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Starke Kinder

Starke Kinder

Titel: Starke Kinder
Autoren: Anne Dyer , Regina Steil
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Teile ihres Körpers. Diese Kinder haben in ihrer Entwicklung gelernt, dass sie im Austausch für sexuelle Verhaltensweisen Aufmerksamkeit und Zuwendung erhalten können.
    Zu den länger andauernden Folgen sexuellen Kindesmissbrauchs gehören psychische Störungen wie Posttraumatische Belastungsstörungen, Depressionen, Ängste, Essstörungen, Drogenabhängigkeit und Persönlichkeitsstörungen. Weitere Symptome, unter denen Betroffene leiden, sind ein geringer Selbstwert, sexuelle Probleme, Selbstverletzungen und Gedanken an Selbsttötung. Manche erwachsene Opfer leiden unter Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen. Sie haben den Eindruck, weniger wert als andere zu sein, immer noch bedroht zu werden oder weiterhin durch den Missbrauch beschmutzt zu sein. Manche Betroffene versuchen, durch einen Missbrauch von Alkohol oder anderen Drogen Erinnerungen an traumatische Erfahrungen zu unterdrücken. Sie entwickeln sexuell riskante Verhaltensweisen, wie z. B. häufige ungeschützte sexuelle Kontakte. Solche Risikoverhaltensweisen und andere Folgen des Missbrauchs, wie z. B. Alkohol- oder Drogenkonsum, können das Risiko erhöhen, erneut Opfer sexueller oder anderer zwischenmenschlicher Gewalt zu werden. Auch 50 Jahre nach den Erlebnissen werden von den Betroffenen deutlich erhöhte Raten an Depression und Suizidversuchen berichtet (Felitti, 2002).
    Merke
    Im Vergleich zu anderen Formen der Traumatisierung birgt der sexuelle Missbrauch in der Kindheit das größte Risiko, eine Posttraumatische Belastungsstörung zu entwickeln. Während nach einem Verkehrsunfall oder einer Naturkatastrophe ungefähr 10 % der Betroffenen eine solche Traumafolgestörung entwickeln, leiden ungefähr 80 % der Betroffenen nach einer sexuellen Gewalterfahrung unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Nach einem traumatischen Ereignis vermeiden die Betroffenen bei dieser Störung sämtliche Erinnerungen an das Geschehene. Um jedoch die Erfahrung verarbeiten zu können, ist eine Auseinandersetzung notwendig. Immer wieder wiederholt sich das Geschehene vor dem inneren Auge des Betroffenen. Dies teils in solch gravierender Weise, dass die Betroffenen nicht mehr zwischen der Vergangenheit und Gegenwart unterscheiden können. Auch Alpträume über das Geschehene werden häufig berichtet. Die Betroffenen vermeiden, sich mit dem Geschehenen oder mit Dingen, die sie daran erinnern, auseinanderzusetzen. Dies erfordert viel Kraft und führt zu Schlaf- und Konzentrationsstörungen. Menschen mit Posttraumatischer Belastungsstörung berichten, immer „auf der Hut“ zu sein. Sie fühlen sich wie auf dem Sprung. Schon Kleinigkeiten können zu starken Schreckreaktionen führen.
    Können bestimmte Symptome oder Störungen Hinweise auf einen sexuellen Missbrauch geben?
    Eine Erwachsene wandte sich an eine Klinik und bat um Behandlung. Sie habe im Laufe einer langjährigen Therapie herausgearbeitet, dass sie wohl missbraucht worden sei. Ihr Symptombild, so ihre Therapeutin, sei ein klarer Hinweis darauf, dass es zu einem Missbrauch gekommen sei. Erinnerungen an Übergriffe habe sie jedoch keine.
    Dies ist höchst problematisch: Erinnerungen können verändert werden. Es ist sogar möglich, falsche Erinnerungen zu erzeugen. Keinesfalls darf ein Therapeut oder ein Mitarbeiter einer Klinik aufgrund psychischer Symptome oder Störungen folgern, dass eine Patientin einen sexuellen Missbrauch erlebt haben muss.
    Durchaus möglich ist, dass sich Betroffene über Jahre hinweg nicht mehr an die Ereignisse erinnern und erst durch eine neue Situation in ihrem Leben diese Erinnerungen wieder auftauchen. Eine Betroffene berichtet, dass sie jahrelang nicht von Erinnerungen an den Missbrauch gequält wurde. Erst als ihre Tochter in das Alter kam, in welchem ihr Missbrauch begonnen hatte, kamen Erinnerungen zu Tage und wurden quälend.
    Von einem sexuellen Missbrauch betroffene Menschen können, müssen aber keine Symptome oder Störungen entwickeln. Manche Menschen schaffen es, ohne schwere Folgen einen Missbrauch zu überstehen. Missbraucht worden zu sein, bedeutet nicht, für den Rest des Lebens abgestempelt und zum Opfer gemacht worden zu sein.
    Zusammenfassung
    Die tatsächliche Zahl der missbrauchten Kinder ist unbekannt und kann nur geschätzt werden. Ungefähr 18 % der Frauen und 7 % der Männer berichten von einer Form der
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