Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 017 - Im Labyrinth der Toten Götter

Sternenfaust - 017 - Im Labyrinth der Toten Götter

Titel: Sternenfaust - 017 - Im Labyrinth der Toten Götter
Autoren: Luc Bahl
Vom Netzwerk:
sagte Dana.
     
    *
     
    Er machte ein seltsames, einerseits entrückt, andererseits vergnügt wirkendes Gesicht. Mit einem unnachahmlichen Geräusch kollerte die kleine Metallkugel durch den Kessel, so wie sie es schon seit vielen hundert Jahren tat. Seine Mitspieler konnten den Gesichtsausdruck Millers nicht deuten. Es schien, als sei es ihm egal, dass er seit mehr als einer Stunde kontinuierlich verlor. Keine gewaltigen Summen im einzelnen Spiel, doch auch die addierten sich. In seinem Innern pfiff Miller die alte Melodie des Königs der Straße, aber nur er hörte sie. Nichts davon drang nach außen.
    Der Tisch, an dem er saß, war der größte im ganzen Solar Lottery . Während an anderen Tischen noch der ein oder andere Platz frei war, waren bei ihm sämtliche Stühle besetzt und um die große grünrote Fläche und dem inneren Kreis der Spieler drängten sich noch Dutzende weiterer Spieler, die auf ihre Chance warteten, dass einer der begehrten Plätze frei wurde. Jeder wollte einmal zusammen mit der Spielerlegende am gleichen Tisch sitzen, egal wie hoch die Mindesteinsätze waren, egal ob man verlor oder gewann. Einige, die direkt zwischen den Stühlen standen, beugten sich gelegentlich vor, um von dort ihre Einsätze zu platzieren.
    Für das Casino machte es keinen Unterschied, ob Miller verlor oder gewann. Er gehörte zu den charismatischen Spielern, die durch ihre reine Anwesenheit die anderen zum Mitspielen verleiten konnten.
    Er registrierte eine Bewegung direkt hinter ihm.
    Kurrschazz glitt unmittelbar an seiner Stuhllehne vorbei. Ihre sorgfältig manikürte, sechsfingrige Krallenhand berührte ihn wie unabsichtlich leicht an der Schulter. Miller hatte sie an ihrem für menschliche Nasen gewöhnungsbedürftigen Parfüm erkannt und zwinkerte ihr mit einem freundlichen Lächeln zu. Sie trug ein hauchdünnes, metallen schimmerndes Abendkleid. Die Reaktion der männlichen Starr in Sichtweite sprach Bände. Für einen geschlechtsreifen Sauroiden war allein ihr Anblick aus der Ferne bereits das reine Aphrodisiakum.
    Doch ebenso rasch wie sie aufgetaucht war und dabei für eine unterschwellige Unruhe gesorgt hatte, verschwand sie wieder durch einen Hinterausgang, wo sie bereits erwartet wurde.
    Da Miller von Zschalloszsch nichts für seine Anwesenheit im Solar Lottery bezahlt bekam, war er darauf angewiesen zu gewinnen. Von irgendetwas musste er schließlich leben.
    Gestern war Madame Duchamp – samt Captain und Leibwächter – noch bei ihm im Appartement gewesen, weil sie neugierig auf die Aussicht geworden waren, von der er ihnen vorgeschwärmt hatte. Aber leider war es bereits sehr spät – genauer gesagt ziemlich früh gewesen –, und deshalb stand einem längeren Besuch schließlich die Müdigkeit aller im Weg. Es hatte nur noch zu einem letzten Schwätzchen und einem Absacker gereicht.
    Zufrieden war er mit dem Ergebnis der Unterhaltung nicht gewesen. Die beiden Ladies waren sympathisch, sahen gut aus und eine von ihnen besaß offensichtlich auch eine Menge Geld. Aber er wurde trotz allem nicht richtig schlau aus ihnen und vor allem wurde er den Eindruck nicht los, dass irgendetwas mit ihnen nicht stimmte. I’ve got no cigarettes … , pfiff es in seinem Kopf. Inzwischen müsste Kurrschazz fleißig bei der Sache sein , überlegte er, während er seinen neuen Einsatz aus einer übermütigen Eingebung heraus auf die 19 setzte.
    Kurrschazz, das hatte er sofort gesehen, war genau die Richtige für einen alten, verwöhnten Lüstling wie Zschalloszsch. Was sie aber nur ihm, Miller, anvertraut hatte, war, dass sie das Produkt einer genetischen Versuchsreihe gewesen war, mit der die Starr seit Jahrzehnten auf ähnliche Weise herumexperimentierten wie die Genetics. Man hatte wohl gedacht, dass es sich bei ihr um minderwertigen Ausschuss handelte, und sie noch als Kind in hohem Bogen aus dem behüteten Umfeld des Programms hinausgeworfen. Worauf sie in Downdown, einem der Mix-Spez-Ghettos auf Druillet gelandet war. Aber ihre erstaunlichen, von den ignoranten Wissenschaftlern der Starr einfach nicht erkannten Fähigkeiten bewies sie einige Jahre später, als sie nach einer kurzen Phase letzten Wachstums zur Geschlechtsreife gelangte.
    Es muss ihr ergangen sein wie dem hässlichen Entlein im Märchen , dachte Miller, als er sich an die Geschichten erinnerte, die ihm Kurrschazz von ihrer traurigen Jugend im Ghetto erzählt hatte. Der genetische Müll explodierte regelrecht und der unansehnlichen Schale entstieg
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher