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Steirerherz

Steirerherz

Titel: Steirerherz
Autoren: Claudia Rossbacher
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platzte Julius heraus.
    Bergmanns Augen verengten sich zu
Schlitzen. Mit dieser Frage hatte Julius Czerny den Chefinspektor endgültig gegen
sich, wusste Sandra. »Dir scheint der Ernst der Lage immer noch nicht bewusst zu
sein«, übernahm sie das Wort, ehe Bergmann explodieren konnte.
    »Doch, Sandra. Du glaubst gar nicht,
wie bewusst mir mein Fehler ist. Aber ich habe mir nicht mehr und nicht weniger
vorzuwerfen als du. Ich habe dem falschen Menschen vertraut, und er ist mir aus
Sensationsgeilheit in den Rücken gefallen. Ich dachte wirklich, Reinhard hält dicht.«
    »Da sehen Sie mal, wie man sich
täuschen kann … Doch leider
ändert das nichts am Ergebnis«, erstickte Bergmann den Versuch, sich herauszureden,
im Keim. »Und deswegen sind wir auch gar nicht hier.«
    »Weshalb dann?«
    »Sie haben am 24. August dieses
Jahres zwei schwarze Lederhalsbänder mit Herzanhängern der Marke Elias Gabo gekauft.
Ist das richtig?«
    »An das Datum kann ich mich nicht
mehr so genau erinnern. Aber ja, ich habe zwei solche Halsbänder gekauft. Und letzten
Samstag noch ein drittes für Sandra«, erzählte Julius bereitwillig.
    Sandra blickte zu Boden. Selbst
wenn Julius die beiden Mädchen nicht ermordet hatte, schien er zumindest einen beachtlichen
Frauenverschleiß zu haben, stellte sie fest. Und sie konnte nicht behaupten, dass
sie diese Erkenntnis kaltließ.
    »Dann bitte ich Sie jetzt, uns zu
begleiten. Wir werden das Verhör im Landeskriminalamt fortsetzen«, sagte Bergmann
und erhob sich.
    »Ist das denn unbedingt nötig? Ich
habe hier noch eine Live-Moderation zu absolvieren«, Julius sah nervös auf die Uhr,
»in weniger als einer Stunde. Das kann mich meinen Job kosten.«
    »Das tut mir unsagbar leid für Sie«,
ätzte Bergmann. »Kommen Sie freiwillig mit, Herr Czerny, oder muss ich Sie wegen
Mordverdachts in zwei Fällen vorführen lassen?«
    »Sie glauben doch nicht wirklich,
dass ich mit diesen Morden etwas zu tun habe?«
    »Genau das gilt es herauszufinden«,
meinte Bergmann.
    Julius stand nur zögerlich auf.
»Sandra, bitte …«, wandte
er sich hilfesuchend an sie.
    »Ich kann daran leider auch nichts
ändern«, antwortete Sandra so kaltschnäuzig, wie sie konnte.
     
    Beim Verhör im LKA erklärte ihnen Julius, dass er die beiden Lederhalsbänder
seinen Schwestern geschenkt hätte – Patricia und Viktoria. Dass die Initialen just
dieselben waren wie die der beiden Opfer, sei demnach reiner Zufall, meinte er.
Seine Aussage ließe sich jederzeit überprüfen, genauso wie die Alibis, die er für
die fraglichen Tatzeiten angegeben hatte.
    Dass Julius Czerny ihnen die Wahrheit
gesagt hatte und als Täter ausschied, überraschte Bergmann offenbar mehr als Sandra.
Widerwillig ließ er ihn nach über fünf Stunden wieder gehen. Und damit mussten sie
einen weiteren Verdächtigen von ihrer Liste streichen.
     

Kapitel 14
     
    Mittwoch, 14. September
     
    1.
     
    »Wir haben hier noch acht V und zehn P, die wir überprüfen sollten.
Allerdings keine weiteren Überschneidungen. Niemand hat wie Julius Czerny zwei Silberherzen
mit diesen Initialen gekauft. Nicht mit Karte jedenfalls«, berichtete Sandra. Wieder
versetzte ihr der Name ihres Ex-Lovers einen Stich in der Herzgegend. Die halbe
Nacht hatte sie sich gefragt, ob Julius sie wirklich nicht aus Absicht, sondern
aus Vertrauensseligkeit verraten hatte. Andrea hatte ihr angeboten, seine Behauptung
zu überprüfen, indem sie Reinhard mit seiner Indiskretion konfrontierte. Wenn Julius
die Wahrheit gesagt hatte, habe er auf jeden Fall eine zweite Chance verdient, fand
die Freundin. Dass Sandra ihm gegebenenfalls vielleicht verzeihen, jedoch nie mehr
vertrauen konnte, wollte Andrea partout nicht gelten lassen. Und irgendwie hatte
sie vielleicht auch recht. Nie war eine Dimension, die niemand abschätzen konnte.
Doch Sandra war sich sicher, dass die Beziehung mit Julius keine Chance mehr hatte.
Genau genommen, hatte sie nie eine gehabt. Sie hätte es von Anfang an besser wissen
müssen.
    »Was wolltest du bloß mit diesem
Milchbubi?«, riss Bergmann sie aus ihren schmerzvollen Gedanken. Etwas in ihrem
Blick ließ ihn sofort das Thema wechseln. »Überprüfen wir die Käufer auf dieser
Liste«, meinte er ablenkend. »Vielleicht haben wir ja endlich einmal Glück in diesem
Fall.«
    Auch Sandra fand es allmählich frustrierend,
mehr oder weniger auf der Stelle zu treten. Immer, wenn ein neuer Verdacht auftauchte,
löste sich dieser wieder in Luft auf. Dabei mussten sie
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