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Sterbendes Land Utopia

Sterbendes Land Utopia

Titel: Sterbendes Land Utopia
Autoren: Kenneth Bulmer
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Versicherungsscheck entgegennahmen. Eine einzige Träne wurde zu seinem Andenken vertropft. »Endlich«, so hörte er seinen Vater sagen, »endlich hat uns der Kleine das gelohnt, was wir für ihn getan haben.«
    Und seine Mutter mit den spitzen Wangen und dem harten Zeigefinger, der vom Betätigen der Haushaltsmaschinen ganz abgearbeitet war: »Wenn man bedenkt, daß man unseren Kleinen in den Zeitungen und sogar im Fernsehen sehen konnte. Ich mußte heute nirgends anstehen. Jeder erkannte mich.« Ein Schluchzen, eine Abschiedsgeste mit dem spitzenumrandeten Taschentuch. »Er war ein guter Junge.«
    »Nein!« schrie Jack Waley, riß sich hoch und starrte in ein fremdartiges, orangefarbenes Licht. »Ich war nie gut. Jeder wußte es, und jeder sagte es mir. Jeder drohte mir, daß ich eines Tages ein schlechtes Ende nehmen würde … Und es kam auch so – jawohl … Der Schraubenschlüssel des Ingenieurs hat mir das Gehirn zu Brei geschlagen. Oh …«
    »Kwa schulai harusmith sjibonk«, sagte eine sanfte, kühle und entzückend weibliche Stimme.
    »Häh?« fragte Jack Waley.
    »Klai brulei mimi«, sagte die göttliche Stimme.
    Waley blinzelte. Er stemmte den knochigen Ellbogen in eine weiche Unterlage und richtete sich auf. Seine Augen begannen zu tränen, und einen Augenblick sah er alles doppelt. Er blinzelte. Gelbe und orangene Flecken tanzten auf seinen Augenlidern. Und dann konnte er seine Umwelt erkennen.
    Das Mädchen paßte zu der Stimme.
    »Mmm!« sagte Jack Waley schwach. »Mmm!«
    Langes, dunkel glänzendes Haar streichelte seine Wange. Die violetten Augen des Mädchens waren groß, und auf ihrer schönen Stirn stand eine Falte.
    »Klao mihien hapo!« sagte sie etwas unsicher.
    »Hmm?« fragte eine tiefere Stimme, die sich irgendwo hinter Waleys Kopf befand. Es war eine mächtige Stimme, und ihm war klar, daß der Mann ihm eine Frage gestellt hatte.
    »Ich«, sagte Jack Waley geduldig. Er verstand, daß es sich um eine erste Kontaktaufnahme handelte. »Ich Jack Waley.« Er stach mit dem Finger auf seine Brust und bemerkte zu seinem Entsetzen, daß er splitternackt war. Hastig zog er die gelbe Decke bis zum Hals hoch.
    Das Mädchen sagte etwas, das wie Jack Waley klang.
    Er deutete mit dem Finger auf sie, aber er wagte es nicht, sie zu berühren. Das safrangelbe Kleid war durchsichtig – möglich, daß sie ein fleischfarbenes Unterkleid trug, aber er hielt es nicht für wahrscheinlich. »Du?« fragte er kühn.
    »Mimi«, sagte sie.
    Komischer Name. Er paßte gut zu dem Versicherungsscheck, von dem sich seine Eltern einen größeren Fernseher und ein neues Auto kaufen konnten. Jack Waley mußte lachen. Irgendwie hatte er das Gefühl, daß er doch noch nicht tot war.
    Aber wie konnte das geschehen?
    Er war auf einem fremden Planeten, auf dem man noch nicht einmal die galaktische Hilfssprache kannte. Die Leute versuchten sich mit ihm in ihrer eigenen Sprache zu unterhalten, obwohl sie wissen mußten, daß er nicht von hier war, da sie ihn ja aus dem Rettungsboot gefischt hatten. Ob sie überhaupt wußten, daß es andere Planeten gab? Vielleicht war er selbst im Schock aus dem Rettungsboot geklettert und bis hierher vorgedrungen – doch den Gedanken gab er wieder auf. Er kannte sich und wußte, daß er kein Held war.
    Das Mädchen brachte in einer herrlichen Silberschale Suppe, und Waley aß sie gierig leer und verlangte respektvoll nach mehr.
    Sie verstanden seine Bitte um Essen. Sie setzten hier an. Bald kannte Waley die Bezeichnungen für sämtliche Gegenstände der kleinen Hütte. Sie war klein und sah aus wie ein Bienenkorb, aber trotz ihrer Primitivität wirkte sie anheimelnd. Auf einem fremden, nicht registrierten Planeten hätte ihm wirklich etwas Schlimmeres zustoßen können.
    In der nächsten Zeit konzentrierte sich Waley auf die Sprache. Er wußte, daß er keine gute Ausbildung genossen hatte. Aber hier war die schlechteste Ausbildung noch so gut, daß er einen hervorragenden Techniker abgeben würde. Vielleicht wußte er nicht, wie die Galaxis funktionierte, aber er hatte durchaus die Begabung, ein vernünftiges Leben aufzubauen – wenn auch auf einem fremden Planeten.
    Anfangs wurde ihm von dem Essen ein wenig übel.
    Doch er hatte Glück. Essen mußte er, und er hatte die fremden Viren und Bakterien mitgeschluckt. Er überlebte es.
    Waley wußte, daß das erste Leben auf primitiven Planeten verschiedenen Formen von Strahlung ausgesetzt war. Sie produzierten die zwei grundsätzlichen
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