Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Iain Gale
Vom Netzwerk:
auf die Schulter. »Ja, Tom, da schließe ich mich Eurer Meinung an. Aber kümmert Euch jetzt um die Männer. Sie sollen nicht zu lange strammstehen. Gebt den Befehl zum Rühren.«
    Während Williams sich seinen Aufgaben zuwandte, betrachtete Steel den Boden genauer. Er hatte seit einigen Minuten das Gefühl, dass sein rechter Stiefelabsatz in den weichen Untergrund einsank. Er fluchte und zweifelte an Williams’ Einschätzung. Nicht auch noch hier! Das ganze Terrain war sumpfig, verdammt noch mal! Wie stellte Marlborough sich das bloß mit dem Vorrücken vor?
    Steel versuchte, das Gleichgewicht zu halten, denn er wollte sich vor den Männern keine Blöße geben, als er sich ein wenig bückte und mit beiden Händen versuchte, seinen Stiefel aus dem Matsch zu ziehen, wobei er leise fluchte. Schließlich zog er ein letztes Mal kräftig und hörte, wie der Stiefel mit einem schmatzenden Geräusch freikam. Er schüttelte den Kopf, wischte mit einer Hand den gröbsten Schlamm weg und warf einen zögerlichen Blick über die Schulter.
    Slaughter beobachtete ihn mit einem Grinsen. »Ihr seid wie ich, Sir. Das Frühstück war wohl zu üppig. Manchmal weiß man nicht, wann man aufhören soll. Ist immer so vor einer Schlacht. Sind die Nerven.«
    »Jacob, wenn ich mal Euren Rat hinsichtlich meiner Essgewohnheiten brauche, sage ich Euch Bescheid. Es liegt am Boden, Mann. Seht Ihr das denn nicht? Alles weich. Selbst hier.«
    Der Sergeant stampfte mit einem Fuß auf und schien festen Untergrund zu spüren, da der Boden nicht nachgab. »Also ich finde, hier ist’s fest genug.«
    Steel war nicht in der Stimmung für kleine Sticheleien. »Maul halten, Jacob. Und jetzt sorgt gefälligst dafür, dass die Jungs in Reih und Glied bleiben.« Er hielt inne und fügte versöhnlicher hinzu: »Wir müssen uns schließlich für die feindlichen Geschützführer etwas herausputzen, Jacob.«
    Mit diesen Worten schaute er wieder nach vorn und suchte die feindlichen Linien mit kritischem Blick ab. In der Mitte sah er eine Rauchwolke aufsteigen, und Sekunden später durchbrach ein einzelner Kanonendonner die Stille. Steel verfolgte, wie die Kugel von den französischen Reihen aufstieg und in gebogener Flugbahn auf das alliierte Zentrum zuhielt. Hansam griff derweil in seine Tasche und holte die goldene Sprungdeckeluhr hervor, die er bei Blenheim einem toten bayerischen Offizier abgenommen hatte. Es war einer der wenigen Zeitmesser im Kreis der Regimentsoffiziere. Obwohl die Uhr nicht genau ging, stellte sie doch Hansams bedeutendstes Beutestück dar. Mit dem Daumen schnippte er den Deckel hoch.
    »Ein Uhr. Wer hätte gedacht, dass die Franzmänner so pünktlich sein würden! Was meinst du, Jack? Sagst du nicht immer, die Franzosen wären Müßiggänger? Na, meistens stimmt’s wohl.« Er ließ die Uhr wieder in seiner Westentasche verschwinden.
    Steel lächelte und schüttelte den Kopf. »Unterschätze nie den Feind, Henry. Den Franzosen liegt vielleicht mehr am Essen und den Frauen als am Kampf, aber wir sollten nicht vergessen, dass sie genauso gut zu kämpfen verstehen wie wir, wenn’s drauf ankommt.«
    Kaum war das Echo der französischen Kanone verklungen, als auch schon die Batterie aus sechs englischen Zwölfpfündern im Zentrum der Alliierten antwortete. Ein wahrer Hagel aus Eisenkugeln regnete auf die feindliche Infanterie herab. Steel hatte den Eindruck, dass die gegnerische Batterie im selben Augenblick feuerte; daher beobachtete er gebannt, wie die Kugeln kreuz und quer durch die Luft sausten und im Flug eine Art Tanz zu vollführen schienen. Diesen Flugbahnen wohnte eine nicht zu leugnende Schönheit inne. Doch der erbauliche Anblick währte nur kurz, denn die Schrecken der Wirklichkeit ließen nicht lange auf sich warten. Steel schätzte die Entfernung auf etwa 1000 Yards. Eine beachtliche Strecke, aber nicht lang genug, um die alliierten Reihen vor Unheil zu bewahren.
    Zu seiner Rechten rief Slaughter grollend einen Befehl. »Ruhig Blut.«
    Steel sah, wie die schwarzen Punkte der sechs Kanonenkugeln größer wurden, als sie heranflogen. Wie immer, so schien ihr Anflug sich zu verlangsamen, bis die wahre Wucht hinter den Geschossen erst auf den letzten fünfzig Yards deutlich wurde.
    Wieder ließ sich ein grummelnder Sergeant vernehmen. »Ruhig bleiben, Männer.«
    Die französischen Kanoniere hatten angesichts des sumpfigen Geländes hoch gezielt. Auf festem Untergrund waren die Kugeln besonders verheerend, wenn sie vor dem Feind
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher