aufgefallen. Doch jetzt befand sie sich in einem Zustand aus Verärgerung und Anspannung. Ausgerechnet ihren Lieblingsring hatte der Einbrecher präpariert. Der Ring, den sie so gut wie immer trug, egal in welcher Rolle sie auftrat. Ein schmaler Reif aus Weißgold mit einem in Platin gefassten, schlichten schwarzen Stein in Diamantschliff.
    Wer auch immer bei ihr eingestiegen war, hatte nichts mitgenommen, sondern etwas dagelassen.
     
    *
     
    Der kleinwüchsige J’ebeem mit dem zerknitterten Gesicht hob die Eisenstange und schlug sie gegen die Gitterstangen des Käfigs. Runde zwei begann. Während der Pause hatte sich Minslow durch die aufgewühlte Menge des Publikums bis zum Ring gedrängt und versucht, Dana mit seiner hohen Stimme Mut zuzusprechen. Das Getöse der Zuschauer, die die erste Runde lautstark diskutierten, zwang ihn dazu, den allgemeinen Lärmpegel zu übertönen. Mit dem Resultat, dass das piepsige Stimmchen des Eunuchen immer wieder ins Schrille, Hysterische umkippte. Es mochte gut gemeint gewesen sein, aber seine Absicht, in der kurzen Pause Danas angeschlagenes Selbstbewusstsein wieder aufzubauen, bewirkte genau das Gegenteil.
    Kaum ertönte das Scheppern, sprang Dana hoch. Sie war froh, den Ermunterungen des Kastraten zu entkommen. Breg Suntron dachte nicht daran aufzustehen, sondern musterte mit halbgesenktem Kopf seine Gegnerin aus seiner Ecke heraus. Es war ihr klar, dass er diesmal darauf wartete, dass sie die Initiative ergriff. Die simple, aber dennoch wirkungsvolle Dramaturgie, die der Hüne dem Kampf aufdrückte, nötigte Dana Respekt ab.
    Jedes Mal erwischte sie dieser Kerl auf dem falschen Fuß. Und sie sah seinen finsteren, unter buschigen Brauen hervorblitzenden Augen an, dass er sich dieser Tatsache sehr wohl bewusst war.
    Selbst wenn er mich dazu auffordert, ihn anzugreifen, behält er das Heft in der Hand!
    Dana befürchtete, dass ihr umgekehrt ihre Ratlosigkeit anzumerken war.
    Anstatt die Pause zu nutzen und sich eine halbwegs Erfolg versprechende Strategie zu überlegen, hatte sie Minslows Gekreische gelauscht. Aber selbst wenn es ihr unter dem Eindruck von Suntrons Angriffen, Finten und Showeinlagen während der ersten Runde gelungen wäre, sich ein Konzept zurechtzulegen, hätte dies in einer Verteidigungsstrategie bestanden.
    Das Publikum wurde unruhig. Die anfängliche Stille, die zu Beginn der zweiten Runde eingekehrt war, wurde von wütenden Pfiffen und anstachelnden Rufen durchbrochen. Die Leute wollten die Kämpfer in Aktion sehen und nicht ein quälend langes sich gegenseitig Belauern. Trotzdem dachte Dana nicht daran, die plumpe Einladung zu ihrem Verderben anzunehmen.
    Er will, dass ich ihn attackiere. Doch was passiert, wenn ich passiv bleibe …
    Die Antwort lag auf der Hand. Irgendwann würde er handeln müssen – und er würde wütend sein. Schließlich ließ sie gerade seine Strategie ins Leere laufen. Eine alte Kendo-Weisheit fiel ihr ein: Wer wütend ist, verliert seinen Kopf …
    Das war im Zusammenhang mit Schwertkämpfen durchaus wörtlich gemeint. Zum ersten Mal, seit dieser fatale Kampf in dem Stahlkäfig begonnen hatte, stahl sich die Andeutung eines Lächelns auf Danas Gesicht. Vielleicht konnte ihr die Weisheit, die der altjapanischen Kampfkunst zugrunde lag, ja doch weiterhelfen.
    Die vereinzelten, heiseren Wutschreie im Publikum steigerten sich zu einem hasserfüllten, aufgepeitschtem Toben. Hätten die Leute Stangen gehabt, sie würden damit durch die Gitterstäbe stochern, um die Kontrahenten so lange bis aufs Blut zu reizen, bis sie den ungleichen Kampf wieder aufnahmen.
    Jetzt wird er nervös. Er versucht, es sich nicht anmerken zu lassen. Aber er spürt den Druck, etwas tun zu müssen …
    Sie fixierten sich mit starren Blicken und auf einmal begriff sogar die aufgewühlte Mehrheit des Publikums, dass sich die Auseinandersetzung während dieser zweite Runde des Kampfes auf einer mentalen und einer psychologischen Ebene abspielte. Wie auf ein geheimes Kommando ebbte der Lärm ab und wich einer atemlosen, gespannten Erwartung.
    Langsam erhob sich Breg Suntron in dieser Stille, so als hätte er nur darauf gewartet. Aber diesmal wusste Dana es besser. Die Masse der Zuschauer mochte sich zwar von seiner Bewegung täuschen lassen, für sie mochte sein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher