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Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Iain Gale
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anschlossen und weiter über den trügerischen Untergrund stapften, musste Steel darüber nachdenken, wie sich im Leben manch ein Kreis schloss. Zwei Jahre war es her, dass er das Gemetzel von Blenheim überlebt hatte. Der blutige Feldzug in Spanien lag gerade ein Jahr zurück, aber schon fand Steel sich auf flandrischem Boden wieder, und genau hier hatte er als junger Soldat begonnen. Die britische Armee schien sich immer in Flandern aufzuhalten. Bei dem gottverlassenen Ort Steenkerke hatte er zum ersten Mal das Schlachtengetümmel erlebt … damals, als er noch ein Fähnrich von siebzehn Jahren war.
    Seither gehörte er schon vierzehn Jahre dem Regiment an, und natürlich wusste er, warum sie wieder hier in diesem Gebiet standen. Marlborough brauchte unbedingt einen Sieg. Blenheim schien eine halbe Ewigkeit her zu sein, und die niederländischen Alliierten wurden allmählich rastlos. Im vergangenen Jahr hatten sie keine Triumphe in den nördlichen Territorien feiern können. Stattdessen endloses Marschieren. Zugegeben, sie hatten die massiv befestigten französischen Linien durchbrochen, die sich durch Flandern und Brabant zogen. Aber nie hatten sie Gelegenheit gehabt, diese Erfolge mit einem Sieg in einer offenen Feldschlacht zu krönen. Steel wusste genau, dass Marlboroughs Feinde in London erneut gegen den Herzog intrigierten. Die einzige Antwort auf diese Machenschaften war ein Sieg. Daher waren sie bis hierher marschiert, um die Franzosen zu schlagen, auch wenn es bedeutete, diesen elenden Sumpf durchqueren zu müssen. Doch Steel richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Gegenwart und machte sich bewusst, dass ihre Angriffsformation bei jedem Schritt ungeordneter wurde.
    Er wandte sich an seinen Sergeant. »Die Reihen geschlossen halten, Sergeant. Wir können es uns nicht leisten, Leute zu verlieren, noch ehe wir auf den Feind gestoßen sind.«
    »Da habt Ihr recht, Mr. Steel.«
    Steel seufzte. »Versucht doch, mich einfach nur mit ›Sir‹ anzusprechen, Jacob. Gönnt mir doch, dass ich als Captain auftreten kann.«
    Nach der Schlacht von Blenheim war Steel von Marlborough persönlich zum Captain ernannt worden, aber die Ernennung war noch nicht rechtskräftig und musste noch vom Kommandeur in den Räumen der Horse Guards in London ratifiziert werden. Das alles war inzwischen zwei Jahre her, und Steel hatte die Hoffnung fast aufgegeben. Er konnte nur vermuten, dass er bei Hofe in Ungnade gefallen war, und nach dem Grund dafür brauchte er nicht lange zu suchen: Er hatte eine Geliebte in London – falls das die richtige Bezeichnung für eine Dame war, die er schon seit Langem nicht mehr liebte. Arabella Moore war eine eifersüchtige Frau, zehn Jahre älter als er, und stand der Königin gefährlich nahe. Ja, Arabella könnte durchaus dafür verantwortlich sein, dass man ihm bislang den Rang eines Captains offiziell vorenthalten hatte.
    Zweifellos hatte Arabella von der romantischen Affäre erfahren, die Steel während des Blenheim-Feldzuges mit einer hübschen Bayerin gehabt hatte. Damals hatte er gehofft, mit dieser jungen Frau glücklich werden zu können. Aber jetzt war Louisa Weber unerreichbar für ihn. Bei seiner Rückkehr aus Spanien hatte er erfahren, dass sie einen Offizier der Royals geheiratet hatte. Nun, der Wahrheit halber war auch Steel ihr nicht allzu treu gewesen; daher war es vermutlich am besten so. Aber die ganze Geschichte hatte Arabellas Eifersucht geschürt und ihren immerwährenden Groll geweckt. Eins schien klar: Wenn sie ihn schon nicht haben konnte, setzte sie alles daran, dass er in der Armee keine Karriere machte.
    Was, überlegte Steel, musste er jetzt wohl tun, um auch auf dem Papier die Beförderung zu bekommen, die er sich verdient hatte und nun so dringend benötigte? Die Prämien von Blenheim und alles, was er in den Gefahren des letzten Feldzuges hatte zusammenraffen können, waren schnell aufgebraucht gewesen. Schon sehr bald wäre er wieder ernsthaft verschuldet. Dann würde ihm erneut der beflissene Regimentsadjutant Major Frampton im Nacken sitzen und ihm offene Rechnungen aus der Offiziersmesse unter die Nase reiben. Steel hoffte, dass sich in der bevorstehenden Schlacht eine Gelegenheit ergab, Geld und Ruhm zu ernten. Denn seiner Erfahrung nach gab es das eine selten ohne das andere. Und keins von beidem ließ sich ohne die Gefahren erlangen, denen Steel nun so hilflos ausgeliefert war.
    Denn trotz seiner Furcht vor den Phantomen im Nebel wusste er, was ihn zum
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