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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle
Autoren: Roger Smith
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gleichzeitig. Dann hörte Sunday nur noch die sanfte Stimme ihrer Mutter, die sie zu Hause willkommen hieß.
    ***
    Zondi raste in eine Kurve, kämpfte gegen das Übersteuern, verlor um ein Haar die Kontrolle über den Ford. Er lenkte den Pick-up von der Straße auf Schotter, jagte Händler und Hühner und Ziegen auseinander, als er zwischen Hütten aus Blech und Holz hindurchfuhr. Hörte Schreie und Flüche.
    Bog in einen Weg ein, der zu einer Ansammlung von Hütten führte, die sich um einen niedrigen Berg scharten. Sah zurück. Kein blaues Auto dahinter. Nur Dell, auf und ab fliegend, den Überrollbügel umklammernd. Zondi sah zu dem Mädchen hinüber. Sie lag zusammengesackt an der Tür.
    Der Ford kam neben einem verrosteten Stacheldrahtzaun zum Stehen. Hunderte bunter Plastiktüten hatten sich in den gebogenen Dornen verfangen und surrten in der Brise. Zondi nahm die Hände vom Steuer und wandte sich dem Mädchen zu.
    Dell sprang von der Ladefläche und ging zur Beifahrertür. Das Gesicht des Mädchens war wie Knete gegen das gesprungene, blutverschmierte Glas gedrückt. Er öffnete langsam die Tür und spürte ihr Gewicht, als sie gegen ihn sackte. Ihre Hand fiel herunter, von ihren schlaffen Fingern tropfte Blut in den Sand.

Kapitel 76
    Zondi fuhr zurück hinunter Richtung Bhambatha’s Rock, ihm war, als ob die fleischfarbene Erde ihn jeden Moment verschlucken würde. Das Mädchen saß da, ihr Kopf gegen die Rückenlehne gelegt, als schliefe sie. Er wurde von seinem Mobiltelefon aufgeschreckt, das in seiner Tasche piepte und vibrierte.
    Auf dem Display der Name des Anrufers: M.K. Moloi. Das Signal war wieder weg, ehe Zondi sich melden konnte, und er ließ das Telefon auf den Sitz fallen. Er fuhr am Krankenhaus vorbei und widersetzte sich der Versuchung, hinzufahren und die belgische Ärztin zu holen. Um irgendein Wunder zu bitten. Sinnlos. Das Mädchen war tot. Das Geheimnis ihrer Abstammung war mit ihr gegangen. Zondi war niemandes Vater.
    ***
    Dell hatte die Augen geschlossen. Er spürte das Surren der Reifen auf der Straße, während der Ford sich der Stadt näherte. Er war unermesslich erschöpft, wollte aber nicht schlafen. Denn Schlaf bedeutete, dass er irgendwann wieder aufwachte, gegen Panik und Trauer ankämpfen und sich irgendeine Lüge einreden müsste, dass das Leben weiterging.
    Dell schlug die Augen auf. Sah Männer in Overalls ein gelb-weiß gestreiftes Zelt auf der Freifläche zwischen Krankenhaus und den ersten Hohlblocksteingebäuden der Hauptstraße errichten. Arbeiter luden Stühle von einem Lastwagen.
    Der Ford wurde langsamer und hielt an. Die Straße war blockiert von einem Sattelschlepper, der mit einem Zischen seiner Druckluftbremse auf das Zelt zu knatterte. Eine alte Frau stand am Straßenrand, gehüllt in eine Decke. Sie balancierte einen Wasserbehälter auf dem Kopf und sah das tote Mädchen im Pick-up. Die Alte bekreuzigte sich und hob die Fingerspitzen an ihre gefurchten Lippen und küsste sie.
    Der Ford klapperte weiter und bog neben einem Beerdigungsinstitut in eine Gasse ein. Hielt vor dem Hintereingang neben einem schwarzen SUV , auf dessen Tür in kunstvoller goldener Schreibschrift der Name des Bestattungsunternehmers gemalt war. Zondi stieg aus und betrat das Geschäft. Sah nicht zurück.
    Ein Abflussrohr in der Wand des Gebäudes rülpste und spuckte eine graue Flüssigkeit in den Sand. Der Geruch von Balsamierflüssigkeit erreichte Dell, was Erinnerungen wachrief, mit denen er sich im Moment nicht auseinandersetzen konnte. Er schwang sich von der Ladefläche des Pick-ups, wollte weg von hier.
    Dann blieb er stehen und sah zu dem Mädchen hinein, das zusammengesunken auf dem Vordersitz saß. Hatte das Gefühl, er sollte sie nicht allein lassen. Wohin auch immer sie geht, sie ist bereits dort , sagte er sich und ging zur Einmündung der Gasse hinauf.
    ***
    Zondi folgte dem fetten Mann hinaus auf den Hof. Giraffe stockte einen Moment und starrte das tote Mädchen in dem Pick-up an. Zondi hörte das Atmen des Bestattungsunternehmers wie das Rauschen eines entfernten Wasserfalls.
    Â»Kannst du dich für mich darum kümmern?«, fragte Zondi.
    Â»Natürlich.«
    Â»Für Todesurkunden und so weiter habe ich keine Zeit.«
    Giraffe schüttelte den Kopf. »Wir sind hier in Bhambatha’s Rock, Zondi. Papierkram wird
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