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Staub zu Staub

Staub zu Staub

Titel: Staub zu Staub
Autoren: Olga A. Krouk
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Kaum. Und wessen Erleuchtung war es, als ich beschlossen habe, mich mit der Kabbala zu beschäftigen? War es wirklich meine Idee?“ Er holte tief Luft. „Was danach geschah, führte unabdingbar zum Ende. Die Thora wurde gefunden. Tilse bekam sie samt Jonathan in die Hände. Fragen Sie sich doch, warum ausgerechnet er. Weil ich, wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre, erkannt hätte, worauf es hinausläuft. Ich hätte niemals die Siegel gebrochen. Was für ein Hohn! Jahrzehntelang habe ich versucht, die Menschheit zu retten und in Wirklichkeit habe ich mit meinen Taten die Apokalypse herbeigeführt. Alles, was ich nach meiner Meinung gegen den Willen des Herrn machte, geschah nach Seinem Willen.“
    „Aber ich will einfach nur meinen Max zurück. Und ich schwöre, ich werde nichts unversucht lassen, um ihn zu retten.“
    „Leute.“ Kristin bettete Daniels Kopf auf ein Sofakissen und stand auf. „Vielleicht bin ich zu pragmatisch, aber was ihr sagt, sind wilde Vermutungen, die auf der Bibel, euren Dogmen und eurem blinden Glauben basieren.“ Mirjam wollte widersprechen, doch Kristin unterbrach sie mit einer raschen Geste. „Lasst mich ausreden. Schaut euch Fakten an. Einfach nur Fakten, nichts anderes. Die Akten über Max, die Tilse aufgetrieben hat, haben wir alle gelesen. Da steht schwarz auf weiß, dass er ein im Grunde normaler Mensch ist, der diese totipotenten Zellen und WNT-Gene hat. Daher kommen all seine“, sie deutete Gänsefüßchen an, „Wunderwirkungen. Ein weiterer Fakt ist, dass keiner von uns sich erinnern kann, was genau passiert ist, nachdem wir das zerstörte Kloster verlassen haben und bevor wir Stunden später – ich betone: Stunden später – wieder das Bewusstsein erlangt haben.“
    „Ich habe es gesehen“, begann Mirjam.
    „Ich weiß, was du gesehen hast. Ein Licht, das über Max herfällt. Stimmen. Na toll. Erzähl das deinem Psychiater, was wird er darüber denken? Genau. Also bleiben wir bei den Fakten. In Tilses Notizen haben wir einen Hinweis gefunden, dass irgendjemand an Max’ Zellen äußerst interessiert ist …“
    „Das sind aber auch nur Vermutungen“, wandte Mirjam ein. „Direkt stand da nichts desgleichen.“
    „Mag sein. Aber es fällt mir viel leichter zu glauben, dass irgendwelche dubiosen Typen Max entführt haben und er in einem Laborbunker und nicht in einem flammenden Engelsgefängnis gefoltert wird. Also sucht die Antworten lieber in Tilses Notizen und nicht in eurer Thora.“
    „Tilse! Thora!“, hauchte Mirjam. „Natürlich! Wieso ist mir das nicht gleich eingefallen? Tilse ist allwissend, er muss die Lösung kennen!“
    „Tilse?“ Friedmann schnaubte. „Tilse lebt in den Ruinen, frisst Beeren, Moos und Mäuse und murmelt von den vier Rabbinern, die in den Prades gingen. Bei aller Liebe, meinen Sie wirklich, er ist eine gute Hilfe?“
    Kristin schlug sich die Hand vor die Stirn. „Ja, Tilse ist der Schlüssel, aber ganz bestimmt nicht, weil er allwissend ist oder so. Seine Notizen sind wichtig!“
    Mirjam trat zum Fenster und sah auf die blühenden Fuchsien im Garten, die ihre Blüten im Wind wiegten, und legte ihre Hände auf den Bauch.
    „Egal, wo Max jetzt ist, ich werde ihn finden.“ Sie streckte ihr Gesicht der Sonne entgegen und genoss die Strahlen auf ihrer Haut. Gedanken an Weltuntergang, Tod, Krieg und Krankheit rückten in die Ferne. Sie bedankte sich für das Leben und ihren Freien Willen, der immer eine Wahl ermöglicht. Die Wärme der Sonne erfüllte sie. Und irgendwo weit fort hörte sie die Klänge einer Geige, die ihr Inneres wie mit einer Feder kitzelten.

Nachwort und Danksagung
    Nun ist es an der Zeit, Abschied zu nehmen. Über neun Monate hat mich dieser Roman beschäftigt und es fällt mir nicht leicht, loszulassen. Ich hoffe, dass auch Sie, liebe Leser, nicht einfach so das Buch zuschlagen, sondern sich in Gedanken ein wenig weiter damit beschäftigt.
    Es wurden komplizierte Themen angerissen und es ist nicht möglich, sie innerhalb dieses Romans genauestens durchzunehmen. Wer mehr drüber wissen möchte, sollte sich mit der Sachliteratur beschäftigen. Zu dieser zählt übrigens auch die Bibel.
    In diesem Roman wurden viele historische Tatsachen aufgegriffen. Rabbi Moche Chajim Luzzatto, Moses Kann, der Gaon von Vilna – haben gelebt und gewirkt. Allein die Verbindung zwischen den Dreien ist frei erfunden. Und obwohl RaMChaL nach einigen Quellen tatsächlich das größtmögliche Wissen für einen Sterblichen erlangt
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