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Sterben War Gestern

Sterben War Gestern

Titel: Sterben War Gestern
Autoren: Corinna Waffender
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überhaupt nach Rostock gekommen?“
    „Jeder mittelmäßige Psychologe hätte ein Fake bemerkt. Ich musste euch hinters Licht führen, um ihn oder sie zu täuschen. Es konnte nur jemand aus der Klinik sein und er würde bemerken, dass wir uns auf die Überwachung der Seerose konzentrieren. Damit war die Möglichkeit gegeben, im Krankenhaus bei Ellen Weyer zuzuschlagen. Ich wollte, dass der Täter sich in absoluter Sicherheit wiegt, und das war nur möglich, indem ich die Einzige war, die Bescheid wusste. Wenn mich der Beamte vor der Tür nicht mit meinem Dienstausweis einfach durchgewunken hätte, hätte ich euch sowieso Bescheid geben müssen.“ Inge zuckte mit den Schultern. „Und nach Rostock bin ich mit den Nachtschwärmern aus der Schlafentzugsgruppe gefahren. Sie haben mich auf dem Weg in eine Diskothek vor dem Krankenhaus abgesetzt.“
    „Und wieso musste ich mich dann vor dem Chefarzt zum Idioten machen?“ Der Oberkommissar verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. „Der ist total ausgerastet. Hat mich beschimpft und mir gedroht, dass er sich beim Polizeipräsidenten persönlich beschweren wird!“
    „Deswegen. Damit du dich mal mit einem Großen anlegst. Die lässt man nämlich in der Regel laufen, weil man ihren Einfluss fürchtet. Du wirst sehen: Er wird sich bei dir entschuldigen, wenn er erfährt, was in seiner Klinik tatsächlich abgelaufen ist.“
    „Und was ist nun wirklich abgelaufen?“
    „Das wird uns hoffentlich Ellen Weyer erzählen, wenn es ihr wieder besser geht.“
    „Bis dahin muss ich eine Runde schlafen, sonst verstehe ich gar nichts mehr. Gehe ich denn recht in der Annahme, dass Juliane Meyfarth die Mörderin von Angela Esser und Jens Wiskamp ist?“ Timo legte zehn Euro auf den Tisch.
    Inge Nowak nickte. „Davon müssen wir ausgehen, beweisen können wir es natürlich erst, wenn wir die DNA-Spuren vom Tatort haben. Aber ich schätze, eure Kollegen finden gleich die Tatwaffe und noch einiges mehr in ihrer Wohnung.“
    Nachdem Timo bezahlt und sich von den beiden Frauen verabschiedet hatte, sagte Inge zu Sylvia: „Du kannst ruhig auch schlafen gehen. Ich nehme ein Taxi zurück.“
    „Glaubst du nicht, es reicht jetzt langsam, die Heldin zu spielen?“, erwiderte Sylvia sanft.
    „Was meinst du denn damit?“
    „Du hast dich ziemlich in Gefahr gebracht mit deinem Alleingang. Was hättest du denn gemacht, wenn sie eine Schusswaffe dabei gehabt hätte? Immerhin war sie eine Doppelmörderin.“
    „Und ich bin Hauptkommissarin“, antwortet Inge trotzig.
    „Ja, aber eine kranke.“ Sie versuchte Inge in die Augen zu sehen, die ihren Blick aus dem Fenster auf die im Hafen liegenden Schiffe heftete. „Ich habe deine Akte gelesen.“
    „Du hast was?“
    „Ich habe vorhin in der Klinik deine Krankenakte gelesen. Ich weiß, weswegen du hier bist.“
    „Das hättest du nicht dürfen“, sagte Inge tonlos.
    „Und was ist so schlimm daran?“
    „Es geht dich nichts an.“
    „Aber dich geht alles etwas an, ja? Du kommst hierher, spazierst in unsere Ermittlungen, übernimmst unseren Fall und entscheidest eben mal in Eigenregie, wie er zu lösen ist. Riskierst dein Leben, das eines Opfers, und am Ende haben wir eine Täterin, die mit sich selbst kurzen Prozess macht, und viele Fragezeichen mehr. Herzlichen Glückwunsch. Das habe ich auf der Polizeischule anders gelernt.“
    „Leck mich doch.“ Inge stand auf, nahm ihre Jacke, riss die Tür auf und ging schnellen Schrittes auf den dunklen Kai zu. Ihr Herz raste, ihre Beine zitterten und zum ersten Mal seit drei Tagen stieg der Ton in ihrem Ohr erheblich an. Alles wieder da, zurück auf Los. Bloß ein paar Tote mehr.
    Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr.
    „Inge, warte.“ Sylvia war ihr gefolgt und schloss mit wenigen Schritten auf. „Lauf doch nicht weg. Lass uns reden.“
    „Reden?“ Inge blieb stehen. „Worüber sollten wir reden? Du hast mir doch gesagt, was du denkst, und das nehme ich zur Kenntnis. Ende.“ Sie umfasste mit beiden Händen ein Geländer zum Wasser hin. „Wahrscheinlich hast du recht. Ich hätte mich einfach raushalten sollen.“
    „Das ist Unsinn und das weißt du auch. Außerdem habe ich dich um deine Hilfe gebeten. Und du hast den Fall gelöst. Wenn du nicht gewesen wärst, wäre Ellen Weyer jetzt tot, Juliane Meyfarth über alle Berge, und wir würden wahrscheinlich nicht einmal die Zusammenhänge begreifen, sondern immer noch auf Werle warten.“ Sie stellte sich neben Inge. „Trotzdem war
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