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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Frachtschiffer.
    »Achsenstabilisierungsquarz?«, rief sie. »Für eine Bergen-Kobold?«
    Die Altairer keuchten sie feucht an und zeigten mit ihren Pfoten auf die Haufen überflüssiger Atemmasken und ausgebauter Wärmeaustauscher, als ließen ihre Schätze keinen Wunsch offen. Tabea verlor eine kostbare Minute damit, unter einem Wust etwas hervorzuzerren, das viel versprechend aussah, sich aber als kaustische Diffraktionsspule entpuppte. Sie warf das Ding zurück. Nichts als Zeitverschwendung.
    Sie wich einem Trupp Raumfahrer der Shenandoah -Linie aus, die grölend aus einer Bar platzte und sich herumschubste. Dann legte sie einen Schritt zu und mischte sich unter die Leute, die den Canal Grande säumte. Sie umging fettleibige, kostümierte Touristen, Ordnungskräfte in bauschigen Overalls, eine humanoide Videodrohne, deren Kopf hin und her schwenkte, derweil sie ihrem Besitzer daheim im Sessel den Kanal zeigte. Ein Segelschiff fuhr vorbei, die Mylarsegel flatterten im böigen Wind. Dahinter krebste ein großes Luftkissenboot des Mivvy -Konzerns dahin, auf dem die Belegschaft eine Party feierte. Durch die Takelage des Schoners konnte man ein palernisches Quintett sehen, das auf einem unsicheren Floß seinen Unfug trieb. Die fünf Palerner johlten und wedelten mit ihren mächtigen, wolligen Armen, während sie versuchten, auf einen privaten Anlegeplatz zu klettern. Eine große Frau lehnte sich über die Balustrade ihres Balkons und entleerte direkt über ihren Köpfen einen Eimer Wasser. Von Brückengeländern, aus Fenstern, auf den Straßen und Dächern pfiffen die Leute und klatschten Beifall.

    Gerade als Tabea an ein paar angekoksten Schranten in teuren Tschakos und Velourleder vorbeiwollte, machte einer der Palerner, eine Frau, einen linkischen Purzelbaum und wurde von einem Artgenossen in den Kanal geschubst. Sie brüllten und feuerten sich gegenseitig an. Ein Motorboot zischte vorbei und hinterließ intensiven Ozongestank. Drin ein Pärchen in ionisierten Anzügen, die zum stampfenden Rhythmus einer Impulsbox zischende Lichtbogen schlugen. Die Palerner titschten ausgelassen herum, wobei sie das Floß unter Wasser setzten und ihre Kühlaggregate gefährdeten. Als ein Polizist eintraf, dessen Zyklopenhelm die Köpfe der Menge weit überragte, ließ die Frau gerade ihren Eimer an einem Seil herab und forderte eine schnatternde Schar kleiner bemalter Jungs auf, ihn wieder aufzufüllen.
    Tabea lehnte sich seitlich über das Geländer. Sie konnte das Möbiusband sehen. Es war nur noch hundert Meter entfernt: da drüben, direkt hinter der schwimmenden Plattform mit all diesen überdimensionalen Capellanern, Attrappen, die in feierlichem Wohlwollen mit ihren riesigen Kahlköpfen nickten, als erteilten sie den Schaulustigen unablässig ihren Segen.
    Karneval in Schiaparelli. Kalte, staubige Stadt, voller Urlauber und Lärm, Gerüche und Schmutz. Wohin man auch kommt, man stößt immer auf Leute, die einem erzählen, dass Schiaparelli eine schicksalsträchtige Station im Leben von Tabea Jute war. Es war in Schiaparelli, dass sie Tricarico begegnete, der sie an Bord der Prächtigen Trogon gebracht hatte und damit in unmittelbare Nähe von Balthasar Zwetsche - sonst wäre sie wohl nie mit Alice in Berührung gekommen. Und jetzt, Jahre später, verhielt es sich ganz ähnlich. Wieder war sie in Schiaparelli und folgte einer schicksalsschweren Verabredung, die ihr künftiges Leben total umkrempeln sollte; auch das meine; unser aller Leben. Sie befand sich auf der obersten Stufe der Treppe, die hinunter zum Haupteingang des
Möbiusbands führte. Sie sah die Lichter hinter den Scheiben, die Zecher und die Zocker.
    Und dann kamen die Kecks. Auf allen vieren trippelten sie die Stufen hinauf, wie Ratten, die aus einem Keller hervorqollen.

3
    Tabea beging einen Fehler. Sie beging den Fehler, ihren Weg fortzusetzen, die Stufen hinunter, ungeachtet der heraufkommenden Kecks.
    »He, Fräulein! Fräulein, pass auf!«
    Ein Männchen mit öligem Fell und stechenden grünen Augen erhob sich vor ihren Füßen auf die Hinterbeine und versetzte ihr einen Stoß, dass sie mit gespreizten Knien und Armen auf dem Hintern landete.
    Sofort war sie von Kecks umringt. Sie hockten sich auf die Hinterbeine, sahen aus wie knochige Ottern mit verchromten Ohrreifen und schwarzem Lederdress.
    Tabea wollte sich nicht auf eine Auseinandersetzung einlassen und begann, sich aufzurappeln.
    Sie packten sie. Zwanzig krallige kleine Pfoten hielten sie an Jacke,
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