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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin
Autoren: Sandra Melli
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Zauber geschützt hatte, bat er Laisa und die anderen, ebenfalls hinabzusteigen, und folgte ihnen mit einem Krug Thilierwein. Noch während er unten Becher zusammensuchte, um seinen Gästen einen Schluck einzuschenken, hörte er aus einer Ecke ein leises Lachen.
    Als er herumschnellte, sah er, dass sein Lieblingssessel einen Zwillingsbruder bekommen hatte. Auf jedem saß eine Eirun mit golden schimmernder Haut und goldenen Augen.
    »Willkommen daheim, Schwester«, begrüßten sie Meanil und neigten dann leicht den Kopf vor Laisa.
    »Du hast die Hohe Herrin Irisea nicht enttäuscht. Sie lässt dir danken und wünscht dir für deine weiteren Aufgaben viel Glück.«
    Laisa hörte das hohe Lob in diesen Worten und hätte am liebsten geschnurrt. Gleichzeitig aber widerstrebte es ihr, sich mit Federn zu schmücken, die ihr nicht zustanden, und sie sah die beiden Goldeirun etwas kläglich an. »Glück! Ja, das hatte ich wirklich. Ich musste selbst kaum etwas tun. Die Türen zu Tharons Turm hatten Wassarghan und seine Untergebenen mir geöffnet, und im Turm selbst hatte ich das Glück, auf Meanil zu treffen. Ich habe eigentlich nur Tharon überredet, uns gehen zu lassen, und das hat er getan, weil sein Turm sonst zerstört worden wäre.«
    Eine der beiden Goldenen lächelte ihr freundlich zu. »Ob Glück oder Bestimmung, wer kann das sagen? Auf jeden Fall hast du dein Ziel erreicht. Der Stern der Göttin ist geborgen – und mit ihm unsere Schwester.«
    Als sie sich Meanil zuwandte, erlosch ihr Lächeln, und ihr Blick wurde strenger. »Es war kein guter Gedanke von dir, dich ins Kampfgetümmel zu stürzen und das Geschenk der Göttin gegen jene einzusetzen, die wie du Kinder Iriseas sind!«
    Meanil hob in einer verzweifelten Geste die Hände. »Es waren doch meine Freunde. Ich konnte nicht zulassen, dass sie in der Falle umkamen, in die die Schwarzen uns gelockt hatten.«
    »Hättest du sie mit der Kraft des Sterns gerettet, wäre es nach dem Willen der Göttin geschehen. Du wolltest jedoch dem Feind schaden und hast damit Iriseas Geschenk missbraucht!«
    Es tat Laisa gut, die so von sich überzeugte Meanil wie ein unartiges Kind gescholten zu sehen. Auf dem letzten Teil der Reise hatte sie das Gefühl gehabt, nur ein unwichtiges Mitglied in deren Reisegesellschaft zu sein.
    Die beiden Goldenen schienen ihre Gedanken zu lesen, denn sie zwinkerten ihr lächelnd zu, während sie Meanil einem Verhör unterzogen. »Kannst du uns berichten, wie deine letzte Schlacht geendet hat?«
    Ein leises Seufzen durchlief den Raum, als Meanil zu sprechen anfing und dabei Bilder in den Köpfen der Zuhörer entstehen ließ. »Wir hatten uns im Schutz des Artefaktes vom Feind lösen können, doch dann drängten meine Kampfgefährten darauf, ich solle die Macht des Sterns gegen unsere Feinde richten. Voller Zorn und Hass gab ich nach, und wir wandten uns erneut zum Angriff. Der Feind war jedoch stärker als erwartet, und dann verlor der Stern auch noch seine Wirkung. Etliche von uns wurden getötet und viele, unter ihnen auch ich, verletzt. Bevor mich die Schwarzen gefangen nehmen konnten, sprang das Artefakt wieder an und versetzte mich buchstäblich aus den Händen meiner Feinde. Dabei wurde ich von einem Versteinerungsartefakt getroffen und tauchte mitten in einem weiten Moor auf, in dem ich sofort versank. Dort lag ich lange Zeit, bis Tharon mich ausgegraben und samt dem Stern in seinen Turm geschleppt hat.«
    »Sieh es als Strafe dafür an, dass du Iriseas Willen missachtet und ihre Gabe anders eingesetzt hast, als von ihr gewünscht. Weißt du, dass die Magier des Schwarzen, aber auch des Blauen Landes nach jener Schlacht noch jahrelang das ganze Land abgesucht haben, um den goldenen Stern zu finden und als Beute noch Osten bringen zu können? Als Tharon dich viele Jahrhunderte später fand, war die Erinnerung an dieses Artefakt schon weitestgehend verlorengegangen. Doch er erkannte sofort, womit er es zu tun hatte, und meldete seine Beute pflichtgemäß dem Hocherzmagier Betarran. So gelangte das Wissen über dich und den Stern auf die andere Seite und weckte in Wassarghan die Gier nach noch mehr Macht. Den Rest der Geschichte kennt ihr. Laisa ist gerade noch rechtzeitig erschienen, um den Stern – und auch dich – zu retten.«
    Die Goldene streckte ihre Hand aus und sah Laisa durchdringend an. »Gib ihn uns jetzt, Kind.«
    Diese zog das Artefakt unter der Rüstung hervor und reichte es der Eirun.
    Beide Botinnen atmeten sichtbar
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