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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
Autoren: Bernard Cornwell
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zurückgedrängt wurden, verteilten sie kübelweise Patronen an ihre Truppen, der Nachschub der Nordstaaten jedoch befand sich immer noch östlich des Bull Run, und jedes Fuhrwerk, jede Protze und jede Munitionskiste musste durch den Verkehrsstau geschafft werden, der sich um die Steinbrücke gebildet hatte. Und wenn die Munition dann tatsächlich auf dem Plateau ankam, erwies sie sich viel zu oft als falsch, sodass Truppen, die mit .58er-Rifles bewaffnet waren, .69er-Musketenmunition erhielten, und so mussten ihre Waffen schweigen, und sie zogen sich zurück, sodass Lücken in ihrer Kampflinie entstanden, in die grau uniformierte Rebellen vorstießen.
    Auf beiden Seiten stockte das Infanteriefeuer oder brach ganz ab. Die Zapfen, durch die das Feuer der Zündhütchen in die Pulverladung gelangte, brachen häufig, aber die Südstaatler konnten beim Vorwärtsrücken den Toten der Nordstaaten die Waffen abnehmen und so die Schlacht in Gang halten. Doch noch immer kämpften die Nordstaatler. Die Läufe ihrer Gewehre und Musketen waren mit Rückständen verbrannten Pulvers verschmutzt, sodass jede Kugel mit großer Anstrengung in den Lauf gerammt werden musste, und es war ein heißer Tag, und in der Luft hing beißender Pulverrauch, sodass die Münder und Kehlen der erschöpften Männer austrockneten und rau wurden, und ihre Schultern waren mit blauen Flecken vom Rückstoß der schweren Waffen übersät, und ihre Stimmen waren heiser vom Schreien, ihre Augen brannten von dem Rauch, in ihren Ohren hallten die Donnerschläge der großen Kanonen nach, ihre Arme schmerzten vom Hinunterrammen des Ladestocks in die verdreckten Läufe der Waffen, und immer noch kämpften sie. Sie bluteten und kämpften, fluchten und kämpften, beteten und kämpften. Einige der Männer wirkten wie betäubt, standen einfach mit aufgerissenen Augen und Mündern da, taub für die Rufe ihrer Offiziere oder die Misstöne der Kugeln, Kanonen, Granaten und Schreie.
    James Starbuck hatte jedes Zeitgefühl verloren. Er lud seinen Revolver nach, feuerte und lud erneut nach. Er wusste kaum, was er tat, nur dass jeder Schuss die Union retten konnte. Er hatte grässliche Angst, doch er kämpfte weiter, schöpfte einen seltsamen Mut aus dem Gedanken an seine jüngere Schwester. Er war zu dem Schluss gekommen, dass einzig Martha um ihn trauern würde und dass er sie nicht enttäuschen dürfe, und diese Entschlossenheit hielt ihn an seinem Platz, wo er kämpfte wie ein einfacher Soldat, feuerte und nachlud, feuerte und nachlud, während er immer wieder Marthas Namen laut vor sich hin sagte, als wäre er ein Glücksbringer, der ihm Tapferkeit bescherte. Martha war die Schwester, die Nathaniel im Wesen am meisten ähnelte, und als James inmitten der verstreuten Toten und Verwundeten stand, hätte er weinen können, weil ihm Gott nicht Marthas und Nathaniels dreiste Kühnheit verliehen hatte.
    Dann, als er seine letzten Zündhütchen auf die Pistons vor den Revolverkammern setzte, breitete sich Jubel an der Kampflinie der Südstaaten aus, und als James aufblickte, sah er die gesamte gegnerische Front vorwärtsstürmen. Er hob seinen schmerzenden Arm und richtete den Revolver auf die riesige mausgraue Armee, die von den Schmauchspuren stellenweise schwarz verkohlt war und ihn direkt angriff.
    Und dann, als er noch einmal den Namen seiner Schwester murmelte und in Erwartung des Lärms, den sein Revolver machen würde, schreckhaft die Schultern hochzog, stellte er fest, dass er vollkommen allein war.
    In dem einen Moment war noch eine Schlacht ausgetragen worden, im nächsten war die Niederlage besiegelt.
    Denn die Unionsarmee war auseinandergebrochen und geflüchtet.
    Die Männer hatten jede Disziplin in den Wind geschlagen und rannten den Hügel hinunter. Sie warfen Gewehre und Musketen fort, Bajonette und Kampftaschen und liefen einfach nur davon. Einige wandten sich nordwärts in Richtung der Sudley Fords, während andere auf die Steinbrücke zuhielten. Einige wenige Männer versuchten, sich dem Angriff entgegenzustellen, und riefen ihren Kameraden zu, sie sollten eine Kampflinie bilden, doch diese wenigen wurden von den vielen weggeschwemmt. In panischer Flucht stürmten die Truppen auf die Felder zu beiden Seiten der Mautstraße, auf der eine aufgeprotzte Kanone, deren Zugpferde in einen wilden Galopp gepeitscht worden waren, mit ihren eisenbeschlagenen Rädern schreiende Infanteristen niederfuhr. Andere Männer benutzten Flaggenstangen als Speere, um sich den
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