Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterbensangst (German Edition)

Sterbensangst (German Edition)

Titel: Sterbensangst (German Edition)
Autoren: David Mark
Vom Netzwerk:
Zaubertrank in seiner Tasche.
    Die Glasphiole mit Ammoniak.
    Er schlägt die Augen auf. Wendet den Kopf.
    Sieht in nasse blaue Augen, tief eingesunken in einem Gesicht von zu Brei gewordener Haut und dicken Wülsten von geschmolzenem Fleisch.
    Greift mit einem Arm, der prickelt und pocht, in die Tasche. Schließt die halb gefühllosen Finger um das Glas.
    Dreht sich um.
    Schlägt zu …
    Schmettert die Glasphiole gegen die zerstörten Gesichtszüge des Mannes, der sie alle getötet hat.
    Versucht, ins Lenkrad zu greifen, und ruckt mit dem Kopf herum, um die Straße ins Blickfeld zu bekommen …
    Kommt nicht einmal mehr dazu, einen Schrei auszustoßen, während das Fahrzeug mit neunzig Sachen in das Gebäude aus Glas und Backstein am Ende des Parkplatzes hineinpflügt und in Flammen aufgeht.
    Die Hitze brennt auf McAvoys Wangen, während Gibbons ihm mit seinem ganzen Körpergewicht das Gesicht gegen das Fenster der verbeulten Beifahrertür presst. Die Windschutzscheibe ist nur noch ein Spinnennetz aus zerschmettertem Glas, und die Flammen lecken unter der Motorhaube hervor wie flatternde Wäsche im Wind.
    McAvoy wuchtet die Faust hoch und erwischt Gibbons unten an seinem ausgestreckten rechten Arm, fühlt einen Knochen brechen, als der Schlag den Ellbogen trifft.
    Einen Moment lang hat McAvoy Spielraum und greift nach dem Türgriff. Er wirft sich gegen die Tür, aber sie gibt nicht nach.
    Er löst den Blick von Gibbons und dreht sich im Sitz herum, so dass er der Tür zugewandt ist. Mit beiden Füßen tritt er mit voller Wucht gegen das Fenster. Einmal. Zweimal. Das Glas explodiert nach draußen, und der hereinströmende frische Sauerstoff gibt den Flammen neue Nahrung; rote und orangefarbene Feuerzungen flackern auf und tanzen über das Lenkrad, das Armaturenbrett und die beiden Männer auf den Vordersitzen.
    McAvoy spürt, wie die Flammen seine Hosen in Brand setzen. Seine Hände versengen. An seinem Gesicht lecken.
    Noch einmal tritt er gegen die Tür. Er legt alle Kraft hinein, die ihm noch geblieben ist.
    Kreischend und widerstrebend geben die Scharniere nach, und McAvoy krabbelt durch den sich erweiternden Spalt.
    Hände krallen sich um seine Stiefel. Starke Arme umschlingen seine Beine.
    Er windet sich vorwärts und zieht Gibbons hinter sich her, bis sie beide hinausgleiten und hart auf dem nassen Asphalt des Parkplatzes aufschlagen.
    McAvoy strampelt sich frei und rollt instinktiv weg von dem Fahrzeug.
    Er versucht aufzustehen. Dann ist Gibbons wieder über ihm. Im Licht des brennenden Autos wirken seine Narben monströs. Diesmal steht keine Nässe in seinen Augen. Das Schwarz seiner Pupillen hat das Blau der Iris beinahe verschlungen.
    Sie sind keine sieben Meter von dem brennenden Auto entfernt. Gibbons zerrt ihn auf die Füße. Die Wunden an der Kehle des ehemaligen Soldaten sehen aus, als würden sie sich wieder öffnen.
    McAvoy fühlt, wie er auf den dunklen Schatten der Bäume zu gezerrt wird, die den Parkplatz säumen.
    Er bemüht sich, auf dem nassen Asphalt Halt zu finden. Versucht, sich Gibbons’ Griff zu entwinden. Der andere Mann scheint zu ahnen, was er vorhat, und schwingt wieder einen spitzen Daumen in Richtung von McAvoys Hals. Doch diesmal sieht er es kommen und reißt den Kopf rechtzeitig zurück, schlägt mit zwei schnellen rechten Jabs zurück, die Gibbons seitlich am Kopf erwischen und zurücktaumeln lassen.
    McAvoy fällt hin. Versucht sich aufzurappeln und gleitet abermals aus.
    Jeder einzelne Muskel tut ihm weh. Er sieht, wie Gibbons seine Benommenheit abschüttelt. Sieht ihn die Fäuste ballen. Das Funkeln einer Klinge in seiner Hand. Er dreht den Kopf und blickt auf McAvoys flach hingestreckte, verwundbare Gestalt herab.
    McAvoy zieht die Knie unter sich. Stemmt die Hand gegen den nassen Asphalt und stößt sich hoch. Er kommt gerade noch rechtzeitig auf die Beine, um zu sehen, wie Gibbons wie eine große Katze mit wilder Schönheit aus nicht einmal zwei Metern Entfernung auf ihn zuschnellt.
    McAvoys Schlag erfolgt rein instinktiv. Einen Augenblick lang klärt sich sein Blick. Der Schmerz ist für einen Sekundenbruchteil ausgelöscht. Einen Herzschlag lang ist er der große, starke Mann, der Boxer hätte werden können, wenn er in der Lage gewesen wäre, anderen Menschen ohne Reue Schmerzen zuzufügen.
    Seine Faust schwingt beinahe aus Bodenhöhe nach oben. Sie trifft Gibbons direkt unter dem Kinn.
    Gibbons’ Flugbahn ändert sich. Er prallt zurück wie ein Tennisball von einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher