Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle
Autoren: Roger Smith
Vom Netzwerk:
hier mit dem Wind weggeweht.«
    Zwei Männer in Overalls schoben eine Bahre zum Ford. Zondi wollte das nicht sehen. »Bitte nur das Beste, Giraffe.«
    Â»Natürlich, Zondi. Natürlich.«
    Zondi drehte sich um und ging die Gasse hinauf, wo Dell wie eine Vogelscheuche stand, die ihr Feld verloren hatte.
    ***
    Dell, im Schatten eines Plakats des Justizministers, schaute zu, wie zwei Männer ein Stofftransparent an der Seite eines Gebäudes anbrachten. Auf dem Transparent stand etwas auf Zulu. Dell las den Namen des Ministers, der ganze Rest war ihm unverständlich.
    Er hörte Schritte auf dem Kies und drehte sich um, als Zondi zu ihm trat. »Alles okay?«, fragte Dell.
    Â»Ja«, antwortete Zondi und starrte zu den Bergen hinauf.
    Â»Und was machst du jetzt?«
    Â»Sie beerdigen. Und dann verschwinde ich so schnell wie möglich von hier.«
    Sie standen eine ganze Weile schweigend nebeneinander da. Dann sagte Dell: »Sie war deine Tochter, stimmt’s?«
    Zondi sah ihn an. Abwesender Blick. Zuckte die Achseln. »Ganz ehrlich, ich bin nicht sicher.«
    Die Arbeiter brüllten sich gegenseitig Anweisungen auf Zulu zu. »Was soll das hier alles?« Dell deutete auf ein weiteres Transparent, auf dem beim Entrollen das Gesicht des Ministers sichtbar wurde.
    Â»Weißt du das nicht?«
    Â»Was soll ich wissen?«
    Â»Er spricht heute Abend hier auf einer Kundgebung.«
    Â»Mein Gott. Machst du Witze?«
    Â»Nein.«
    Â»In dem Zelt gegenüber vom Krankenhaus?«
    Â»Ja.«
    Dell nickte, strich sich mit einer Hand über den Bart. Sah zu dem Minister auf. Der angespannte Mund wie eine klaffende Wunde in dem fleischigen Gesicht. Dell hatte diesen Mann einmal bewundert, als er noch ein Freiheitskämpfer gewesen war. Vor langer Zeit.
    Â»Kann ich den Ford nehmen?«, fragte Dell.
    Zondi sah ihn an, ungerührt, las seine Gedanken. »Das ist Selbstmord.«
    Â»Suizidhilfe. Vielleicht.« Dell lachte und dachte an seinen Vater.
    Zondi zuckte die Achseln, kramte die Schlüssel des Pick-ups aus seiner Diesel Jeans und ließ sie in Dells schmutzige Hand fallen. Dann drehte er sich um und ging die Hauptstraße hinunter fort.
    Dell ging zurück zu dem Pick-up, atmete durch den Mund, um den Geruch der Balsamierflüssigkeit nicht noch einmal wahrnehmen zu müssen. Es half nichts, am Ende hatte er ihn doch wieder in der Nase und auf der Zunge. Er öffnete die Beifahrertür und versuchte, die blutverschmierte, zerschossene Scheibe herunterzukurbeln. Die Kurbel klemmte. Dell hob einen Stein auf und zerschlug die Scheibe. Das zersplitterte Glas fiel in den roten Sand.
    Ein Schwarzer in Overall und mit weißen, kniehohen Stiefeln tauchte in der Tür des Bestattungsunternehmers auf, beobachtete Dell einen Moment lang und verschwand dann wieder nach drinnen.
    Dell ließ den Stein fallen und ging zu einem Schlauch, der an der Gebäuderückseite mit einem Wasserhahn verbunden war. Er drehte das Wasser an, ein trübes Rinnsal, und schleifte den Schlauch zum Ford. Er spritzte das Blut des Mädchens von Vordersitz und Boden, vertrieb die Schmeißfliegen. Spülte sich die Hände ab, lief zurück und drehte den Hahn wieder zu.
    Dell ließ den Ford an. Kupplung und Gaspedal so weich wie nasses Zeitungspapier. Er holperte die Gasse hinunter und bog auf die Hauptstraße ein, fuhr auf das Zelt zu, während der Minister ihn von jeder Wand aus beobachtete.

Kapitel 77
    Zondi ging den Bürgersteig entlang, wich Straßenhändlern und Bettlern aus. Als er an dem Spirituosenladen vorbeikam, sah er einen vertrauten gelben Nissan-Pick-up davor parken. Der kräftige Mann mit eingedelltem Schädel lehnte am Kotflügel und rauchte eine Zigarette. Zwei von Injas Soldaten tauchten aus dem Laden auf, schleppten Bierkisten. Sie luden den Alkohol auf die Ladefläche des Nissans, die Flaschen klimperten wie ein Windspiel. Der kräftige Mann sagte etwas auf Zulu, das Zondi nicht richtig mitbekam, und alle drei lachten, als sie in das Führerhaus des Trucks einstiegen. Der Fahrer ließ den Motor aufheulen, dann verschwand der Nissan in Richtung Berge. Die Nachricht von Inja Mazibukos Tod hatte inzwischen Bhambatha’s Rock erreicht.
    Zondi ging weiter, vorbei an dem Restaurant, bis er die Lichtung fand. Es sah noch genauso aus wie vor zwanzig Jahren. Ein Küchenstuhl aus Formica und verrostetem Stahl stand im dürftigen Schatten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher