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Sterbendes Land Utopia

Sterbendes Land Utopia

Titel: Sterbendes Land Utopia
Autoren: Kenneth Bulmer
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nicht höher geboren war … Er war einer der vielen Milliarden in der Galaxis, die nur eine halbe Erziehung genossen hatten und nie verstanden, was Erziehung eigentlich sollte.
    Sie erhob sich mit einer Bewegung, die Waley zum Atemanhalten zwang. Mehr als neunzehn war sie bestimmt nicht. »Vielen Dank für das aufschlußreiche Gespräch …« Mit schwebenden Bewegungen ging sie weg.
    Waley kicherte in sich hinein und vergaß seine Minderwertigkeit bei dem Gedanken, daß er sie an der Angel hatte. Das konnte ein Spaß werden. Maisie – nun, Waley hatte sich nicht allzusehr angestrengt und konnte seinen Lohn einheimsen. Der halbe Spaß lag eben an der Organisation.
    Organisation. Wieder stöhnte er im tiefsten Laderaum der Bucentaur und verfluchte den Tag, an dem er Maisie d’Angelo in die Finger gelaufen war.
    An diesem Abend hatte beim Essen ein leerer Stuhl düster drohend zwischen dem Kapitän und dem Ersten Ingenieur gestanden. Die Dame von der Venus fehlte ebenfalls. Maisie sprach angeregt mit dem Steward. Diana trat ein, ohne dem Kapitän auch nur einen Blick zuzuwerfen, und ließ sich vom Steward einen Platz neben dem Dritten Ingenieur geben. Maisie trippelte durch den ganzen Saal. Ihr Kleid rauschte, und ihre nackten Schultern glänzten, obwohl sie Puder aufgelegt hatte. Sie nahm neben dem Kapitän Platz. Der Erste Ingenieur, ein vierschrötiger, abgrundhäßlicher Mann, der mit dem linken Auge beständig blinzelte, murmelte etwas und aß weiter.
    Waley widmete sich seinem Steak mit großem Appetit. Er hatte eine kleine Intrige gestartet, und sie klappte großartig.
    Nun – sie hatte großartig geklappt.
    Das war, bevor der Erste Ingenieur sich persönlich nach dem Befinden der dicken Matrone von der Venus erkundigen wollte, die sich in ihrer Kabine eingeschlossen hatte.
    Weshalb der Esel mit seinem kleinen Gehirn und den glitzernden Goldtressen sich einmischen mußte, war Jack einfach unverständlich. Waley hätte die Sache ruhen lassen, aber der Erste hielt sich für einen Mann der Galaxis. Die fette Witwe von der Venus bot ihm für die Reise eine weiche Ablenkung.
    Armer Jack Waley. Er hatte keine Ahnung, was sich über seinem Haupt zusammenbraute, als er an der Kabine der Witwe vorbeischlenderte, auf dem Weg zu Maisie. Mit der Tante würde er schon fertigwerden, jetzt, da sich Maisie so nach ihm sehnte …
    Die Kabinentür flog auf. Die Witwe, in einen voluminösen Morgenmantel gehüllt, der sie wie ein pralles Sonnensegel umgab, versuchte mit Tränen in den Augen den Ersten Ingenieur wegzustoßen. Der Erste stammelte mit knallrotem Kopf all den Unsinn, den man seiner Angebeteten vorzulügen pflegt. Er wich nicht vom Platz. Die Offiziersmütze in seinen großen Händen wirkte schon ziemlich zerpflückt …
    »Ach Gott!« stöhnte Jack Waley.
    »Sie hat es mir erzählt, Sie gemeiner Betrüger!« Die Witwe erinnerte sich an die verschiedenen Venusflüche und gebrauchte sie.
    »Aber, Madam – bitte – das geht doch nicht …«
    »Was geht nicht – Sie – Sie bazillenzerfressenes Ungetüm …?«
    »Aber, Mary!« sagte der Ingenieur automatisch. Dann stockte er. »Um Himmels willen, was soll das alles?« Er wich einen Schritt zurück.
    Waley stand in der Ecke. Er war gelähmt wie ein Kaninchen, das eine Schlange sieht.
    »Ich habe von Männern Ihrer Sorte gehört. Pfui! Schmutzfink! Verschwinden Sie, bevor ich den Zahlmeister rufe.«
    Der Erste Ingenieur warf seine Mütze auf den Boden. »Wenn Charlie Robbins in meine Nähe kommt, bevor die Sache zwischen uns beiden geklärt ist, drehe ich ihm den Hals herum.«
    »Huh!« Die Witwe schreckte zurück.
    Der Ingenieur trat einen Schritt vor.
    »Was ist denn los, Madam? Erinnern Sie sich, was Sie – was wir – gesagt hatten? Es ist eine lange Reise, und wir sind beide einsam …«
    Sie hielt sich die Hände an die Ohren.
    »Weg von mir, Sie gieriger Kerl – Sie wandelnder Bazillus. Ich weiß alles von Marjoram IV.«
    »Das ist das Ende«, sagte Jack Waley.
    »Marjoram IV?«
    »Was sonst? Sie waren dort, nicht wahr? Oh, lügen Sie nur! Das sieht Ihnen ähnlich … Sie und Ihr Liebesgeflüster! Da waren Sie auf Marjoram IV, und jetzt wollen Sie auch mich noch anstecken. Oh!« Sie rollte die Augen. »Ich glaube, ich werde ohnmächtig.«
    »Kommen Sie, ich stütze Sie …«
    »Hinweg, Sie blutsaugender Parasit! Sie Unhold! Sie Vampir! Sie – Ooh!«
    Der Erste Ingenieur stampfte vor Wut auf seiner Mütze herum. Er versuchte die Dame am Arm zu nehmen und
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