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Sterben War Gestern

Sterben War Gestern

Titel: Sterben War Gestern
Autoren: Corinna Waffender
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stellen?“
    „Liegen ist besser“, antwortete Ellen fast unhörbar, sie drohte wieder einzuschlafen.
    „Du kannst dich gleich wieder ausruhen, aber wir müssen jetzt wissen, was du weißt“, sagte Inge Nowak eindringlich.
    Ellen nickte und erzählte mit geschlossenen Augen weiter, nachdem Inge sie etwas bequemer gebettet hatte.
    „Zuerst dachte ich, der Chefarzt selbst würde mit drinhängen. Um das aber herauszufinden, musste ich selbst Patientin werden und mich einweisen lassen. Zufälligerweise saß ich mit Angela an einem Tisch, und es war schnell klar, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Sie war ein typisches Opfer, das man mit allem Möglichen vollstopft, um zu sehen, was passiert. Ich habe ihre Medikamenteneinnahme heimlich beobachtet und Buch darüber geführt, wann sie was nimmt, habe ihre Krankenakte abfotografiert und schließlich bin ich in Meyfarths Büro eingestiegen und habe sämtliche Daten von ihrem PC kopiert.“
    Du hast zu viele schlechte Filme gesehen, dachte Inge Nowak.
    „Sie war total unvorsichtig. Hat akribisch Buch über ihre Probanden geführt, seitenweise, vollkommen krank. Berichte und vor allem Listen, in denen man genau nachlesen konnte, wann sie welche Wirkstoffe verabreicht hat, mit den entsprechenden Untersuchungsergebnissen. Sie hat das Zeug sogar in ihrem Medikamentenschrank gehabt, aber an den bin ich nicht herangekommen.“
    „Jens“, und bei diesem Namen zitterten ihre Lider und Tränen quollen darunter hervor, „also wir dachten, wir könnten die Riesenstory verkaufen. Als wir uns das Datenmaterial angesehen haben, war klar, das sind Menschenversuche in großem Stil, da werden Nebenwirkungen am lebenden Objekt getestet. Es lief wohl solange, wie die Meyfarth in der Klinik war, also zwei Jahre. Es sah auch so aus, als ob in der Zeit eine ihrer Patienten deshalb einen Selbstmordversuch verübt hätte.“ Ellen öffnete die Augen und fuhr sich mit dem Handrücken darüber. „Jens und ich wollten die ganze Sache in Ruhe auswerten und eine große Reportage daraus machen. Mit Fotos von der Klinik und der Meyfarth. Wir wollten uns bei ihm treffen. Aber dann war er nicht zu Hause, sondern hat mir eine SMS geschickt, dass ich zur Datscha kommen soll. Er wollte mir etwas erzählen.“ Ihre Stimme bröckelte und sie brach in Weinen aus. Schluchzend fuhr sie fort: „Und alles nur, weil ich so bescheuert war, Angela zu warnen. Aber ich wollte nicht, dass sie das Zeug weiternimmt. Wir hatten doch gelesen, was passieren kann, und sie war so labil. Ich hatte Angst, dass ihr etwas passiert. Nie hätte ich gedacht, dass sie damit zur Meyfarth läuft! Und jetzt ist Jens tot.“ Ihre Stimme wurde eigenartig flach, ihr Blick wanderte aus dem Fenster. „Das war so schrecklich. Ihn da im Auto zu sehen, das ganze Blut. Wieso ist er überhaupt dahingefahren?“
    Inge Nowak behielt für sich, was sie bei der Überprüfung der Mobiltelefone festgestellt hatten: Juliane Meyfarth hatte insgesamt zweimal mit Jens Wiskamp telefoniert. Einmal vor der Gruppentherapie und ein weiteres Mal, ganz kurz danach. Beim letzten Gespräch hatte Wiskamp seiner Mörderin wohl den Treffpunkt vorgeschlagen und war in die Falle gegangen. Nachdem sie den Fotografen erschossen hatte, musste Juliane Meyfarth nur noch von seinem Handy eine SMS an Ellen Weyer schicken, um auch sie zur Waldhütte zu locken.
    „Und Dr. Meyfarth?“
    „Stand plötzlich hinter mir mit einer Pistole. Mehr weiß ich nicht mehr. Nur, dass ich irgendwann in dem Kellerloch aufgewacht bin und dachte, dass sie mich vergiften will.“
    „Wo hast du denn die Daten gespeichert?“
    „Auf meinem Notebook.“
    „War das in deinem Auto?“
    Ellen nickte und Inge ging davon aus, dass es Juliane Meyfarth in die Hände gefallen war, die sicher die Daten gelöscht hatte.
    „Gibt es noch Sicherkeitskopien?“
    „Ich habe meiner Schwester einen USB-Stick geschickt, da ist alles drauf.“
    Inge nickte. „Gut.“ Sie wollte auf keinen Fall das Gespräch auf Lydia Kronberg bringen.
    „Wer hat mich überhaupt gefunden?“
    „Ewald. Er hat sich Gedanken über dein Verschwinden gemacht, ist die ganze Gegend nach deinem Wagen abgefahren und hat nach dir gesucht.“
    „Das ist der Lange an unserem Tisch gewesen, nicht wahr?“, murmelte Ellen und schloss die Augen, ohne eine Antwort zu abzuwarten. Diesmal, um endgültig vor Erschöpfung einzuschlafen.
    „Wie geht es Ihnen?“
    Inge saß ihrem Bezugstherapeuten Roland Zikowski gegenüber, der zu dem
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