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steigen aus maschine brennt

steigen aus maschine brennt

Titel: steigen aus maschine brennt
Autoren: Roald Dahl
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Kind spricht: «In deinem ganzen Leben, wie viele Hunde waren es?»
    Judson sagte: «Warum sollte ich dir das sagen?» Er sah nicht auf. Er nahm die Teeblätter, eins nach dem ändern, von seinem Handrücken ab und legte sie in die Tasse zurück.
    «Ich möchte es wissen, Judson.» Der alte Mann sprach sehr sanft. «Ich interessiere mich auch dafür. Laß uns darüber sprechen und noch einige solche Späße planen.»
    Judson blickte auf. Eine Speichelblase rollte über sein Kinn herab, hing eine Weile in der Luft, platzte dann und fiel zu Boden.
    «Ich bring sie nur um wegen dem Geräusch.»
    «Wie oft hast du es getan? Ich möchte gern wissen, wie oft.»
    «Viele Male, vor langer Zeit.»
    «Wie? Erzähl mir, wie du es gemacht hast! Wie hast du es am liebsten gemacht?»
    Keine Antwort.
    «Erzähl es mir, Judson! Ich möchte es gern wissen.»
    «Ich sehe nicht ein, warum. Es ist mein Geheimnis.»
    «Ich erzähle es nicht weiter. Ich schwöre dir, daß ich es nicht weitererzähle.»
    «Na gut, wenn du's versprichst.» Judson schob seinen Sitz näher heran und sprach mit Flüsterstimme. «Einmal wartete ich, bis er schlief, dann nahm ich einen großen Stein und ließ ihn auf seinen Kopf fallen.»
    Der alte Mann stand auf und goß sich eine Tasse Tee ein. «Du hast meinen nicht so umgebracht.»
    «Ich hatte nicht genug Zeit. Das Geräusch war so schlimm, das Lecken, und ich mußte ganz einfach schnell machen.»
    «Du hast ihn nicht einmal totgemacht.»
    «Ich stellte das Geräusch ab.»
    Der alte Mann ging hinüber zur Tür und sah hinaus. Der Mond war noch nicht aufgegangen, aber die Nacht war sternenklar und kalt. Im Osten war ein blasser Schimmer am Himmel, und während er hinsah, wurde aus der Blässe Helligkeit, die sich über den Himmel ausbreitete, so daß sie von den kleinen Tautröpfchen auf dem Gras des Hochlandes reflektiert und festgehalten wurde; und langsam kam der Mond hinter den Bergen hoch. Der alte Mann drehte sich um und sagte: «Du mußt dich jetzt lieber fertigmachen. Man weiß nie; sie könnten heute früher kommen.»
    Judson stand auf, und die beiden gingen hinaus. Judson legte sich in die flache Grube neben der Kuh, und der alte Mann deckte, ihn mit Gras zu, so daß nur sein Kopf über den Erdboden herausragte. «Ich werde auch aufpassen», sagte er, «vom Fenster. Wenn ich rufe, springst du auf und fängst ihn.»
    Er humpelte zum Haus zurück, ging nach oben, wickelte sich in Decken ein und nahm seinen Posten am Fenster ein. Es war noch früh. Der Mond war fast voll, und er stieg höher. Er schien auf den Schnee auf dem Gipfel des Mount Kenia.
    Nach einer Stunde rief der alte Mann aus dem Fenster: «Bist du noch wach, Judson?»
    «Ja», antwortete der, «ich bin wach.»
    «Schlaf nicht ein!» sagte der alte Mann. «Auf keinen Fall darfst du einschlafen.»
    «Die Kuh kaut dauernd», sagte Judson.
    «Gut. Und ich erschieß dich, wenn du jetzt auf stehst», sagte der alte Mann.
    «Du erschießt mich?»
    «Ich sagte, ich erschieße dich, wenn du jetzt aufstehst.»
    Ein leises Schluchzen kam von dort, wo Judson lag, ein sonderbares Keuchen wie von einem Kind, das sich bemüht, nicht zu weinen, und mittendrin Judsons Stimme: «Ich muß hier weg; bitte laß mich raus. Dieses Mahlen!»
    «Wenn du aufstehst», sagte der alte Mann, «schieß ich dir in den Bauch.»
    Für etwa eine Stunde dauerte das Schluchzen an, dann hörte es plötzlich auf.
    Eben vor vier fing es an, sehr kalt zu werden, und der alte Mann verkroch sich tiefer in seine Decken und rief: «Frierst du dort draußen, Judson? Frierst du?»
    «Ja», kam die Antwort. «Es ist sehr kalt, aber es macht mir nicht viel aus, weil die Kuh nicht mehr kaut. Sie schläft.»
    Der alte Mann sagte: «Was wirst du mit dem Dieb machen, wenn du ihn gefangen hast?»
    «Ich weiß nicht.»
    «Wirst du ihn erschlagen?»
    Eine Pause.
    «Ich weiß nicht. Ich werde einfach auf ihn losgehen.»
    «Ich werde zusehen», sagte der alte Mann. «Es wird spaßig sein.» Er stützte sich mit den Armen auf den Fenstersims und lehnte sich hinaus.
    Dann hörte er das Zischen unter dem Fenster, blickte hinunter und sah die schwarze Mamba durch das Gras auf die Kuh zugleiten. Sie kroch schnell und hielt ihren Kopf dabei ein wenig über dem Boden.
    Als die Mamba noch fünf Meter weg war, rief der alte Mann. Er hielt die Hände wie ein Sprachrohr vor den Mund und rief: «Da kommt er, Judson - da kommt er. Geh, fang ihn!»
    Judson hob schnell seinen Kopf und sah auf. Da sah er die
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